Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
aufgerissenen Augen neben ihm stand, etwas über Olympias, Feuer und Eis, und dann: »Diese da ist Wärme und Licht und Liebe ... Aber – kennen wir sie nicht?«
Alexander beugte sich vor, ergriff ihre Hand und half ihr auf. Dabei schien er ihr Gesicht mit den Augen zu trinken.
»Ich kenne dich ... aber ...«
Mit warmer, kehliger Stimme sagte sie in makellosem Hellenisch, immer noch lächelnd: »Es ist siebzehn Jahre her, Alexander. Mein König. Damals war ich fünfzehn, und du warst – sechs?« Das Lächeln veränderte sich; ein wenig liebevoller Spott war nun darin. »Man kann sagen: Du bist gewachsen.«
Alle lachten. Alexander schüttelte den Kopf, immer noch verwundert. »Barzhiyan, Tochter des überaus edlen Artabazos, dem ich so viel verdanke. Barsine. Dies ist wirklich ein königliches Geschenk, Parmenion. Und eine königliche Überraschung.«
Viel später lag Barsine, von Sklavinnen entkleidet, zwischen den hellen Decken auf Alexanders Bett. Ihr langes dunkles Haar, zu sanfter Brandung gelöst, floß über die Tücher. Im Licht der Fackeln und Lampen stand Alexander neben dem Lager, wie ein gleichzeitig ungeduldiger und unsicherer Junge. Zwei Königsknaben nestelten an seinem Gurt, den Gewändern, den Riemen der Sandalen. Er blickte auf die Frau hinunter, mit einer zweifelnden Miene.
»Da Parmenion dich gewissermaßen in mein Zelt geführt hat, kann ich dich nicht gut wegschicken, oder?«
Sie lächelte. »Ich habe das Kind gekannt und mich oft gefragt, wie es dem älter gewordenen Knaben wohl gehen mag. Ich hätte ihn gern wachsen sehen. Jetzt möchte ich den König vergessen und den Mann kennenlernen, aber das hat Zeit.«
Die Königsknaben hatten ihn entkleidet und zogen sich geräuschlos in die Schatten neben dem Eingang zurück; sie würden dort sitzen und schweigen und den Schlaf des Königs hüten. Das Zelt war erfüllt von einem schwebenden bittersüßen Duft. Man hörte die beiden Posten vor dem Eingang miteinander flüstern, draußen, in der Nacht der phönikischen Ebene. In der Ferne schrie eine Frau; ein paar Pferde wieherten, und näher warf jemand polternde Holzstücke in ein Feuer. Etwas klirrte – Becher oder Waffen. Die Posten auf der anderen Seite des Durchgangs zum großen Zeltteil waren stumm.
Alexander ließ sich auf dem Bett nieder, auf den Decken; er lag auf der Seite, auf dem linken Ellenbogen, und betrachtete die edle Perserin.
»Laß uns einfach reden, Barsine. Ich fühle mich nicht nach anderen Dingen. Wo warst du all die Jahre?«
Sie zuckte mit den Schultern; ein schwermütiges Lächeln huschte über ihre Züge. »Hier und da. Wie du wohl weißt, aber da du es von mir hören willst ... Als mein Vater und der Großkönig sich aussöhnten, haben wir Pella verlassen. Damals. Es gab, wie du weißt, zwei bedeutende Männer aus Rhodos, Hellenen, Brüder, große Krieger und Männerführer. Wie gerade du sehr wohl weißt ... Mentor und Memnon. Sie haben die hellenischen Söldner des Großkönigs geführt, Ägypten für Artaxerxes zurückerobert, Phönikien gesichert, die Drohung namens Hermias ausgeschaltet. Man hielt es für weise, ihnen persische Frauen zu geben. Ich wurde nicht befragt, aber du weißt ja, wie diese Dinge sind.«
Alexander nickte. Er streckte eine Hand aus, spielte mit einer ihrer schweren dunklen Strähnen. »Und wie war das, mit Mentor vermählt zu sein?«
Sie schloß die Augen, schien nach innen zu lächeln. »Er war ein guter Mann. Aber er ist früh gestorben, und Iran hielt nichts davon, zwei Frauen zu vergeuden, wenn eine ausreicht. Also wurde die Tochter des königlichen Vetters, Satrapen und Fürsten Artabazos mit Memnon vermählt, als Mentor starb. Ich habe beiden Kinder geboren. Und nun ist auch Memnon tot – wie du weißt.«
Alexanders Finger verirrten sich zu ihrer Wange. »Ich weiß. Ich habe ihn sehr geachtet, sogar gefürchtet, und ich war froh, daß nicht er am Granikos den Befehl hatte. Später – nun ja; das war eben später. Wo sind deine Kinder? In Damaskos? Oder draußen?«
Sie seufzte, müde und traurig. »In Susa, wo sonst? Sie sind Geiseln, aus vielen Gründen. Da ich edler Geburt bin, mußte ich Darayava’ush begleiten, als Pfand für meines Vaters Treue. Und die Kinder blieben in Susa, als Pfand für meine Treue. Artabazos, mein Vater, gedenkt deiner in Zuneigung. Er hat geweint, als der Krieg begann, und seitdem hofft er, daß die Waffen Irans siegen, daß du aber heil die Schlacht überlebst.«
Alexander lächelte. »Ich
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