Alexa, die Amazone – Die große Chance
Etwa zehn Meter weit entfernt sitzt stolz und aufrecht – Sierra. Alexa ist völlig perplex. Überhaupt, wie kommen die beiden so plötzlich hierher? Soll das etwa bedeuten, dass ... ja, was denn sonst?
Alexa steht auf und geht zu Sierra, um die Hündin auch zu begrüßen. Sierra wedelt höflich, aber zurückhaltend mit der Rute. Mit den Hunden rechts und links steht Alexa ziemlich ratlos im Hof. Wo soll sie zu suchen anfangen? Und wer wird wohl hier sein? Wirklich Onkel Kurt? Oder Flavio? Oder vielleicht sogar beide zusammen? Das wäre ja irre! Weihnachten ist nichts dagegen!
»Sierra, wo ist denn dein Herrchen?«
Sierra würde es am ehesten zu Kurt ziehen. Überhaupt fast unglaublich, dass Sierra sich freiwillig von Kurts Seite trennt, nur um sie, Alexa, zu begrüßen. Das passt eigentlich nicht zu der vierbeinigen Dame. Ob Kurt doch nicht dabei ist?
Sierra hat ihre braunen Hundeaugen auf Alexa gerichtet.
»Sierra, wo ist das Herrchen? Such ... such schön ... such schön, das Herrchen. Sierra. Was ist denn? Komm, wir gehen zum Herrchen. Herrchen ... Sierra. Auf jetzt. Ach, Sierra!«
Die Hündin sitzt wie angewurzelt und schaut Alexa aufmerksam an.
»Hm!« Alexa starrt ratlos zurück.
Nevada tobt in großen Sätzen um die beiden herum, sodass der Schnee aufwirbelt.
Harald, fällt Alexa ein. Wenn Onkel Kurt und Flavio irgendwo zu finden sind, dann sicher bei Harald. Und wo wird Harald sein? Zu Hause bestimmt nicht. Schließlich beginnen ja bald die Vorbereitungen zur Weihnachtsfeier. Dann wird er wohl im Büro sein.
»Komm, Nevada. Sierra, auf.« Alexa läuft zum Eingang. Nevada springt neben ihr her. Sierra bewegt nicht einmal ihren dunklen Kopf.
Auch recht, denkt Alexa und hält Nevada die kleine Tür zur Reithalle auf. Zu zweit stürmen sie den unteren Tribünengang vor, an dem geschlossenen Hallentor vorbei, die kleine Treppe zu Haralds Büro hoch. Vor der Tür verhält sie und schnappt nach Luft. Gedämpft dringen Stimmen aus dem Raum. Bevor Alexa anklopfen kann, springt Nevada blitzschnell an der Tür hoch, legt die Pfoten auf die Klinke und gibt der Tür gleichzeitig einen Stoß, sodass sie mit einem Knall aufspringt.
Fassungslos bleibt Alexa im Türrahmen stehen.
»Mama, Papa, Kaya!«, bricht es dann aus ihr heraus, und sie fliegt auf den Mann zu, der sich eben zu ihr umdreht.
»So was«, sagt sie, spürt die väterlichen Arme eng um sich geschlossen. Legt den Kopf an seine Wange und merkt, wie ihr die Rührung Tränen in die Augen treibt.
»Und Onkel Kurt ist auch da!«, stellt sie fest, obwohl alles um sie herum verschwimmt.
Dann löst sich Alexa von ihrem Vater und küsst ihre Mutter, die, wie immer frisch und attraktiv, über das ganze Gesicht strahlt.
Kaya grinst. «Na, und was sagst du jetzt?«, will sie wissen. Alexa quetscht sie in ihren Armen.
»Selten habe ich mich so gefreut, dich zu sehen!«, sagt sie schniefend. Dafür bekommt sie von ihrer zwölfjährigen Schwester einen Knuff und Alexa dreht sich zu Kurt um. Er streckt ihr zur Begrüßung ein blütenweißes Taschentuch mit Monogramm entgegen.
»Da, mein Kleines, nimm das erst mal!«
Das reizt Alexa nur noch mehr zum Weinen. Sie versteckt ihr Gesicht in dem riesigen Tuch und ringt um Fassung.
»Wie kommt ihr denn hierher?«, bringt sie endlich halbwegs verständlich heraus. »Ich freu mich ja so – und das an Weihnachten!«
Alle lachen um sie herum, freuen sich über die gelungene Überraschung. Alexas Mutter wischt sich mit dem Handrücken vorsichtig unter den Augen entlang. Offensichtlich macht ihr die Rührung ihrer Tochter zu schaffen.
»Na, meine Süße, du bist ja richtig erwachsen geworden.« Alexas Vater mustert sie von oben bis unten und nickt zustimmend mit dem Kopf.
Verlegen schaut Alexa an sich herunter. Den besten Eindruck kann sie mit ihren schmuddeligen Klamotten ja eigentlich nicht machen. Sie zuckt die Achseln.
»Findest du wirklich?«
»Na hör mal. Deine Figur hat sich ja völlig verändert. Ist dir das denn nicht aufgefallen?«
Alexa versucht abzuwehren. Das Gespräch wird ihr peinlich. Was soll sich denn schon verändert haben. Einen größeren Busen hat sie gekriegt – und mehr Muskeln!
»Wir haben dir noch etwas mitgebracht«, schmunzelt Kurt.
»Nevada, ja. Hab ich schon gesehen!«, lacht Alexa und beugt sich zu dem Windhund hinunter, der sich mitten im Raum auf dem Boden ausgestreckt hat.
»Nun gut, dann hat dir Nevada eben etwas mitgebracht.« Kurt bleibt beharrlich.
»Ist Flavio denn
Weitere Kostenlose Bücher