Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
Jungen. Bringen Sie ihn zu mir, in das Büro des Direktors. Niemand darf mit ihm sprechen. Niemand darf seinen Namen erfahren!«
N atürlich konnte es sich nur um Alex Rider handeln. Trotzdem erschrak Byrne, als er ihn sah. Seit ihrer letzten Begegnung waren nur wenige Tage vergangen, doch der Junge schien um Jahre gealtert. Körperlich wirkte er unversehrt. Er betrat das Zimmer, ein Büro in der Aula, und setzte sich. Er schien erfreut, Byrne zu sehen, wirkte jedoch mehr wie ein Schatten seiner selbst. Die durchnässten Kleider umhüllten einen Körper, aus dem jede Kraft gewichen war, und das Licht in seinen Augen war erloschen. Byrne spürte sofort, dass etwas Schreckliches passiert sein musste. Und zum ersten Mal in seiner Karriere beim CIA hatte er Angst, danach zu fragen.
Alex fasste in wenigen Sätzen zusammen, was sich zuletzt ereignet hatte, als wollte er es so schnell wie möglich hinter sich bringen. Ein Mann namens Abdul-Aziz Al-Razim habe ihn entführt und in die Wüste gebracht. Scorpia habe die britische Regierung erpressen wollen. Und ein Doppelgänger von ihm sei zusammen mit einer Gruppe von Schülern aus seinem College zur Rede der Außenministerin gegangen. Der Doppelgänger hätte die Außenministerin erschossen, wenn er es nicht verhindert hätte.
»Ein Doppelgänger?« Manzours Gesichtsausdruck nach zu schließen glaubte er Alex kein Wort.
»Ja. Er heißt Julius Grief. Sein Vater war Dr. Hugo Grief. Ein plastischer Chirurg hat ihm mein Aussehen verpasst.«
»Und wo ist er jetzt?«
»Sie finden ihn am Rand der Straße, die zur Universität führt.«
»Lebt er noch?«
»Nein. Ich habe ihn getötet.«
Manzour wandte sich an einen Beamten und herrschte ihn auf Arabisch an, woraufhin der Beamte aus dem Zimmer wieselte.
Byrne wartete, bis er verschwunden war. »Sie können Alex ruhig glauben, Ali«, sagte er leise. »Ich kenne ihn. Ich hatte in der Vergangenheit schon zweimal mit ihm zu tun. Sie können ihm vertrauen.«
Die Verwendung des Vornamens verfehlte ihre Wirkung nicht. Der Ägypter nickte langsam. Dann wandte er sich wieder Alex zu, musterte ihn und sagte: »In einem Übertragungswagen wurde ein Toter gefunden.«
»Das war Erik Gunter. Er war an dem Anschlag beteiligt. Gunter war der Sicherheitschef meiner Schule, aber zugleich hat er für Scorpia gearbeitet.«
»Er wurde von einem Skorpion gestochen.«
»Das stimmt.« Eine Erklärung bot Alex nicht an.
Byrne beugte sich vor. »Eine Frage: Wo finden wir diesen … Al-Razim?«
»Das kann ich Ihnen sagen. Unter einer Bedingung: Ich will mitkommen, wenn Sie ihn festnehmen.«
Manzour schüttelte den Kopf. »Kommt nicht infrage. Ich habe für so etwas eine Spezialeinheit. Das Einsatzkommando 777. Es braucht deine Hilfe nicht.« Beim Einsatzkommando 777 handelte es sich um eine ägyptische Truppe für Terrorismusbekämpfung und Spezialoperationen, benannt nach dem Jahr ihrer Gründung 1977 und stationiert im Süden Kairos.
»Du hast genug getan, Alex«, sagte auch Byrne. »Überlass uns den Rest.«
Alex schüttelte den Kopf. »Razim wohnt in einem Fort in der Nähe von Siwa«, hob er zu einer Erklärung an. »Er hat genügend Waffen, um eine ganze Armee in Schach zu halten. Die Umgebung des Forts ist vermint. Ihre Spezialisten werden in die Luft gesprengt, wenn sie sich dem Fort auch nur nähern. Razim hat mir gegenüber von einem Radarwarnsystem und Boden-Luft-Raketen gesprochen. Wollen Sie sich wirklich auf einen Kampf mit ihm einlassen? Wenn ich Ihnen helfe, brauchen Sie das nicht.«
Die beiden Männer schwiegen.
»Ein Hubschrauber sollte Julius Grief zum Fort zurückbringen«, fuhr Alex fort. »Ich kann Ihnen zeigen, wo er wartet. Darin können sich zwölf Ihrer Leute verstecken. Wenn wir schnell genug handeln, können wir Razim festnehmen, bevor er erfährt, was heute Abend passiert ist. Er wird mich für Julius halten und ins Fort lassen.«
»Und dann?« Manzour klang auf einmal interessiert.
»Ihre Leute warten im Hubschrauber. Das Fort hat einen Kontrollraum. Sobald ich mir Zutritt verschafft habe, kann ich alles abstellen: Strom, Raketen, Minen. Dann greifen Sie an. Razim hat gut ein Dutzend Wachleute, aber die können Sie überrumpeln.«
»Alles hängt davon ab, dass du in den Kontrollraum kommst«, sagte Manzour.
»Der Raum war früher mal eine Bäckerei. Ich konnte hineinsehen, als ich dort war. Das ist der Schwachpunkt.«
Ein kurzes Schweigen folgte, dann nickte Byrne. »Das klingt nach einem guten Plan. Die Frage ist nur, ob es
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