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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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betrachtete den Glühweinwärmer. » Ein guter Trunk an einem kühlen Wintertag.«
    Sie klatschte in die Hände. Als die Dienerin erschien, ließ sie einen zweiten Becher bringen und von der Dienerin füllen.
    » Es gab Zeiten«, sagte Aristandros, als die Dienerin gegangen war, » da hätte Olympias selbst den Becher gefüllt und mir gereicht.«
    » Es waren dies Zeiten, als Olympias noch nicht wußte, daß neben den Spielzügen der Priester und Götter auch Könige zu spielen vermögen. Die einfachen Züge deines Spiels, Aristandros, langweilen mich heute, da ich begriffen habe, daß Philipps Spielzüge nie nur einem, sondern mindestens drei Zwecken dienen.«
    » Beteiligt er dich an ihnen, oder siehst du sie nur aus der Ferne?«
    » Er beteiligt mich an manchen und hört meine Meinung zu anderen. Aber du bist sicher nicht gekommen, um festzustellen, daß mir der König mehr bedeutet als… du und die anderen, oder?«
    Aristandros blies über die heiße Flüssigkeit in seinem Becher. » Ein Brief aus Samothrake. Der Ägypter wird im Frühjahr zu uns reisen, sobald die Schiffe wieder fahren.«
    » Ich will ihn nicht sehen.«
    » Darf ich nach dem Grund fragen?«
    » Er geht dich nichts an. Die Königin ist dem Seher nicht zur Auskunft verpflichtet.«
    Aristandros nickte. » Nicht die Königin, und es kann keine Rede sein von Pflicht. Aber sollte nicht die Priesterin des Hains von Dodona, die Priesterin des Tempels von Samothrake dem Priester des Palastes zu Pella ein wenig… helfen?«
    Olympias lachte, aber es war ein freudloses Lachen. » Die Priesterin? Die gibt es nicht mehr. Sie hat dieses alte, häßliche Gewand, das man ihr aufgezwungen hat, fortgeworfen und fühlt sich in den neuen Kleidern erheblich wohler.«
    » Priestertum ist kein Gewand, das man ablegen kann.« Der Seher runzelte die Stirn. » Und wieso aufgezwungen?«
    Olympias spielte mit dem Schreibried. » Du weißt es doch. Mein Vater war König von Epeiros. Neoptolemos, Sohn des Alketas. Ein guter Mann, ein guter Vater, aber ein schwacher Herrscher. Sein Bruder Arybbas, mein Onkel, hat ihn gezwungen, die Herrschaft mit ihm zu teilen. Meine Mutter starb bei der Geburt meines Bruders Alexandros, bald danach starb auch mein Vater. Ich weiß bis heute nicht, ob sein Tod natürlich war oder jemand nachgeholfen hat. Arybbas hat meine ältere Schwester Troas, die ihn verabscheut, zur Heirat gezwungen und sich zum Vormund von Alexandros gemacht. Damit er ungestört herrschen konnte, mußte er auch mich beherrschen– oder vertreiben. Welche Möglichkeit wäre wirksamer und unauffälliger als die Übergabe der Nichte an die Priesterinnen des Hains?«
    Aristandros beugte sich vor; etwas wie Besorgnis lag in seiner Stimme und seiner Miene. » Wie geht Arybbas mit deinen Geschwistern um?«
    Olympias zog die Mundwinkel herab. » Er läßt meine Schwester in Ruhe und hütet meinen Bruder– seit die Königin der Makedonen ihn beiläufig, aber mit Nachdruck darum gebeten hat.«
    Aristandros trank einen Schluck, behielt den heißen, gewürzten Wein einige Momente im Mund und schien darauf zu kauen. » Wenn du es wünschst, will ich gern die Priesterschaft der Molosser auffordern, über deine Geschwister zu wachen.«
    Olympias’ Augen waren schmale Schlitze. » Woher diese Fürsorge? Willst du auch Troas und Alexandros zu Werkzeugen deiner finsteren Pläne machen?«
    Aristandros schob die Unterlippe vor und schüttelte langsam den Kopf; seine Augen waren weit geöffnet, wie die eines unschuldigen Knaben. » Werkzeug? Finstere Pläne? O Herrin der Makedonen, wie sehr verkennst du mich!«
    Olympias lächelte schwach. » Ein armer gekränkter verkannter Aristandros. Ich bin zerknirscht.«
    Aristandros setzte den Becher ab. » Reden wir nicht von Werkzeugen oder Kränkungen. Ich habe noch etwas, das ich in Gedanken wäge und dir mitteilen muß.«
    » Sag es. Möglichst ohne Umschweife und Salbungen.«
    » Wie du willst.« Aristandros lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. » Dein Sohn. Alexander, Gefäß des Gottes.«
    » Was ist mit Alexander?«
    » An seinem ersten Geburtstag habe ich die Götter befragt… Ich wollte es dir sagen, aber dann…«
    Olympias seufzte. » Sprich. Ohne Salbung, wie ich sagte.«
    » Er wird nicht lange König sein. Wenn überhaupt.«
    Olympias holte tief Luft. Ihre Augen sprühten grünes Feuer. » Wie kannst du es wagen…«
    » Kein Wagnis.« Aristandros sprach leise, fast wie in Trauer. » Die Vogelzüge sagen es, die Lebern

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