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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Jahr größer. Außerdem hat er natürlich auch Geld für sich selbst gebraucht. Das Haus, die Jacht in Ventimiglia, alle naslang ein neues Auto …«

34
    Balke überbrachte mir die Erfolgsmeldung persönlich. Er kam die Treppen hochgelaufen, als ich gerade meine Bürotür verschloss, und schwenkte Runkels Protokoll in der Hand.
    »War in einem von vier dicken Ordnern, die er alle mit ›Verschiedenes‹ beschriftet hat«, erklärte er vergnügt. »Es ist noch nicht mal gelocht. Nehme an, der Ordner hat aufgeklappt auf dem Schreibtisch gelegen, und das Protokoll ist ihm irgendwo dazwischengerutscht. Ist mir auch schon passiert.«
    Mir auch, aber das würde ich in diesem Moment auf keinen Fall zugeben.
    »Worum geht es in diesem Wisch?«
    »Ein Verkehrsunfall mit Fahrerflucht, vor fast genau einem Jahr. Eine Radfahrerin ist von einem Wagen angefahren worden, abends um halb acht. Eigentlich nur eine Bagatelle. Aber die Frau ist so unglücklich gefallen, dass sie in der Nacht darauf gestorben ist. Dabei ist sie noch ohne fremde Hilfe aufgestanden und nach Hause geradelt. Das Interessante dabei: Die Geschichte hat sich nur dreihundert Meter von Leas Elternhaus abgespielt, an der Ecke Görresstraße, Rohrbacher.«
    »In der Straße, wo Schiller …?«
    »Genau, aber am ganz anderen Ende. Lea und zwei Jungs waren die einzigen Augenzeugen. Gesehen haben sie aber auch nicht viel.«
    »Runkel hat persönlich mit Lea gesprochen?«
    Balke nickte und begleitete mich die Treppe hinab. »Er hat alle drei damals vernommen. Aber wie gesagt, sie hatten kaum was gesehen. Nur, dass da ein Auto war, dunkle Farbe, Mittelklasse, Stufenheck, darin waren sie sich einig. Ansonsten ging das wie Kraut und Rüben. Einer der Jungs hat geschworen, es sei ein BMW gewesen, der andere, ein Opel, und Lea wollte sich nicht festlegen. Von der Unfallstelle selbst waren die drei gut hundert Meter entfernt. Sie haben nur den Wagen vorbeifahren sehen, der ist unten in die Rohrbacher Straße eingebogen, und dann haben sie gehört, dass es kurz gequietscht hat. Der Unfallverursacher hat angeblich gebremst und dann wieder Gas gegeben. Die Kids sind hingerannt, weil sie gesehen haben, dass da wer am Boden lag. Lea hat behauptet, das Auto sei schwarz gewesen. Die Jungs haben auf dunkelblau oder dunkelgrau getippt.«
    »Der Fahrer ist aber nicht ermittelt worden?«
    »Erst mal war ja gar nichts. Erst, als die Frau am nächsten Morgen tot war – sie hatte sich einen Milzriss zugezogen –, hat man angefangen zu ermitteln. Sie haben ein paar dunkelblaue Lackspuren gefunden und die Werkstätten abgeklappert. Aber es hat nichts gebracht. Der Lack konnte keiner Marke zugeordnet werden. Nehme an, der Wagen ist mal neu lackiert worden. Bei diesem Unfall war viel Pech im Spiel. Er war nicht zu schnell. Er hat sie kaum berührt. Aber sie ist so unglücklich gefallen, dass sie nachts an inneren Blutungen gestorben ist. Sie war übrigens Sekretärin bei einer Marketingagentur an der Rohrbacher Straße und hat mit einer Kollegin zusammen in einer kleinen Wohnung in Rohrbach gewohnt. Die hat sich am nächsten Morgen gewundert, warum ihre Mitbewohnerin nicht aufsteht. Mit etwas Glück hätte sie höchstens ein paar blaue Flecken gehabt …«
    Inzwischen hatten wir den Ausgang erreicht. In der Ecke links von der Glastür prangte stolz ein großer, sehr gerader und sehr ordentlich geschmückter Tannenbaum. Ich blieb stehen und sah Balke an.
    Er sah mich an.
    »Wissen Sie was?«, sagte ich mit Blick auf die Armbanduhr. »Das hat jetzt Zeit. Irgendwann muss ja mal Schluss sein.«
    Ich wünschte Balke schöne Feiertage und schönen Urlaub – auch er hatte sich zusammen mit seiner Evalina bis zum siebten Januar frei genommen – und nahm ihm das Protokoll aus der Hand.
    Den Weihnachtsbaum hatten wir zum Glück schon vor zwei Wochen gekauft, und auch um das Thema Geschenke hatte ich mich dieses Jahr frühzeitig gekümmert. Die Zwillinge hatten den Baum schon aufgestellt, ganz allein, wie sie mir eifrig unter die Nase rieben. Im Wohnzimmer, in der Ecke, wo er in den letzten beiden Jahren auch schon gestanden hatte. Bei Licht besehen, war er ein wenig krumm gewachsen, und er stand auch etwas schief, aber nicht so sehr, dass man Angst haben musste. Die Bescherung war auch nicht mehr das, was sie früher einmal gewesen war. Am meisten freuten meine Töchter sich über die Umschläge mit den großen Geldscheinen. Von ihrer Oma, die es in diesen Dingen manchmal ein wenig übertrieb,

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