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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Vielzahl schäbiger Hütten mit Binsendächern stand. Schließlich wandte sich auch der Ruderer dorthin, um zu sehen, was es zu sehen gäbe. Darauf ging Olympias langsam den kaum erhöhten, gemauerten Kai entlang, betrachtete die vertäuten Lastsegler, die sich mit dem leichten Wellengang knarrend hoben und senkten, und die Männer, die ausbesserten, Pech erhitzten oder vor den Schänken saßen und einem Musiker lauschten. Es roch wie in jedem Hafen: Salz und Brackwasser, Abfälle, faulige Pflanzen, Fisch. Die drei verlassenen Eindecker, die einen Großteil von Makedoniens vermeintlicher Flotte darstellten, lagen an der äußersten Mole, wie zerbrechliche Spielzeuge aus Borke. An einem Rammsporn hing eine Blumengirlande.
    Sie betrat noch zwei Läden; im ersten kaufte sie ein Duftwasser, das nach schwerem Rosenöl roch, mit einem Hauch von Kitros, Kassia und kydonischen Äpfeln. Sie lächelte, als sie das Gefäß wieder verschloß; es waren Duftarten und Geschmäcke, die Philipps Mund entzücken würden.
    Im zweiten Laden betastete sie kostbare Stoffe, kaufte aber nichts und kehrte langsam zum Ruderboot zurück. Der Mann hatte sie kommen sehen; er versuchte, bei der Heimfahrt ein Gespräch zu beginnen, verstummte aber bald, da die Königin auf nichts einging.
    Sie ließ sich Öl, Mehl, Milch, Honig und einige Gewürze bringen, dazu geschliffene Messer und Schneidebrettchen. Das Öl goß sie in eine Bronzeschüssel mit hohem Rand, die sie auf den kleinen Tischherd stellte. Das Mehl ließ sie in einer Schale quellen, in Wasser und Milch, löste den Honig aus der Wabe, gab ihn hinzu und knetete alles mehrmals gut durch. Die meisten Kräuter, die sie gekauft hatte, waren überflüssige Ablenkung gewesen; sie endeten sofort in der Abfallkiste. Die wenigen, die sie wirklich benötigte, zupfte sie zurecht und zerkleinerte sie mit dem Messer auf dem Brett. Schließlich formte sie zehn Teigbällchen, füllte sie mit den zerschnittenen Kräutern und träufelte etwas aus den beiden Glasgefäßen hinein, rollte die Bällchen vorsichtig zwischen den Handflächen und warf sie in das siedende Öl.
    An diesem Abend ließ sie Alexander in seinem eigenen Bett schlafen; sie hätte keine sichere Möglichkeit gehabt, die fertigen Bällchen vor ihm zu verbergen. Wieder verbrachte sie die Nacht fast ohne Schlaf, teils auf dem Lager, teils vor dem Altar. Am Vormittag schickte sie eine der Sklavinnen nach einem Mann, der in den Ställen arbeitete. Während sie wartete, legte sie die Schlange um ihren Hals und fütterte sie mit Fleisch. Wollte sie füttern, aber die Schlange nahm nichts an; Olympias hatte sich die Hände überaus gründlich gereinigt, geschrubbt, gesalbt, doch wich die Schlange immer wieder den Fingern aus. Schließlich glitt sie zum Körbchen, dann über den Sims zum Fenster und verschwand. Olympias zog ein paar welke Blumen aus einer weißen Vase und warf sie in die Abfallkiste, die die Sklavinnen früh geleert hatten.
    Der Mann trat ein, verbeugte sich tief. Er konnte ebensogut fünfunddreißig wie fünfundvierzig Jahre alt sein und hatte das Gesicht eines zerstreuten Fuchses, der vergangener List nachsinnt.
    » Admetos aus Tekmon?«
    Er verneigte sich erneut.
    Olympias musterte ihn scharf. » So lange her… Langsam erkenne ich dich wieder. Deine Frau und deine Kinder sind noch in Epeiros?«
    Er riß die Augen auf. » Woher weißt du…«
    » Vor vielen Jahren hast du meinem Vater Neoptolemos gedient. Ich hörte, du seiest vertrauenswürdig.«
    Er hob die Schultern; seine Hände lagen starr an den Oberschenkeln. » Es ist nicht klug, jene zu hintergehen, die Gewalt über einen haben. Oder über die Familie.«
    Olympias spitzte den Mund. » Ich hörte, deine Familie lebt immer noch in Tekmon– warum sind sie nicht mitgekommen?«
    » Ich mußte mich in Schuldsklaverei begeben und hoffe, bald zu ihnen heimkehren zu können.« Sein Gesicht war ausdruckslos, aber eine lauernde Hoffnung klang aus der Stimme.
    » Man wird sehen. Solange ich dir vertrauen kann, ist deine Familie sicher. Je mehr ich dir vertrauen kann, desto eher könnte deine Schuldsklaverei enden.«
    Admetos schloß die Augen. » Ich werde daran denken, Königin der Makedonen.«
    » Du weißt, wo Philinna lebt, Philipps dritte Frau?«
    Admetos nickte.
    » Es ist ein kleiner Palast, außerhalb der Stadt, mit einem kleinen Garten zum Fluß.«
    Admetos räusperte sich. » Verzeih, Herrin, aber nicht zum Fluß, sondern zum Kanal.«
    Olympias zuckte mit den

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