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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Amphoren, Krüge, ganze Bänke voller Speisen und Getränke herbeischleppten – »wurde von anderen beweglichen Teilen seines persönlichen Besitzes aus unbeweglichen Teilen bereitet. Unter scharfer Aufsicht, natürlich. Denn, o König und Freund, ich bringe dir auch dreihundertundsechs Köche, dreizehn Zuckerbäcker, siebzig Weinbewahrer und Vorkoster, mit denen ich nun deine Augen nicht behelligen mag. Ferner haben wir vierzig kenntnisreiche Meister der Salben und Kräuter und Düfte mitgebracht, die deinen edlen Leib pflegen werden, wenn du dessen bedarfst.«
    Eumenes zählte immer noch Gold und Silber, im Geiste. Er murmelte etwas von »und all die Rüstungen und Edelsteine und Sklaven und überhaupt ... alles verkaufen... Alexander, es ist unvorstellbar! Es bedeutet, es bedeutet ...«
    »... daß wir alle Schulden bezahlen und sogar noch ein wenig übrigbehalten, für die nächsten Jahrzehnte, nicht wahr?« Alexander grinste. »Genug, um etwa ein paar Geschenke zu machen.«
    »Geschenke?« Eumenes stierte ihn an. »Für wen?«
    »Für die, die es verdienen. Die in den Kämpfen besondere Tapferkeit bewiesen haben. Nicht für feiste Schreiber aus Kardia, Eumenes, die bei den Kämpfen zusehen.«
    Ptolemaios stieß Perdikkas an und flüsterte ihm etwas zu, beide lachten. Der Taxiarch wandte sich an den König.
    »Vielleicht wiederhole ich mich, Alexander, aber – wenn du so viele Geschenke machen willst, was behältst du dann für dich noch übrig?«
    Alexander lachte und breitete die Arme aus, als ob er das ganze ungeheure Lager umarmen wolle. »Ich brauche nichts. Ich habe meine Gefährten.«
    Parmenion hüstelte. »Ach, ein bißchen mehr darf es schon sein, Freund. Zwei Dinge habe ich nur für dich mitgebracht.« Er winkte einer Gruppe von Hopliten, die eine gewaltige Kiste und eine Sänfte trugen. Parmenion ließ die Kiste öffnen und holte ein Wunderwerk feinster Handwerkskunst heraus: eine kleinere Kiste aus Ebenholz und Elefantenbein, mit Gold und Silber beschlagen, mit verzierten Schnitzflächen, mit Edelsteinen besetzt.
    Alle beugten sich vor; viele standen auf, um das wunderbare Kunstwerk zu betrachten. Parmenion und ein Kämpfer hielten es Alexander hin, der ganz langsam die Hand ausstreckte und versunken, verzückt die Kiste befühlte, betastete, liebkoste.
    Hephaistion seufzte laut. »Soviel Schönheit hab ich nie auf einmal gesehen. Was willst du darin aufbewahren, Alexander?«
    Der König hatte den Deckel zurückgeschlagen. Innen war die Kiste mit Seide bespannt; die Köpfe der Nägel oder Stifte, die sie hielten, schienen wiederum aus edlen Steinen zu bestehen.
    Alexander lächelte, winkte Kallisthenes herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr. Der Hellene verschwand im Zelt und kam sofort zurück.
    »Was sollte ich in Asiens kostbarstem Kunstwerk aufbewahren, wenn nicht das kostbarste Kunstwerk, das Hellas je hervorgebracht hat?« Mit langsamen, beinahe feierlichen Bewegungen legte er eine dicke Papyrosrolle hinein: die von Aristoteles und seinen Schülern bereitete Fassung der Werke des göttlichen Homeros.
    Er stand auf und umarmte Parmenion. »Die Festung Damaskos, einen geschützten Rücken, unermeßliche Schätze und dieses Wunderwerk – wie kann ich dir je danken, Parmenion mein Vater?«
    Parmenion löste sich von ihm, hielt ihn einen Moment an den Schultern, winkte dann den Sänftenträgern und langte mit der Linken hinein, als ob er jemanden darin zurückhalten oder stützen müßte.
    »Danken? Kein Dank ist nötig, mein König und mein Freund, außer einem – daß du dieses zweite Geschenk annimmst.«
    Aus der Sänfte stieg mit anmutigen, fließenden Bewegungen eine Frau. Sie trug Gewänder aus Seide und feinstem Leinen; in einem Ohr glänzte ein hauchfeiner Goldring mit einem grünlich schimmernden Stein, am vierten Finger der Rechten trug sie das Gegenstück. Mehr Schmuck brauchte sie nicht, und aller Schmuck wurde nebensächlich, als sie sich aufrichtete und den König anlächelte, ehe sie vor ihm kniete. Sie mochte acht oder neun Jahre älter sein als er. Vielerlei Leben hatte ihr Gesicht bereichert, statt es zu zeichnen; als sie lächelte, wurden wie durch Magie die Spuren der Zeit um die vollen Lippen, die gerade Nase und die leuchtenden dunklen Augen zu Zeichen der Jugend, ohne Erfahrungen und Leid zu leugnen. Kallisthenes murmelte etwas über Halbmonde der Brauen und braunsüße Sahne der Seidenwangen und derlei Unfug; sehr leise sagte Ptolemaios etwas zu Perdikkas, der mit

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