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Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands

Titel: Alexander - der Roman der Einigung Griechenlands Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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waren; anders als bei den schönen Schiffen, wie sie von kunstfertigen Malern auf Amphoren verewigt wurden, gab es an Bug und Heck weder Fischköpfe noch schwerbrüstige Göttinnen.
    Bis zum Hellespont schlichen sie zwischen den Inseln und an den Küsten entlang, verbrachten aber nur jede zweite Nacht an Land, denn der Wind war günstig und der Kapitän hart. Als sie den Hellespont erreichten, gerieten sie in einen warmen, kräftigen Herbstwind von Osten, aus dem Euxeinischen Meer; Dymas und der Kapitän berieten sich, dann wagten sie die Fahrt über die offene See, nach Samothrake, von dort weiter nach Thasos. An der Ostküste der Chalkidike endete die Fahrt; das Wetter schlug um, scharfer Westwind trieb sie zurück in die Mündung des Strymon. Mit einem Geschäftsfreund des feisten milesischen Händlers vereinbarte der Kapitän im Hafen von Amphipolis eine Beförderung der Waren über Land, nach Pella; Dymas ließ sich auszahlen und verdingte sich als Fuhrknecht.
    Sie lieferten die Güter ab, in Pella, als der Herbst bereits kühl wurde. Dymas hielt nicht viel von der makedonischen Hauptstadt, die ihm eng und ärmlich erschien; er hörte wilde Geschichten über den König. Philipp wirkte in den Erzählungen wie ein Riese, der das enge Gefäß Pella bald sprengen würde, um sich auszubreiten.
    Er sah auch die wichtigsten Berater des Königs, den Feldherrn Parmenion und den Verwalter Antipatros, und die schöne, feurige Königin.
    Ein paar Tage hielt er sich im kleinen Hafen auf, der etliche Stadien vom Ort entfernt war; er lungerte in den Schänken, spielte abends seine neue Musik, trank schlechten Wein und genoß die Gastfreundschaft einer nach dem Ende der Schifffahrt kaum noch beschäftigten, in die Lieder verliebten Dirne. Irgendwann sah er eine schlanke Frau von fürstlicher Haltung, die mit verhülltem Gesicht in mehreren Läden am Kai merkwürdige Dinge kaufte. Die durch Demaratos’ Ausbildung geschärfte Wahrnehmung verriet ihm, daß es die Königin war. Er beschloß, daß der Korinther eine Mitteilung hierüber später erhalten konnte, schrieb nichts auf und wanderte langsam südwärts. In Aloros arbeitete er einige Tage bei einem Wagenbauer, in Dion bei einem Möbelschreiner. Als der Winter kam, erreichte er Pherai in Thessalien und fand dort einen unberühmten, aber bei aller Einfallslosigkeit redlichen Instrumentenbauer, der ihm Obdach, Essen und eine halbe Drachme am Tag gab, damit Dymas ihm den Winter über bei der Bearbeitung, Glättung und Behandlung der verschiedenen Hölzer half.
    Pherai war jedoch kein Ort für Neuerungen. In den Schänken wollte man die asiatischen und hellenischen Tongeschlechter nur unvermischt hören; die Priester und die Reichen, die die Stadt beherrschten, hatten lange Ohren und mißbilligten sogar die gleichzeitige Verwendung des Aulos, der dem Dionysos geweiht war, und eines dem Apollon geheiligten Saiteninstruments.
    Im Frühjahr zog Dymas weiter. Das alte Maultier, das er billig erstanden hatte, trug seinen Besitz: den Ledersack mit Kleidung und anderen Gebrauchsgütern, die Ledertasche mit dem Doppelaulos, die mit Fellen gefütterte längliche Kiste für das Barbiton, und eine größere Felltasche, in der die schmucklose, selbstgebaute Kithara steckte. Von einem Hersteller in Pherai hatte er fünfmal elf glatte, gute Saiten gekauft, die besser waren als alles, was er selbst aus Schafsdärmen hätte fertigen können. Einige Metallgegenstände wie Stimmwirbel und besondere Greifaufsätze für die Fingerkuppen konnte oder wollte keiner der Schmiede von Pherai machen. Vielleicht in Theben, oder Athen; Dymas hatte keine Eile.

7 .
    Die Liebe der Olympias
    Der Morgen war kalt und klar, nur über den Sümpfen nördlich der Stadt lag eine dünne Dunstschicht. Olympias’ Atem bildete Wölkchen; sie zog den hellen Wollumhang enger. Unter ihr, jenseits der Palastmauer, fielen die schmalen Straßen vom Hügel schnell in die Vororte ab, zur Ebene und dem Gürtel trockengelegter Felder. Sie sah einige Bauern, ein paar Mistkarren; auf einem Platz am Stadtrand fuchtelte eine winzige Gestalt vor einem winzigen Maultier herum, dessen Störrischkeit riesig sein mußte.
    Olympias lächelte und ging zurück ins Zimmer. Auf ihr Zeichen hin befestigte die stumme Thrakerin– man hatte ihr noch in der Heimat die Zunge herausgeschnitten, lange ehe sie Sklavin wurde– den mit durchscheinender Schweinsblase bespannten Holzrahmen wieder in der Fensteröffnung.
    Die Sklavinnen hatten den Raum

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