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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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denke sehr gern an ihn. Er hat mir viele Dinge beigebracht, und es war angenehm, mit ihm zusammenzusein.«
    Barsine rollte sich auf die Seite und sah ihn an. »Weißt du, ich war froh, damals, vor so vielen Jahren, als wir Pella verlassen konnten. Ich – wir haben im Palast gewohnt, dieser finsteren Burg, und ich konnte den ewigen Krieg zwischen deinen Eltern nicht ertragen. Wie furchtbar, so aufzuwachsen.« Sie legte sich wieder auf den Rücken und blickte ins Dunkel hinauf. »Dein Vater ... ein großer Fürst, Krieger und Führer; vielleicht war es seine größte Leistung, Olympias all die Jahre zu bändigen. Falls er sie wirklich gebändigt hat. Aber manchmal hat er seinen Verstand im Weinbecher verloren und dann zwischen den Beinen jeder beliebigen Frau gesucht.« Sie kicherte. »Nutzloses Unterfangen, nebenbei. Schau ruhig nach, zwischen meinen Beinen, wenn du willst. Vernunft ist da nicht, und auch kein Grund, deinen Verstand zu verlieren.«
    Alexander klackte mit der Zunge; er lächelte. Barsine lag ganz ruhig da. Seine Hand, wie aus eigenem Antrieb, spielte mit ihrem Haar, glitt über Brauen und Wangen, streichelte die Lippen, das Kinn, den Hals, näherte sich den Brüsten.
    »Und wenn ich du wäre«, sagte sie; ihre Stimme wurde dunkler, »würde ich jeden treten, der sagt, ich sollte eine Frau finden und mich vermählen und Kinder zeugen – einen Sohn – einen Thronerben. Wenn ich unter der Schreckensherrschaft deiner Mutter gelebt hätte, würde ich jede Frau fliehen und Knaben in mein Bett nehmen, oder Männer. Oder vielleicht eine Sklavin, für immer nur eine Nacht. Aber nie einen Sohn haben, um den es mit der Mutter Streit gibt. Kein Zetern und Zerren, einfach nur etwas Leichtes, Warmes, Gutes, die Freuden des Fleischs, vielleicht ein gutes Gespräch, aber nicht mehr.«
    Alexanders Gesichtsausdruck, zuerst müde, dann zerstreut, wechselte bei ihrer Rede zu immer größerem Erstaunen, dann Verblüffung, schließlich Achtung und Zuneigung.
    Sie fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich bin froh, daß Parmenion mich in Damaskos gefunden hat. Ich bin froh, daß ich hier bin. Ich werde nicht weinen oder zetern, wenn du mich morgen früh fortschickst – oder jetzt sofort, wenn du willst. Ich habe nichts dagegen zu bleiben, und die Art, wie deine Finger mir Dinge erzählen, mag ich sehr. Aber da ist keine Gefahr ... Ich habe Kinder geboren, ich kann Lust geben und annehmen, und als Perserin und zweifache Hellenenwitwe weiß ich, daß du weißt, daß du, König, dich niemals mit mir vermählen kannst, und das macht mich fröhlich. Und frei.«
    Seine Hände hatten wie selbständig ihren Körper erwandert; nun beugte er sich über sie, küßte ihre Brüste und nahm sie in die Arme. Sie lächelte.
    »Kluge Frau«, sagte er heiser. »Sei still. Ich will dich.«
    Am Morgen erwachte Alexander, setzte sich jäh auf, sah sich um, blickte dann Barsine an, die bereits wach war und ihn mit einem warmen Lächeln betrachtete. Er schüttelte den Kopf, sehr erstaunt.
    »Du hast mich zum Schlafen gebracht.«
    Sie nickte. »Man sagt, wenn wir lieben, sterben wir immer einen kleinen Tod. Tod und Schlaf sind Zwillingsbrüder. Warum solltest du also nach einem kleinen Tod nicht einen großen Schlaf genießen?«
    »Aber ich fühle mich sehr lebendig!«

    Der Bericht des Aristoboulos begann mit einer eher wirren Erörterung der Vorbereitungen des Demaratos, dessen Leute den letzten lebenden Abkömmling der alten Könige von Sidon gefunden hatten. Alexander schickte Hephaistion, als »den anderen Alexander«, in die ehrwürdige phönikische Hafenstadt, um dort liebenswürdig und höflich aufzutreten, den von Dareios bestimmten Rat der Stadt im Einvernehmen mit den freundlich gestimmten Bürgern aufzulösen und ihnen, ohne ein Wort zuviel zu sagen, durch kluge Fragen die Wahl jenes Nachfahren, Abdalonymos, zum neuen und guten König nahezulegen. Während Hephaistion sich dieser Aufgabe glänzend entledigte, führte Demaratos, der mitgekommen war, ein langes Gespräch mit Abdalonymos, der als Gärtner arbeitete, und traf mit ihm gewisse Vereinbarungen. Schließlich schlug einer der reichen Handelsherren von Sidon – zur allgemeinen Überraschung und offenbar zu des Hephaistion grenzenloser Verblüffung – einen namenlosen Gärtner, Nachfahren der Könige, als neuen Herrscher vor, und Hephaistion stimmte nach wohlerwogenem Zögern zu.
    Es folgte ein nicht besonders fesselnder Bericht aus dem Lager des Königs, in dessen Zelt

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