Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
Vom Netzwerk:
Provinz machen, statt es nur zu plündern. Und Alexander – Alexander ist noch etwas anderes neben hegemon und König. Alexander möchte vielleicht den Rand der Welt sehen, den Saum des Nichts, die Säulen der Nacht.«
    Philotas grunzte leise. »Freund«, sagte er dann, »die Hellenen im Heer werden dem hegemon folgen, bis das Ziel erreicht ist; dann werden sie heimkehren wollen.«
    »Und die Makedonen, Philotas?« Alexanders Stimme war hart und schneidend geworden.
    Parmenion hielt seinen Sohn mit einem Blick zurück; der alte Stratege sagte sanft: »Die Makedonen folgen ihrem König, Alexander.«
    Krateros räusperte sich. »Das ist vielleicht genug. Vielleicht ist es aber auch zu wenig. Wer folgt dem hegemon, wer folgt dem König, alles ganz nett. Aber ...«
    Koinos betrachtete die Gesichter ringsum – junge Gesichter zumeist, gezeichnet von Entbehrungen und Triumphen: die Gesichter junger Männer, die er, als Jünglinge, vor nicht einmal zehn Jahren in Beroia ausgebildet hatte.
    »Ja, Freunde, aber«, sagte er. »Dies Aber zählt. Aber wer folgt, wenn hegemon und König verblassen – wer folgt dann Alexander?«
    »Ich«, sagte Hephaistion. »Über den Rand der Welt.«
    »Ich – ich – ich – wir!« Perdikkas, Krateros, Ptolemaios, Eumenes, Kleitos, Koinos, Leonnatos, Seleukos. Das Wir schrie der lange, dünne Polyperchon. Es gab allerdings auch viele, die nichts sagten oder lediglich nickten.
    Alexander lächelte sie alle an; dann wandte er sich an Parmenion, Philotas und den jüngeren Bruder Nikanor, der die Hypaspisten befehligte, die besten der Fußkämpfer, und der bisher geschwiegen hatte.
    »Parmenion, mein Vater« – Alexanders Frage klang plötzlich wie ein Flehen –, »was ist mit dir? Und mit deinen Söhnen? Du warst immer Philipps rechte Hand, hast seinen Rücken geschützt, und meinen. In den Kämpfen hast du die Feinde gehalten, damit Philotas und Nikanor, mit den Hetairen und Hypaspisten, sie zerschmettern konnten. Was ist mit dir?«
    Ptolemaios fühlte sich elend; er war sicher, daß er entweder rot oder blaß wurde, aber niemand schien es zu bemerken. In diesem Moment begann der Lagide zu hassen. Sein Freund, sein König, sein unbegreiflicher und unvergleichlicher Herr erniedrigte sich, um die stärksten Vertreter des Makedonentums zu beschwichtigen. Es stimmte ja: Parmenion, Vater des Heeres, hatte in den Kämpfen mit den ihm unterstellten Truppen den Amboß gespielt, auf den furchtbar der persische Hammer niederging – damit Alexander den Arm abschlagen konnte, der den Hammer führte. Nikanor und Philotas hatten die wichtigsten Einheiten befehligt, ja; aber erdacht hatte dies alles Alexander, und geführt hatte dies alles Alexander, galoppierend an der Spitze der Hetairen. Das Göttliche – oder ein bestimmter Gott – mochte sich einmal in tausend Jahren in einem Menschen verkörpern; wenn ein solcher Stern aufstrahlte, wäre es dann nicht lästerliche Schmach, seinem Licht nicht zu folgen, bis ans Ende, da alles Grauen, alle Scheußlichkeit und alle Ruchlosigkeit geheiligt wurden durch den Willen der Götter, das Strahlen des Sterns und das unvorstellbare Ziel? Das Flehen des Königs, die Erniedrigung, das Buhlen um Zustimmung, Gunst oder auch nur Duldung, mochte in diesem Sinn geheiligt sein; zweifellos war es politisch sinnvoll; ebenso unbezweifelbar wurde es dem König aufgezwungen durch Engstirnigkeit, lästerliche Dummheit. Höchster Ruhm, unvergängliches Überdauern im Gedenken der Jahrtausende, nicht zu vergessen reichste Beute und äußerste Macht – all dies verworfen, weil es nicht mit Erinnerungen an makedonische Bergdörfer, mit überkommenen Gepflogenheiten und herkömmlichen Gesetzen übereinstimmte?
    Er knirschte mit den Zähnen, ballte die Fäuste, wollte aufspringen – wollte vorschlagen, daß man den Aufbruch nach Persien um ein paar Tage verschiebe, um Babylons Untergrund aufzugraben, die unterirdischen Labyrinthe niederzubrennen und einige allzu makedonische Offiziere in Asche und Scheiße zu ersticken, ehe man alles wieder zuschüttete. Dann spürte er die Hand des alten Korinthers auf seiner Schulter; Demaratos drückte nur leicht, aber es war eine ausreichende Warnung. Er bemerkte, daß Drakon ihn anstarrte und offenbar zu verwirrt war, um wie gewöhnlich auf etwas zu kauen oder ihm auch nur zuzuzwinkern; er suchte die Augen des Schwarzen Kleitos, aber der hing wie gebannt an dem Schauspiel in der Saalmitte.
    Parmenion war aufgestanden, ging zu Alexander,

Weitere Kostenlose Bücher