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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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Barsine zu allgemeiner Freude verweilte. Zusammen mit Sisygambis, die ihn wie einen Sohn behandelte und von ihm als Mutter angesprochen wurde, gelang es Barsine sogar, ihn zu mehr Schlaf, zu Essen und Wein zu bewegen. Er sei, schrieb Aristoboulos, weniger rastlos, was seine Tatkraft und seinen Scharfsinn noch erhöhe.
    Mit Sidon, Byblos, Berytos und andern Städten hielt Alexander den größten Teil Phönikiens. Dareios würde lange brauchen, ein neues Heer aufzustellen; aber die Makedonen konnten nicht nach Ägypten vorstoßen, solange Tyros als Hafen für die gegnerische Flotte verfügbar war.
    Der Baumeister und Belagerer Aristoboulos beschrieb nun in kargem Stil, was Homeros zu einem gewaltigen Epos oder Aischylos zu einer erschütternden Tragödie gereicht hätte.

    Gesandte kamen ihm entgegen. Die Tyrer seien Willens, sich den Befehlen Alexanders zu fügen. Er lobte die Stadt und befahl den Gesandten – es waren dies Mitglieder der angesehensten Klassen, unter ihnen der Sohn des Herrschers, denn Azemilkos selbst befand sich bei der Flotte des Autophradates -, sie sollten den Tyrern daheim melden, er wolle in die Stadt kommen und dort dem Herakles opfern.
    In Tyros nämlich steht das älteste Heiligtum des Herakles. Denn bevor Kadmos, aus Phönikien kommend, Theben besetzte und dessen Tochter Semele geboren wurde, die wiederum dem Zeus den Dionysos gebar, gab es einen Kult des Herakles in Tyros.
    Diesem wollte Alexander opfern. Doch als die Gesandten von dieser Absicht in Tyros berichteten, beschloß man, den übrigen Befehlen Alexanders zwar nachzukommen, in die Stadt selbst aber weder einen Perser noch Makedonen einzulassen. Dies schien die sicherste Verhaltensweise, war doch der Ausgang des Krieges vorerst immer noch unklar. Auf die Meldung von dieser Entwicklung schickte er die Gesandten wieder fort, versammelte Hetairen, Truppenführer und Berater und hielt folgende Ansprache:
    »Freunde und Mitkämpfer! Ich weiß nicht, wie unser Marsch nach Ägypten gesichert vor sich gehen könnte, solange die Perser das Meer beherrschen. Und wie wollen wir ohne Gefahr Dareios verfolgen, wenn wir hinter uns dieses Tyros zurücklassen, dessen Haltung ungeklärt ist, während die Perser Ägypten und Kypros in ihrer Hand haben? Vielmehr muß ein solcher Zustand Gefahren selbst in Hellas heraufbeschwören, denn es steht zu fürchten, daß die Perser erneut das Küstengebiet besetzen und, während wir gegen Dareios ziehen, mit einer noch größeren Streitmacht zur See den Krieg nach Hellas hinübertragen. Dann werden die Spartaner den Krieg gegen uns beginnen, ja selbst Athen. Sollte es uns hingegen gelingen, Tyros zu nehmen, so ist ganz Phönikien in unserer Hand, und der größte und beste Teil der persischen Flotte, der der Phöniker, wird zu uns herüberwechseln. Denn die Phöniker werden nicht länger auf dem Meer für andere den Kopf hinhalten, wenn ihre Städte von uns besetzt sind. Dann werden wir auch Kypros ohne Schwierigkeiten in unsere Hand bringen und beherrschen ungestört das Meer. Der Zug nach Ägypten wird eine Kleinigkeit sein. Haben wir aber erst einmal Ägypten, dann wird es auch in Hellas nichts mehr geben, was wir zu fürchten hätten, und von der Heimat her gesichert, wird unserem Marsch nach Babylon ein viel größerer Ruf vorausgehen, da wir die Perser von jeglichem Meer abgeschnitten haben werden und auch von dem Land, das diesseits des Euphrat liegt.«
    So war es nicht schwer, sie zum Angriff auf Tyros zu überreden. Auch veranlaßte ein göttliches Zeichen Alexander zu diesem Entschluß, denn in der Nacht hatte er ein Traumbild gesehen: Er selbst rücke gegen die Mauern von Tyros heran, Herakles aber nehme ihn an der Hand und führe ihn in die Stadt hinein. Dies hatte Aristandros so ausgelegt, daß es nicht ohne Mühe abgehen werde, Tyros zu nehmen, habe doch auch Herakles seine Taten nicht ohne Mühe vollbracht. Aber ohnedies war zu erkennen, daß die Belagerung von Tyros schwierig werden würde. Die Stadt liegt auf einer Insel und ist an jeder Seite durch eine hohe Mauer befestigt. Zur See schienen die Tyrer überlegen, denn noch immer beherrschten die Perser das Meer, und auch sie selbst hatten eine große Zahl an Schiffen zur Verfügung.
    Alexander beschloß, einen Damm vom Festland bis zur Stadt aufzuwerfen. Zwischen Insel und Festland befindet sich eine verschlammte Durchfahrt, wobei das Wasser in der Nähe des Festlandes seicht und schlammig, vor der Stadt aber die Fahrrinne am tiefsten

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