Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
so das Orakel, Herr von ganz Asien ...«
    »Hat das Orakel dies gesagt?« Sisygambis’ Stimme war flach.
    »Es hat – soweit ich weiß. Jener also, Alexander, kam in guter Begleitung. Die Preise für die Bewirtung waren, wie wir hörten, ungewöhnlich niedrig, und die Anwesenheit von zweihundertsechsundfünfzig Hetairenreitern mäßigte die Gier des Oasenkönigs zu überschäumender Gastlichkeit.«
    Sisygambis blieb ernst, während Barsine leise kicherte.
    »Die zweite Frage ist: Hat Alexander die Begleiter ausgesucht? Dich, zum Beispiel, und den Ilarchen Amyntas?«
    Drakon runzelte die Stirn. »Er hat, Fürstin – er weiß immer alles, was vor sich geht, und meistens kümmert er sich auch um derlei Kleinigkeiten. Übrigens sollte ich zunächst gar nicht mitreiten, aber Philippos, sein Freund und Arzt, wurde am Ufer des Mareotis-Sees, bei der neuen Stadt, von einer Schlange gebissen und bedurfte der Erholung. So kam ich dazu, Arzt für alle zu sein und den König zu begleiten. Ich habe es genossen, auf dem Weg lange Gespräche mit meinem Sohn zu führen, Peukestas, der als Königsknabe dabei war. Man sieht sich sonst selten ...«
    »Ist es ungewöhnlich, daß Alexander diesen, mhm, Amyntas mit der Leitung der Ile betraut hat?«
    Drakon zögerte. »Ein wenig, ja, aber nicht so sehr. Ich hätte erwartet, daß er von den verfügbaren Leuten – es waren ja nicht allzu viele dabei, dort, wo Alexandreia gebaut werden soll – einen der ehrwürdigen älteren Freunde nimmt, Kleitos den Schwarzen. Aber dem übertrug er die Sicherung der Gegend, bis auf weiteres.«
    »Wie ging der Besuch des Ammoneions vor sich?«
    »Schnell.« Drakon lachte. »Wir sind angekommen, haben uns gelabt und die Pferde getränkt. Alexander hat mit dem König gesprochen und, ah, gewisse Vereinbarungen getroffen. Die Männer haben Zelte aufgeschlagen, ein paar von uns wurden in Gasthäusern untergebracht; dann ist er zum Tempel gegangen.«
    »Was sind das für Vereinbarungen?«
    Der Arzt seufzte. »Du bist sehr gründlich, Mutter des Dareios. Siwah liegt an der südlichen, der älteren Handelsstraße von Ägypten nach Libyen. Südlich von Kyrene, bei den Philainischen Altären, kommen die Küstenstraße und der Wüstenweg zusammen. Der Handel mit dem großen, mächtigen und reichen Karchedon benutzt meist die Südstrecke; sie berührt auch die Länder – wenn man die Wüsteneien so nennen mag – der Maken, Augilen und Garamanten, wo das kostbare Silphion gedeiht, unbezahlbar als Würze und noch teurer als Arznei.«
    Er sprach nicht weiter; Barsine sagte langsam:
    »Dann wird wohl von hier aus jemand auf Dauer nach Siwah geschickt, um mit Billigung des Oasenkönigs Handelsmöglichkeiten zu erforschen, vor allem aber Nachrichten über Karchedon zu sammeln?«
    Drakon hob die Schultern. »Wie ihr wißt, hat jede Handlung Alexanders mehrere vorher erwogene Zwecke.«
    »Hat Alexander bereits Anweisungen hierzu gegeben?«
    »Er hat Demaratos einen Brief hinterlassen; der Korinther sucht geeignete Leute aus.«
    »Der König hat also nicht mit ihm gesprochen, seit er aus Siwah zurückgekehrt ist?« sagte Sisygambis.
    »Nein. Worauf wollt ihr eigentlich mit diesen Fragen hinaus?«
    Die Königsmutter winkte ab. »Wir wissen noch nicht genug, um es zu sagen. Ich verspreche dir aber beim Lauteren Feuer, daß du es heute noch erfährst – so viel, wie überhaupt zu sagen ist.«
    »Na gut.« Drakon knurrte etwas Unverständliches; dann beschrieb er die Sonnenquelle, deren Wasser immer die gleiche Wärme hatte, und schließlich den Tempel des Amun, das eigentliche Ammoneion.
    »Ein Tempel wie jeder andere, nur älter und ehrwürdiger. Kroisos hat das Orakel befragt, ebenso Perseus und Herakles, Alexanders großer Ahnherr. Pindar hat es besungen und ihm einen Tempel in Theben geweiht. Aber das wißt ihr. Es ist das älteste und heiligste aller Orakel. Bei feierlichen Umzügen wird die Barke, in der der Gott weilt, herumgetragen, und manchmal nickt sie oder bewegt sich seitlich. Für den König und Gott Ägyptens hat man das alles etwas ... inniger gestaltet.«
    Der Oberste Priester des Heiligtums erwartete den König vor dem Tempel; er begrüßte ihn als Sohn des Amun, Guter Gott, Herr der beiden Lande. Es war die zeremonielle Begrüßung für den Pharao; es war aber auch mehr, viel mehr. Das wichtigste Heiligtum des ältesten der großen Götter hatte die Handlungsweise der Priester und Fürsten von Memphis bestätigt: Alexander trug die Doppelkrone des

Weitere Kostenlose Bücher