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Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen

Titel: Alexander Gerlach 09 - Das vergessene Maedchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Burger
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Frühstück nicht mehr. Ich musste mich wohl darauf einstellen, dass früher oder später Hennings Leiche gefunden wurde. Vielleicht morgen, vielleicht in einer Woche oder erst in Monaten, wenn der Rhein wieder weniger Wasser führte. Eine Weile kämpfte ich mit mir, ob ich Doro informieren sollte oder nicht. Der Kampf erledigte sich von allein, als sie selbst mich anrief. Wieder einmal weinte sie.
    »Noch haben wir keinen Beweis«, versuchte ich, sie und mich selbst zu trösten. »Und solange wir keinen Beweis haben, gibt es Hoffnung.«
    Nun begann sie zu toben, beschimpfte mich als hartherzigen Technokraten, der keine Ahnung davon habe, wie es im Herzen einer Mutter aussehe, beruhigte sich wieder, bat mich unter Tränen um Verzeihung. Legte schließlich wieder ohne Vorwarnung auf.
    Draußen fiel seit dem frühen Morgen ein kalter und mit matschigen Schneeflocken durchmischter Regen. Ich hatte mich selten in meinem Leben so elend gefühlt.
    Als Sonntagsessen hatte ich Bratwürste mit Kartoffelpüree und Sauerkraut geplant. Die Zwillinge waren begeistert gewesen, als sie es hörten. Erst vor wenigen Wochen hatten sie nach langem Hin und Her offiziell verkündet, in Zukunft nur noch Gelegenheitsvegetarier zu sein. Vor ihrer fleischlosen Zeit hatten Bratwürste mit Kartoffelpüree zu ihren Lieblingsgerichten gezählt, während sie Sauerkraut immer noch als etwas ansahen, das die Menschheit nicht unbedingt hätte erfinden müssen.
    Pünktlich zum Essen erschienen sie schlaftrunken, in ihre rosafarbenen Morgenmäntel gewickelt, mit verstrubbelten gerstenblonden Haaren und den Dalmatinerhausschuhen an den Füßen, die sie sich im Alter von acht Jahren so sehnsüchtig gewünscht hatten. Manchmal wirkten sie trotz ihrer sechzehn Jahre noch sehr klein und zerbrechlich. Während des Essens kamen sie allmählich zu sich. Als sie wieder in ganzen Sätzen sprechen konnten, wollten sie wissen, ob es von Lea oder Henning Neuigkeiten gab. Ich erzählte ihnen von Kehl und Straßburg, von Hennings Helm und Leas Laptop. Anschließend aßen wir schweigend zu Ende.
    »Was hat Henning eigentlich für eine Augenfarbe?«, fragte ich.
    »Braun«, erwiderte Sarah. »Genau wie du.«
    »Wir haben in seinem Zimmer eine Menge Ecstasy-Pillen gefunden.« Obwohl mein Teller noch halb voll war, legte ich mein Besteck zur Seite. »Wisst ihr was davon? Hat er vielleicht mit dem Zeug gedealt?«
    Sie sahen mich ausdruckslos an, schüttelten die Köpfe und erwarteten offenbar die Fortsetzung einer bislang nicht sonderlich aufregenden Geschichte.
    »Es waren ziemlich viele Pillen«, setzte ich nach. »Viel mehr, als man für den Eigenbedarf braucht.«
    »Chip dealt ganz bestimmt nicht«, meinte Louise. »Der lehnt Drogen total ab.«
    »Er trinkt ja nicht mal Bier«, ergänzte Sarah.
    »Wozu hat er die Dinger dann?«
    Sie schlugen die blauen Augen nieder und aßen weiter. Sie wussten etwas, das ich nicht erfahren sollte.
    »Mädels …«, sagte ich beunruhigt. »Was ist los? Nehmt ihr das Zeug etwa auch?«
    »Paps«, sagte Sarah nach langem Zögern. »Du trinkst doch auch Alkohol.«
    »Das ist doch was ganz anderes«, erwiderte ich wohl wissend, dass ich Unsinn redete.
    »Jedes Jahr sterben in Deutschland über vierzigtausend Menschen an Alkohol«, erläuterte mir Louise, als wäre ich ein netter, aber etwas zurückgebliebener Onkel.
    »Und über hunderttausend von Zigaretten«, fügte Sarah hinzu.
    »Und für Ecstasy gibt’s noch nicht mal eine Statistik«, beendete Louise den Crashkurs zum Thema Gefährlichkeit von Drogen.
    »Trotzdem. Ich will nicht, dass ihr solche Sachen nehmt.«
    »Wir nehmen es ja nicht«, behauptete Sarah. »Nicht dauernd.«
    »Im Gegensatz zu dir«, sekundierte Louise patzig. »Du trinkst ja jeden Tag Wein.«
    »Aber ihr nehmt es hin und wieder?»
    »Okay«, gab Sarah mit Leidensmiene zu. »Wir haben es mal probiert, und es war ziemlich cool, und dann haben wir es wieder gelassen.«
    »Machen doch alle«, assistierte Louise. »Man muss es mal probiert haben, damit man mitreden kann.«
    Hatte ich erwartet, dass meine Töchter auf einem drogenfreien Mond lebten? Heute, wo dieses widerliche Gift an jeder Ecke verkauft wurde? Und aufgrund des weltweiten Überangebots und verschwindend geringer Herstellungskosten immer billiger wurde?
    »Das heißt, ihr nehmt nichts mehr davon?«
    Achselzucken.
    »Mal so, mal so«, murmelte Sarah.
    »Nicht so oft.«
    »Wie oft?«
    Wieder Achselzucken.
    »Einmal die Woche? Einmal im Monat?«
    »Paps,

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