Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
ihn!«
    Philipp löste sich von Parmenion und Attalos und wandte sich den Gefangenen zu. Er kniff die Augen zusammen.
    » Wer bist du denn, daß du so kühn redest?«
    Demades stand hoch aufgerichtet, mit hängenden Armen da. Seine Stimme klang verächtlich, aber sein Gesicht war ausdruckslos. » Ich bin Demades, der Athener. Und nicht so kühn wie du, Philipp. Ich beleidige lediglich einen Barbaren, der sich in würdelosem Gehüpfe ergeht. Du bist viel verwegener, denn du schmähst die Götter und zertrampelst die Ehre der Toten. Deine Waffentat hat dich neben Agamemnon erhoben, aber du redest wie das Schandmaul Thersites.«
    Attalos schnitt eine Grimasse und legte die Hand an den Schwertgriff. Philipp grinste. Parmenion sagte sanft, fast liebevoll: » Das gefällt mir.«
    Philipp winkte Alexander zu sich, dann deutete er auf die Wachen. » Bringt ihn her– ehrenvoll. Kann mir jemand sagen, wie der Ratsherr Demades gekämpft hat?«
    Parmenion hüstelte. » Ich kann es dir sagen. Er hat drei von unseren Männern getötet, im Nahkampf, und wollte sich überhaupt nicht ergeben.«
    Philipp und Alexander tauschten Blicke aus; Alexander nickte und lächelte. Philipp brach plötzlich in schallendes Gelächter aus.
    » Du warst dagegen, gegen den Antrag des Demosthenes, nicht wahr? Und… er ist geflohen, glaube ich, aber du bist geblieben. Ich mag das. Ich mag einen kühnen Mund, wenn er einem tapferen Mann gehört. Sei unser Gast, Demades. Alexander, bewirtest du ihn?«
    Alexander ging Demades entgegen, aber der Athener hielt ihn mit einer Handbewegung auf. » Ich will weder Gast sein noch bewirtet werden. Ich bin nichts als ein waffenfähiger Bürger Athens– wie all die anderen hier.« Er wies auf die Masse der Gefangenen.
    Philipp seufzte. » Nach dem Sieg binde den Helm fester; nach der Niederlage schärfe die Zunge, was? Na gut. Wenn ich dich nun bäte, neun kluge Athener auszuwählen und mit ihnen, als Gesandtschaft, in deine Stadt zu gehen, würdest du dann geruhen, mein Gast zu sein?«
    Stille. Die meisten Makedonen waren ebenso überrascht wie Demades und seine Schicksalsgefährten. Parmenion begann zu lächeln. Alexander bedeutete den Wachen, sie sollten sich zurückziehen.
    Demades kratzte sich den Kopf. » Zehn Männer als Gesandtschaft? Kommt drauf an… Es hängt davon ab, was wir in Athen sagen sollen. Man könnte uns ja hinrichten, wenn deine Botschaft unerfreulich sein sollte.«
    Philipp hob die Hände über den Kopf, ließ sie fallen, ächzte. » Müssen wir das hier verhandeln? Im Sitzen, bei Wein und Braten, ist das Feilschen vergnüglicher. Komm.« Er wandte sich ab. Demades zögerte einen Moment, dann folgte er langsam.
    Parmenion wartete, bis Demades und Alexander mit Philipp verschwunden waren; er fuhr sich mit dem Finger die Nase entlang und betrachtete Attalos, Antigonos und die anderen Offiziere.
    » Die Hellenen sind weiter zu entwaffnen«, sagte er laut. » Wenn das geschehen ist, werden sie wie entwaffnete Gäste behandelt– edle Geiseln, nicht Gefangene.«
    » Dies ist widerlich und würdelos.« Eubulos sah sich in dem kleinen, dunklen Raum um; er rümpfte die Nase und machte ein paar Schritte hin zu der Bank aus schwarzem Holz, die an der rückwärtigen Wand stand. Hoch über ihr waren zwei winzige Öffnungen im Mauerwerk angebracht, eher zur Verbesserung der Luft denn zur Beleuchtung. Gegenüber, neben der schweren Holztür, gab es eine größere Fensteröffnung; sie war verschlossen mit einem vielfach unterteilten Rahmen, der kleine bunte Glasstückchen hielt. In der Mitte des Raums stand ein dunkler Tisch, übersät mit Weinflecken und Brandstellen, darum her etliche Schemel.
    Lykurgos legte die Hand an sein kantiges Kinn. » Würdelos, fürwahr. Aber notwendig. Setz dich, edler Eubulos.«
    Der alte Mann ließ sich auf die Bank fallen und blinzelte. » Notwendig? Welche Notwendigkeit zwingt mich, Athen zu verlassen und den Piräus aufzusuchen, um im Hinterzimmer einer schäbigen Spelunke mit euch was auch immer zu beraten?«
    Lykurgos wechselte einen Blick mit Hypereides. Der fette Politiker hatte die Oberlippe hochgezogen. » Nicht meine Vorstellung von einem gemütlichen Treffen.« Seine Stimme war leise und scharf. » Aber es muß sein. Es gibt ein paar Dinge zu beraten.«
    Eubulos schloß die Augen. » Tief sind wir gesunken. Früher konnten solche Beratungen auch in Hinterzimmern in Athen erledigt werden.« Er öffnete die Augen wieder und starrte die beiden anderen an. » Worauf

Weitere Kostenlose Bücher