Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
hatte lange, weiße Zähne und einen gestutzten schwarzen Bart. Seine Kleidung war unauffällig: Chiton, Reiseumhang, Sandalen. An den Fingern blinkten ein paar Ringe, aber sie schienen nicht übermäßig kostbar. Nur die Haltung und hin und wieder ein Gesichtsausdruck unterschieden ihn von einem beliebigen reisenden Händler. » Vielleicht sollte ich mich zurückziehen, bis ihr Einigkeit über die Lage der Stadt erzielt habt?«
    Hypereides klang verärgert. » Es gibt zwei Gruppen. Die Makedonenfreunde und die Athener…«
    Aischines unterbrach ihn. » Ich lasse mir von dir nicht absprechen, daß ich Athener bin. Die zwei Gruppen unterscheiden sich durch andere Dinge. Die Vernünftigen, die wissen, daß man Hellas einigen muß, auch wenn Athen nicht die Führung dabei erhält. Und die Gestrigen, die meinen, nur das, was Athen zur Hegemonie verhilft, sei hinnehmbar. So einfach. Eubulos und ich vertreten die erste Gruppe; Demosthenes, Lykurgos und Hypereides die andere. Bevor wir weiterreden, sollten wir vielleicht von dir erfahren, was dein Herr in den kommenden Jahren zu tun beabsichtigt.«
    Der Perser runzelte die Stirn. » In den nächsten Jahren? Eine lange Zeit, Athener. Zunächst einmal muß Arses seine Herrschaft sichern und festigen. Von den indischen Grenzbergen bis nach Ägypten, von Arabien bis zum Bosporos, vor allem in den Herzen und Köpfen seiner Untertanen. Unter diesen Umständen kann kein Eingreifen in Hellas oder Makedonien erwogen werden. Ich bin auch nicht hier, um euch zu raten, tut dies oder unterlaßt jenes. Meine Aufgabe ist nur, festzustellen, wie sich eurer Meinung nach die Beziehungen zwischen Athen und dem Großkönig entwickeln sollten. Dabei müssen wir, natürlich, über Philipp reden.«
    » Was meinst du– Zögling?« Eubulos blickte hinüber zu Demosthenes, der die Hände im Schoß gefaltet hatte und entrückt, beinahe verträumt blickte.
    Der Redner fuhr sich mit den Fingern durch den dünnen Bart. » Ich? Wozu?«
    » Was wird Philipp verlangen, für den Frieden?«
    Demosthenes wiegte den Kopf. » Die Auslieferung einiger Leute. Das Ende unseres Seebunds. Die Aufgabe unserer Selbständigkeit. Die Hinnahme einer Besatzungstruppe. Ein Bündnis mit ihm, gegen Persien. Einen seiner Vertrauten als Herrscher– als Satrap. Was weiß ich denn.«
    Eubulos beugte sich vor. » Ich höre dich noch reden. Er haßt uns. Er will uns vernichten. Jetzt scheinst du nicht mehr überzeugt davon, daß er die Stadt zerstören will, oder?«
    Demosthenes lächelte. » Ach, edler Eubulos, du weißt doch, was man so im Eifer sagt, wenn es gilt, bestimmte Ziele zu erreichen.«
    » Auslieferung, wie?« murmelte Aischines; er starrte Demosthenes an. » Gute Idee. So würden wir dich endlich los.«
    » Der Großkönig hat seit je gute Freunde aufgenommen, wenn sie seines Schutzes bedurften.«
    Demosthenes hob die Hand und nickte. » Ich danke dir und deinem Herrn. Ich werde es erwägen. Aber noch ist es nicht so weit.«
    » Ausliefern!« knurrte Eubulos. » Athen mag besiegt sein, Athen mag eine Dummheit begangen haben, Athen mag auf die Gnade des Makedonen angewiesen sein– aber ausliefern?«
    » Wie können wir dem vorbeugen?« Hypereides wandte sich an Lykurgos. » Du hast noch nichts dazu gesagt.«
    » Ich weiß es nicht. Wir wissen ja nichts. Demades ist bei Philipp, wie Phokion. Was können sie erreichen? Was will er?«
    Aischines lachte. » Was er will? Das, was er seit zwanzig Jahren will: einen hellenischen Bund. Wir haben ihm nicht zugehört– ihr habt ihm nicht zugehört, als er es im Guten gefordert hat. Jetzt wird er euch zwingen.«
    » Wie? Wie wird er uns zwingen?« Demosthenes klickte mit den Kieseln in seinem Mund. » Mit dem Schwert?«
    » Das hat er schon getan. Nachdem wir ihn dazu gezwungen haben. Wenn er Athen angriffe, wer sollte die Stadt verteidigen?«
    Hypereides sprang auf und ging unruhig hin und her. » Wir können den Metoiken das Bürgerrecht geben. Die Sklaven freilassen und bewaffnen.«
    » Gegen Philipps erfahrene, glänzend ausgebildete, siegreiche Truppen? Pah.«
    » Was denn dann, Eubulos? Weißt du Besseres?«
    » Setz dich, Hypereides. Und hört mir alle zu. Auch ich weiß nicht, was auf uns zukommt. Es wird härter sein, als wir hoffen, vielleicht aber auch milder, als wir befürchten. Nur über eines müssen wir uns klar sein: Kein Geheimvertrag mit Persien rettet uns, wir müssen uns selbst retten. Indem wir beweisen, daß wir verläßlich sind, daß wir bereit sind,

Weitere Kostenlose Bücher