Alexa, die Amazone – Die große Chance
finden sie langsam einen gemeinsamen Rhythmus.
Irene scheint sich ehrlich über Alexas Fortschritte zu freuen und nach und nach setzt sich Alexa über die männlichen Kameraden hinweg neben Irene an die reiterliche Spitze. Sabine betrachtet die weibliche Elite mit misstrauischen Augen, während die anderen Alexas Talent neidlos anerkennen. Sabine hat aber noch einen anderen Grund: Sie beobachtet Michaels Reaktion, sobald die schlanke Alexa auftaucht. Und das gefällt ihr gar nicht. Sie analysiert jede seiner spontanen Bewegungen Alexa gegenüber, sie glaubt ein Aufleuchten in seinen Augen festgestellt zu haben, sobald nur die Rede von Alexa ist, sie belauert seine ausgesucht kavalierhafte Kameradschaft ihr gegenüber. Zum ersten Mal in ihrem Leben fühlt Sabine den bohrenden Stachel der Eifersucht und das vergiftet ihr den Aufenthalt in der Reitschule mehr als alles andere. Sie beginnt Pläne auszuhecken, wie sie Alexa in Michaels Augen bloßstellen könnte. Wenn sie vom Pferd fallen – oder wenn der Siebold sie mal wieder so richtig herunterputzen würde! Aber seit diesem Fiasko am ersten Tag ist einfach nichts mehr passiert. Im Gegenteil: Der Alte hat sich anscheinend auch in sie verguckt! Jedenfalls flötet er immer ganz begeistert, wenn sie in der Halle eine Antwort auf seine dusseligen Fragen weiß. Aber die schwierigen Sachen – die fragt er sie nicht! Sabine würde ganz gern einmal wissen, warum eigentlich nicht! Zu allem Überfluss fällt Alexa der theoretische Kram auch noch leicht! Sie selbst lernt auswendig – und hat es am nächsten Tag doch wieder vergessen – vor allem, wenn der Reinhard sie so scharf anschaut. Aber Alexa – der scheint das im Schlaf zuzufallen. Überall dabei, beim Reiten gut und dann auch noch die Theorie im Kopf – es ist zum Verrücktwerden. Jetzt fehlt wahrhaftig nur noch, dass Harald ihr neben der Caprice auch noch die Ariane zum Reiten gibt. Das wäre dann wirklich das Allerletzte!
Alexa ist noch nicht einmal aufgefallen, dass Sabine sie schneidet. In den vier Wochen, die sie jetzt hier ist, hat sie sich voll und ganz auf ihre Aufgaben konzentriert. Sie genießt es, in der Gruppe anerkannt zu sein.Aber ein zustimmendes Kopfnicken von Harald bedeutet ihr mehr als alles andere. In dem leichten Nicken liegt ihr erstes Turnier mit Chicolo, und damit ihre ganze Zukunft. Chicolo, sie sehnt sich nach ihm, nach Amparo, Gerando, Lucifer und Corina. Und nach Onkel Kurt. Sogar Flavio fehlt ihr. Und dann zu Hause! In zwei Wochen ist Weihnachten! Sie hat die Feiertage bisher immer mit ihrer Familie erlebt. Soll sie diesmal wirklich mutterseelenallein im Aufenthaltsraum unter dem Christbaum sitzen? Sie schreibt öfter denn je nach Hause, immer mit der kleinen Hoffnung im Herzen, in einem der Antwortschreiben könne ein Flugticket liegen. Oder eine Zugfahrkarte. Quasi als verfrühtes Weihnachtsgeschenk. Ihre Eltern schreiben zwar liebevolle, aber doch vernunftbetonte Briefe. Im Grunde haben sie ja recht. Wegen der drei Tage – länger gibt Harald seiner Gruppe nicht frei – die lange Reise nach Hause zu machen ... objektiv gesehen lohnt es sich wirklich nicht. Abends im Bett, kurz vor dem Einschlafen, hat die Objektivität allerdings nichts mehr zu bestimmen. Dann greift das Gefühl mächtig nach ihr und sie würde sogar ihren ersten Start mit Chicolo gegen ein Weihnachten zu Hause tauschen.
Harald beobachtet Alexas Fortschritte mit den kritischen Augen des Fachmannes. Er freut sich über ihr wachsendes reiterliches Selbstbewusstsein, registriert manchmal mit einem kleinen Lächeln im Mundwinkel, wie Alexa gemeinsam mit Irene neu aufgebaute Parcours abschreitet und den anderen gönnerhaft Ratschläge erteilt.
Alexa und Irene führen auch die Springquadrille an, die Siebold mit dem Kurs einstudiert. Bin gespannt, wie sich die Freundschaft entwickelt, sobald die beiden auf dem Turnierplatz ernsthafte Konkurrenten sind, hat Siebold ihm bei einer Springstunde mal zugeflüstert und Harald hatte nachdenklich geantwortet, dies bedeute dann eine weitere Stufe zum Erwachsenwerden. Er selbst hat seine eigene Treppe auch bestiegen – er ist dabei, sein Bein wieder an die Reiterei zu gewöhnen. Fürseinen ersten Versuch hat er sich Fernando satteln lassen. Was bei Ariane zu heftiger Eifersucht führte. Zuerst bearbeitete sie, kaum dass sie Harald auf dem großrahmigen Wallach erspäht hatte, mit zorniger Ausdauer die Bretterwand. Splitter flogen unter ihren explodierenden Huftritten und
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