Alexa, die Amazone – Die große Chance
braunen, gut geschnittenen Gesicht.
»Flavio ... mich wundert überhaupt nichts mehr! Das ist ja ein Ding! Wie seid ihr überhaupt alle hergekommen?«
»Mein Vater auf Sierra, dein Vater und Kaya auf Nevada, und deine Mutter und ich auf Chicolo. Ganz einfach!«
»Spinner«, lacht Alexa, und freut sich richtig, ihn zu sehen. Wie gut er aussieht, im Vergleich zu den Jungs hier. Da verblasst sogar Michael, der schwarze Schöne!
»Komm, lass den Schwarzen sich noch ein bisschen die Beine vertreten. Die Fahrt war lang genug für ihn. Wir haben Hunger und gehen was essen.«
Au weia, das ist ein heikles Thema.
»In die Kantine?«
»Kantine? Unsinn. Ich will etwas Anständiges zwischen die Zähne kriegen. In die Gastwirtschaft nebenan, würde ich sagen.«
»Hm«, überlegt Alexa. »Was sagen die anderen?«
»Keine Ahnung. Ich habe eben den Pferdetransporter versorgt. Gehen wir doch mal hin, dann wissen wir’s«.
Alexa gibt ihrem schwarzen Liebling einen Klaps. »Ciao Chicolo. Ich komm bald wieder.« Dann geht sie mit Flavio und Nevada hinaus.
Chicolo dreht sich um und zieht seine einsamen Runden. Im Büro nippen bereits alle an einem Aperitif, den Harald irgendwo hervorgezaubert hat.
»Na, das war ja ein Anblick.« Lachfalten bilden sich um seine Augen. Alexa folgt durch das Fenster gebannt Chicolos Bewegungen.
»He, wir sind auch noch hier«, reißt ihr Vater sie aus ihrer Betrachtung.
»Ist er nicht himmlisch?«, entgegnet Alexa.
»Prachtvoll. Ja. Aber wir haben jetzt Hunger!«
»Ich dachte, wir gehen am besten in die Gastwirtschaft?«, wirft Flavio ein.
»Kommt nicht in Frage!« Mit einer Handbewegung winkt Harald ab. »Bianca hat schon einen riesigen Topf Irgendwas aufgesetzt. Ihr esst natürlich bei uns oben.«
Beunruhigt schaut Alexa ihn an. Das ist ja noch schlimmer und würde darüber hinaus auch viel zu lange dauern.
Harald nimmt ihr die Entscheidung ab.
»Alexa wird am besten bei ihren Kameraden essen. Schließlich will sie nicht so offensichtlich bevorzugt werden – nicht wahr, Alexa?«
»Ja, stimmt!«
»Und außerdem müsst ihr euch nach dem Essen gleich wieder an die Arbeit machen. Die Vorstellung soll um vier Uhr losgehen! Also, es ist am besten, du verschwindest gleich!«
Das ist ganz in Alexas Sinn.
»Ist gut!« Sie wirft eine Kusshand zu ihren Eltern und Kurt. »Ich finde es ganz toll, dass ihr gekommen seid. Kann gar nicht sagen, wie. Und Chicolo ist das größte Geschenk!«
»Ist ja nicht sehr schmeichelhaft«, raunt Harry seiner Frau zu.
»Wir werden sowieso noch mit ihr reden müssen«, entgegnet sie leise.
Alexa ist schon fast zur Tür hinaus, da stoppt sie und dreht sich hastig um.
»Er bleibt doch da ... oder nehmt ihr ihn wieder mit?«
Besorgnis schwingt in ihrer Frage. Kurts amüsiertes Lachen begleitet sie auf den Flur hinaus. Er bleibt also hier. Ihr Chicolo wird hierbleiben. Dann macht die Arbeit doppelt so viel Spaß. Eine Idee schießt ihr durch den Kopf. Sie hält schnell inne, um den Gedanken zu prüfen. Ha, sie wird sich beim Essen entschließen.
Es gibt Steinbutt mit Sauce béarnaise und Salat. Zur Feier des Tages etwas Leichtes. Alexa ist die Letzte. Einige besonders schnelle haben sich schon die zweite Portion geholt oder sind bereits beim Dessert: Vanilleeis mit heißen Himbeeren.
Hat Flavio doch unrecht, denkt Alexa. Das Essen hier ist wirklich nicht schlecht. Aber bei Bianca zu sein – das ist natürlich was anderes ... das leuchtet ihr ein. Ob Bianca Flavio gefällt? Sicher, wem gefällt sie nicht! Aber, das fragte sie sich vor allem, ob sie ihm so richtig gefällt? Sie setzt sich zu Irene. Die nickt ihr mit vollem Mund zu. Anscheinend schmeckt’s wirklich.
Sie muss sich beeilen, die anderen drängen bereits zum Aufbruch. Dabei ist der Fisch wirklich eine Delikatesse. Nur hat Alexa jetzt keinen Sinn dafür. Sie lässt die Hälfte liegen, schlingt den leckeren Nachtisch hastig hinunter. Dann läuft sie, immer zwei Treppen auf einmal nehmend, zu ihrem Zimmer. Hastig reißt sie sich die Kleider vom Körper.In der Eile bekommt sie kaum die enge, lederbesetzte Turnierhose über die Waden. Fiebernd und schimpfend zerrt sie daran. Es wird höchste Zeit, denkt sie dabei und weiß nicht, wo sie zuerst anfangen soll.
Die weiße Bluse, das Plastron, das sich natürlich verheddert ... die Nadel sitzt auch nicht richtig, verdammt, jetzt klappt überhaupt nichts mehr! Weißen Pullover mit V-Ausschnitt darüber – beim Plastron kann ihr nachher Irene helfen.
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