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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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den Geruch von Salz, später, als er fast zum Sturm wurde, das Geräusch der Brandung. Mitten in der Nacht erwachte Dymas, roch und hörte und wühlte sich zwischen den toten Hunden hervor und kroch auf allen vieren die Stadtmauer entlang zu den verstrüppten Dünen, zum Strand, zum Meer. Im Morgengrauen torkelte ein Händler aus Delos, trunken von Wein und Gesängen und Heimweh, aus einer Schänke und wählte den Weg über die Zugbrücke an der Hafeneinfahrt, um zu Wohnung und Warenlager auf der Südseite zu gelangen. Er stolperte über Dymas, der auf der Brücke lag, im unruhigen Wasser darunter sein vielfach gebrochenes Spiegelbild zusammenfügen wollte und leise summte.
    »Weg da«, knurrte der Händler. Er schwankte, hielt sich am gespannten Tau zwischen Geländerpfosten fest, rülpste, schmeckte wieder den Wein, den allzu vielen Wein der allzu langen Nacht, erinnerte sich an eines der Lieder und grölte in den milchigen Morgen:
    »Edle Gefährten, beim Weine vereint, laßt uns jammern und klagen, morgen geht es an Bord – trotz ich dem salzigen Tod, werden mich Asasiens Barabarbaren, eh.«
    Dymas gluckste.
    »Heh?« sagte der Delier. »Was, heh?«
    »Glücklich der Mann, der huldreiche Knaben und glänzende Münzen, bissige Worthunde und Freunde in Asien hat«, murmelte Dymas.
    Der Delier bückte sich taumelnd. »Worthunde?« Er spuckte aus. »Jagdhunde!«
    »Nachthunde«, sagte Dymas. »Taghunde. Worthunde. Grufthunde. Mordhunde. Brothunde. Weinhunde.«
    »Weinhunde? Hundewein, was?« Der Händler blinzelte und stieß Dymas mit dem Fuß an.
    »Fußwein.«
    Der Händler kicherte. »Weinfüße wanken westwärts. Kannst du wanken?«
    Dymas antwortete nicht; langsam drehte er sich auf den Rücken und schaute ins Gesicht des Betrunkenen.
    »Waschen«, sagte der Delier. »Waschen und wanken. Wein, baah. Komm.« Er schnippte, wandte sich ab und schlingerte ans Brückenende, stolperte auf den Kopfsteinen des südlichen Kais, richtete sich auf, musterte die Fensterhöhlen der schmalen, bunten Häuser, brüllte etwas über die schielenden Augen der Schönen der Nacht, machte ein paar Tanzschritte und drückte sich in einen kaum schrittbreiten Durchgang zwischen den Gebäuden. Dymas kroch hinterher, auf Händen und Knien.
    Am Ende des Durchgangs, der zur nächsten Straße führte, lag rechts das kleine Wohnhaus des Deliers an einem ummauerten Hof mit Lagergebäuden und Schuppen. Als der Händler am Vormittag auf den Hof kam, das Haar wirr, die Augen rot, die Kleidung von Erbrochenem besudelt, saß Dymas im Schatten auf den Fersen, den Rücken an die Schuppenwand gelehnt.
    Der Delier warf ihm einen schrägen Blick zu, ging zur Zisterne – einem großen Ziegelbehälter, oben mit einem Trichter für Regenwasser versehen, auf gemauerten Beinen – und zog den Pflock aus dem Ausfluß. Auf den Kopf, den er darunterhielt, träufelte nur ein zusammenhangloses Rinnsal.
    »Götter! Hunde! Schweineärsche!« Der Händler rammte den Pflock wieder ein und hob die Hände. »O Abwesenheit, o allzu großes Vertrauen!« Er ließ die Hände sinken, trampelte einen Moment vor der Zisterne herum und deutete auf Dymas. »Du da, raus hier! Wie kommst du überhaupt her?« Er wandte sich um und sah, daß das Hoftor nur angelehnt war. »Ahhh.«
    Dymas bellte leise.
    Der Delier stutzte; dann grinste er. »Ha. Der Weinhund. Oh, mein Kopf; ich darf nicht lachen. Es gibt auch keinen Grund dafür...« Er spitzte den Mund, legte den Kopf schief und hustete. »Weinhund, hast du einen Namen?«
    »Argos.«
    »Argos? Der auf dem Mist schlief und den Herrn erkannte?« Der Händler gluckste. »Nun ja, ein Name ist so schlecht wie ein anderer. Kannst du arbeiten?«
    Dymas hob die Schultern.
    »Dumme Frage. Wer kann nicht? Aber wer will?« Der Händler kniff die Augen zusammen. »Ich bin Aristippos. Aus Delos, falls du es nicht schon an meinem Singsang gehört hast. Mir gehört dies alles hier« – er machte eine weltumfassende Gebärde mit beiden Armen –, »und ich war leichtsinnig genug, es für einige Zeit einem Verwalter und zwei Sklaven anzuvertrauen. Du siehst ... ah, Götter, wie du aussiehst! Die Räuber, die ich beherbergt und bezahlt habe, scheinen dich beim Abzug erwischt zu haben. Mal sehen, Argos, ob du Hund oder Mann bist, wenn du dich gewaschen hast.«
    Eine Stunde später hatte Dymas sich mit einem scharfen Messer rasiert, mit einer Schere notdürftig das Haar gestutzt, mit Wasser aus einem Brunnen der Stadt gewaschen; Aristippos gab ihm

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