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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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die schwarze Wand; Alexander unterbrach ihn.
    »Was sagen sie über die Zukunft?«
    Der Alte lächelte schräg. »Willst du es wirklich wissen, König der Makedonen?«
    Alexander nickte. Ptolemaios hörte Demaratos schnaufen; der Korinther saß auf einem Schemel nahe der Tür.
    »Sie sagen, du wirst die Herrschaft wieder errichten – die Herrschaft des Ammon, der Bel ist und Zeus. Du wirst die Perser vertreiben, und ihre Priester, die das Feuer verehren. Unter deiner Herrschaft werden alle Menschen die Wahrheit der wirklichen Götter preisen.«
    Alexander nickte wieder. Seine Stimme war kalt. »Die Sterne lügen. Oder du kannst sie nicht lesen.«
    Eisiges Schweigen folgte. Die Worte, ohne Nachdruck gesprochen, waren wie ein Peitschenschlag ins Gesicht des Ehrwürdigsten gewesen.
    Die Priester wechselten Blicke; schließlich sagte der Alte, mühsam beherrscht: »Wie kannst du es wagen, solche Worte zu sprechen?«
    Alexander hob die Schultern. »Ich weiß, daß die Perser vieles zerstört und euch einige Zeit die alten Götter und ihre Verehrung untersagt haben, und jetzt hofft ihr darauf, alles vertrieben und verboten zu sehen, was irgendwie mit iranischen Dingen zusammenhängt. Ich werde jedoch keine Art der Götterverehrung verbieten. Wenn du also in den Sternen liest, daß ich die Feuerhüter, die Ahura Mazdah dienen, aus dem Land zwischen den Strömen vertreibe, dann lügen entweder die Sterne, oder du kannst sie nicht lesen, oder ... du lügst.«
    Hephaistion kicherte kaum hörbar; wieder wechselten die Priester Blicke. Der Älteste hüstelte.
    »Vielleicht haben wir einen Fehler begangen; es ist selten, aber nicht auszuschließen. Wir wollen die Sterne abermals lesen, besser und gründlicher.«
    Alexander lächelte ohne Wärme. »Tut das. Und laßt mich wissen, was sie über die Zukunft sagen.«
    Aus einem der anderen Räume erschien Aristandros, eine Rolle in der Hand. Mit ihm kamen ein Chaldäer, der etwas Unverständliches murmelte, und der ägyptische Magier.
    »Alexander«, sagte Aristandros, mit einer kleinen Grimasse, »ich habe alles gehört, und vermutlich sollten wir die Sterne noch einmal befragen. Eines aber kann ich dir jetzt schon sagen.«
    »Dann sag es mir, weiser Aristandros.«
    Der Tonfall ließ Ptolemaios’ Nackenhaare sich sträuben; Aristandros schien alles ganz gewöhnlich zu finden.
    »Der große Gott, dem wir alle dienen, gleich welchen Namen wir ihm geben, hat dich zu seinem Gefäß gewählt. Das haben die Sterne lange vor deiner Geburt verkündet.«
    Alexander schwieg; etwas wie ein verächtliches Lächeln spielte um seine Augen.
    Aristandros deutete auf den Ägypter. »Wie dir die Heiligen Männer aus dem Nilland sagen können, haben die Sterne vor langer Zeit Ammons Wiederkehr in einem Gefäß aus dem Norden angekündigt – in deinem Leib. Der Gott hat dich erwählt, seinen Willen zu gestalten. Deine Mutter wußte es, dein Vater wollte es nicht hören, deine Mutter und ich haben es dir so oft gesagt.«
    Alexander nickte wieder; seine Stimme war nun nicht mehr kühl und höflich, schneidender Hohn lag darin. »Das macht mich wozu? Zu etwas, das geringer ist als ein Priester und weit weniger bedeutend als ein König, oder? Bloßes Werkzeug eines daimon, der irgendwo in mir steckt. Wo, nebenbei? Könnte ich ihn loswerden, wenn ich mir ein Bein abschnitte? Oder sitzt er in meinem Herzen, meiner Leber, meiner Milz?«
    Der Ägypter fuchtelte mit den Händen. »Das ist unwichtig. Und unehrerbietig, Herr der Makedonen. Wie du in der Heiligen Oase vernommen hast, bist du Ammon, Ammons Sohn, die Verkörperung von Ammons Geist.«
    »Ach ja, bin ich das? Da du von Ehrerbietung redest, Magier – warum kniest du nicht vor mir statt vor deinen Altären? Wenn der Gott, der daimon, der Geist in mir ist, wenn ich der Gott bin, könntest du ihn so ein wenig ehren.«
    Der Älteste der Chaldäer versteifte sich; er knurrte: »Wir knien nicht vor Sterblichen.« Langsam näherte seine Rechte sich dem Gürtel, wo er wie die anderen sein langes, sichelähnliches Opfermesser trug.
    Ptolemaios öffnete den Mund, aber Alexander schnitt ihm das ungesprochene Wort ab.
    »Dann besitzt du mehr Stolz als ich. Wie ihr alle wißt, knie ich sogar vor Steinbrocken, vor totem Stein, und zwar nicht einmal, um die Kunst der Steinmetze zu ehren, sondem weil ich diese Steine als symbolische Vertretung von etwas nehme, das größer ist als ich. Sie sind Teil des Unbekannten Gottes, der alles beherrscht. Wie in der Person

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