Alex Rider 9: Scorpia Rising (German Edition)
»Alles in Ordnung?«
Alex nickte.
»Wir haben Kairo über Funk verständigt. Alles ist vorbei und Verstärkung ist unterwegs.«
Zehn Minuten später war Alex verschwunden. Die Spezialagenten gerieten in Aufregung und suchten ihn verzweifelt. Sie fanden ihn erst viel später außerhalb des Forts. Er kniete vor einem ausgebrannten Auto.
Abschiede
E s war Zeit zu gehen.
Alan Blunts letzter Tag als Chef der Abteilung Spezialoperationen des MI6 neigte sich dem Ende zu. Er hatte gerade seine persönlichen Sachen zusammengepackt und dafür nicht lange gebraucht. Sie fanden in einem kleinen Schuhkarton Platz, der jetzt in der Mitte seines leeren Schreibtisches stand. Was er von hier mitnahm, waren vor allem Erinnerungen. Und davon gab es mehr als genug. Er hatte kurz überlegt, ob er seine Memoiren schreiben sollte, wie es bei scheidenden Politikern und Staatsbeamten in Mode war. Aber das kam für ihn nicht infrage. Es gehörte zu den Anforderungen seines Berufes, Geheimnisse mit ins Grab zu nehmen. Wenn er sie verkaufte, lag er womöglich früher unter der Erde, als ihm lieb war.
Er warf einen letzten Blick nach draußen. Es war ein heißer Sommer. In der Liverpool Street war es ungewöhnlich hell und die Fensterscheiben reflektierten die Sonne. Auf dem Fenstersims saß eine Taube. Sie schien zu schlafen. Schliefen Vögel eigentlich? Blunt klopfte gegen die Scheibe und sie flog weg. Er hatte mit Smithers einmal über den Einsatz von Brieftauben beim Abhören ausländischer Botschafter gesprochen. Brieftauben mit einem Abhörgerät am Bein. Die Abteilung für verdeckte Waffen hatte eine Durchführbarkeitsstudie erstellt, aber es war nichts daraus geworden. Vor einigen Wochen hatte Blunt mit Smithers gesprochen. Es ging um die Auswertung seines Einsatzes in Kairo. Sie hatten sich nicht voneinander verabschiedet.
Blunt kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und legte die Hand auf den Schuhkarton. Er war versucht, ihn in den Mülleimer zu werfen. Er enthielt nichts, was er wirklich brauchte.
Plötzlich wollte er nur noch von hier weg. In zwei Tagen würde er nach Venedig aufbrechen, der ersten Station seiner sechswöchigen Europareise. Seine Frau begleitete ihn. Seit der Hochzeit hatten sie nicht mehr so viel Zeit miteinander verbracht.
Die Tür ging auf und Mrs Jones trat ein. Sie war zur neuen Leiterin der Spezialoperationen befördert worden, wie er es erwartet hatte. Sie schien überrascht, dass er noch da war, aber das konnte nicht sein, denn sie hatte ausdrücklich um dieses Treffen gebeten.
Einen Moment lang blickten sie sich unbehaglich über den Schreibtisch hinweg an. Eigentlich sollten sie die Plätze tauschen, dachte Blunt. Mrs Jones’ Platz war jetzt hinter dem Schreibtisch.
Er trat wieder zum Fenster und setzte sich auf einen Stuhl, der alt aussah, in Wirklichkeit aber ganz neu war. Der Schein trog, wie bei so vielen Dingen in diesem Gebäude. Mrs Jones setzte sich auf den Rand der Schreibtischplatte. Sie trug ein elegantes schwarzes Kostüm und eine silberne Halskette. Und sie lutschte ein Pfefferminzbonbon – ein schlechtes Zeichen. Blunt kannte ihre Gewohnheiten. Wenn sie ein Pfefferminzbonbon lutschte, hatte sie etwas Unangenehmes zu besprechen.
»Ich gratuliere«, sagte er. Er hatte erst an diesem Tag offiziell von ihrer Beförderung erfahren. »Ich wünsche Ihnen viel Erfolg.«
»Danke.« Mrs Jones nickte kurz. »Haben Sie schon Pläne?«
»Eine Reise. Vielleicht ein wenig Golf. Die BBC will mich im Aufsichtsrat …«
»Ich weiß. Ich habe Sie empfohlen.« Mrs Jones schwieg. Sie stützte sich mit den Händen nach hinten ab. »Bevor Sie gehen, müssen wir noch über Alex sprechen.«
»Ja, das dachte ich mir schon. Wie geht es ihm?«
»Leider gar nicht gut. Was haben Sie erwartet?«
»Höchst bedauerlich, der Tod seiner Haushälterin.«
»Jack Starbright war mehr als seine Haushälterin. Sie war seine engste Freundin. Eine der wenigen Erwachsenen, denen er trauen konnte.«
»Niemand konnte dieses Unglück voraussehen.«
»Wirklich nicht?« Mrs Jones ging hinter den Schreibtisch und setzte sich auf Blunts Stuhl. Die Botschaft war klar: Jetzt hatte sie die volle Amtsgewalt von ihm übernommen. »Scorpia hat uns eine Falle gestellt und wir sind ahnungslos hineingelaufen. Levi Kroll wird in der Themse aufgefunden und hat in seiner Tasche praktischerweise ein iPhone. Hinweise führen uns zu einer internationalen Schule in Kairo. Scorpia hat uns regelrecht vorgeführt und wir haben es nicht anders
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