Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
einer befreundeten Stadt vergreift, soll von den Speeren seiner Kameraden durchbohrt werden. Du hast ihm und uns einiges erspart. Sag mir deinen Namen, damit ich dich als tapferen Mann preisen kann.«
    Dymas starrte ihn an, öffnete den Mund, brachte aber nur ein Krächzen heraus. Aristippos schob sich sanft, aber nachdrücklich zwischen zwei Hopliten hindurch; in der Hand hielt er, an den Haaren gefaßt, den Kopf des Musikers wie einen beliebigen, geringfügigen Gegenstand.
    »Argos«, sagte er.
    Später, als Dymas einen Becher mit beiden Händen hielt und zitternd zum Mund hob, als die Makedonen gegangen waren, mit dem Leichnam des Toten, als die Trümmer und Blutspuren und der Rumpf des Sängers entfernt worden waren, setzte der Delier leise hinzu:
    »Morgen nennst du mir deinen wahren Namen, Freund.«
    In dieser Nacht des Grauens und des Jubels lag Dymas in einer engen Kammer über einer anderen Schänke zu mehrfacher Lust bei der Akarnanierin. Am Morgen brachte er dem alten Instrumentenbauer die Metallteile – Stimmwirbel und Joch – und streichelte die fertige Kithara, die ein Wunder war und die er nachmittags endgültig würde abholen können. Mit Aristippos führte er ein langes freundschaftliches Gespräch und bat ihn, die Gewinngutschrift an den Instrumentenbauer auszuzahlen – etwas mehr, als die Kithara kosten sollte. Im Beutel, den er bei seinen Sachen hinter der Lagerhalle aufbewahrte, waren über zweihundert Drachmen, mit denen er reisen wollte, soweit das Geld reichte; Aristippos beschimpfte ihn und half ihm, seine Habseligkeiten an Bord des Frachtseglers zu bringen, der dem halbwegs ernüchterten Etrusker gehörte. Als sie mit dem abendlichen Landwind aus dem Hafenbecken glitten, hielt er die Kithara im Arm und sah auf der Seemauer die Verschleierte, deren Rätsel er ungelöst als Kostbarkeit zu hegen gedachte.
    Der Etrusker wollte nichts von Bezahlung wissen; Aristippos habe ihm Fürchterliches angedroht. Er lief Korkyra an, wo Dymas von Bord ging, da ihn nichts nach Italien zog. Zwei Monde und elf Schiffe später, im späten Frühsommer, ging er in Kenchreai an Land, dem Hafen von Korinth.
    Als am Himmel, den Astrologen zufolge, der Löwe dem Mädchen wich, kehrte Dymas nach Korinth zurück, wo er sich nur wenige Tage aufhielt. Die Sommermonde hatte er in den nördlichen Landen der Peloponnes verbracht – heiße Monde unter dem Brandhimmel, von Grillen umsungen und von Staub gesättigt. Er war steinige Wege über dürre Hochebenen gewandert, hatte im Schatten von Eichen und Ölbäumen geruht, auf Feldsteinwällen gesessen, mit Hirten Brot und Wasser geteilt, in Argos und Megalopolis und Dutzenden anderer Städte die Kithara gespielt. Der unmittelbare Machtbereich des spartanischen Königs Agis weiter im Süden hätte ihn verlockt, wenn nicht die Gefahr zu groß gewesen wäre: Spartas seit Jahrhunderten als verschlagen und kunstfertig bekannte Politiker – die so oft mit Schlichen und Verträgen erreicht hatten, daß ihr Heer gar nicht erst eingesetzt werden mußte – mochten längst wissen, daß ein Kitharist namens Dymas lange für die Makedonen gekundschaftet hatte.
    Von Korinth wanderte er nach Nordosten, in die Megaris. Wenn es Agis tatsächlich gelänge, ein Bündnis gegen Makedonien zustande zu bringen, oder wenn Antipatros beschlösse, gegen Sparta vorzugehen; wenn Botschafter zwischen Sparta und Athen unterwegs wären oder Gesandte des Dareios Gold in Hellas zu verteilen wünschten: Alle würden ihren Weg über Megara nehmen müssen. Und dort hatte sich Alexanders Jugendfreund und ehemaliger Schatzmeister Harpalos der Hinkende niedergelassen. Außerhalb der Mauern, südlich der Stadt, saß er in einem weißen, reichlich mit Marmor und Sklavinnen versehenen Landhaus zwischen kühlenden Bäumen, mit Blick auf die große Straße und das Meer. Bei gutem Wetter sah man im Süden einen Zipfel der Insel Salamis, im Osten die Hügel bei Eleusis. Es war eine vorzügliche Lage, allen schäbigen Vorhaben günstig, und offen gleichermaßen für sämtliche denkbaren Zweifel wie für deren Widerlegung. Dies machte Dymas mißtrauisch.
    Gute Musik in vielen Schänken hatte seinen Beutel gefüllt; in Megara begab er sich zu einer Niederlassung jenes Bankhauses, das die Geschäfte des edlen Demaratos betrieb. Dort erfuhr er den Namen eines mit dem Korinther befreundeten Handelsherrn, mit dem er schwierige Geschäfte bereden könne, die Pella und dortige Guthaben beträfen. Der Handelsherr deutete an,

Weitere Kostenlose Bücher