Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
machen konnte. Die Männer waren nackt, bis auf Schurze; die Oberkörper glänzten von Schweiß. Berge von Münzen, Pyramiden von Goldbarren, wirre Haufen Silberfinger, Hügel kostbarer Steine waren zu verpacken; es gab nie genug Kisten oder Säcke. Die Zimmerleute des Heers hatten zunächst einheimische Handwerker zugezogen, aber im Lauf der letzten Tage waren die meisten Bewohner von Persepolis verschwunden, nach und nach im Land versickert; die Stadt leerte sich. Also hatte man begonnen, die leeren Häuser nach Holz und anderen Werkstoffen zu durchsuchen; Truppen durchkämmten das Land, um Pferde, Ochsen, Esel, Maultiere und Kamele für die Beförderung der Reichtümer aufzutreiben; und Karren, oder Baustoffe für Karren.
Das ganze gewaltige Gebäude schien von einer einzigen Fackel erhellt; ihr Licht wurde zurückgeworfen und vervielfacht von den Massen edler Metalle, von goldenen Spiegeln, gold- und silberbeschichteten Statuen; es wurde gebrochen und verfärbt von den Steinen und Perlen, die aus Indien oder von den sonstigen Enden der Welt gekommen waren.
Alexander beugte sich über die Rollen; an mehreren Tischen saßen Schreiber, die alles aufzulisten hatten. Krateros wippte auf den Fußspitzen, pfiff leise und betrachtete einen goldenen Berg Dareiken.
Aus einem der Gewölbegänge erschien Eumenes, verschwitzt, das Gesicht voller Staunen und Gier.
»Also, wir haben jetzt eine grobe Schätzung, Alexander.« Er wischte sich die Stirn und schüttelte den Kopf, als ob er dies alles selbst nicht glauben könne.
»Wieviel?« Alexander schien unberührt von all dem Reichtum, den die Großkönige aufgehäuft hatten.
»Also, wie gesagt, grob und vorläufig.« Eumenes breitete die Arme aus, wie um das ganze Gebäude zu umarmen; ein paar Rollen, unter die Achseln geklemmt, knisterten zu Boden. Er bückte sich, hob sie auf, entrollte eine. »Also, in Susa, Freund und König, das waren fünfzigtausend Talente, das meiste in Gold. Hier ... ich kann es nicht glauben.«
Krateros grinste. »Ich versuch’s nicht mal zu glauben. Spuck’s schon aus!«
Alexander nickte nur, als wäre die ganze Angelegenheit nicht sehr bedeutend.
Eumenes warf einen Blick auf seine Liste. »Ungemünztes Gold, Münzgold. Silbermünzen, und ungemünztes Silber. Rubine. Saphire, diese blauen Steinchen. Smaragde. Kisten, Türme von Kisten voll mit diesem und jenem.« Er schnaufte. »Insgesamt, grob, um die hundertzwanzigtausend Talente. Das Gewicht von fünfzigtausend kräftigen Männern. Wenn es nichts als Silber wäre, dann wären das allein ungefähr hundert Jahreseinkünfte des makedonischen Staats, König der Makedonen. Aber es ist viel Gold dabei, sehr viel Gold – zwanzigmal der Wert von Silber. Und ...
Alexander unterbrach ihn. »Wo ist es?«
Eumenes wies in alle Richtungen. »Das meiste unterwegs nach Susa; der Rest? Hier, und da, und dort. Wo soll es eigentlich endgültig hin? Babylon?«
»Ich weiß noch nicht. Man wird sehen.«
Eumenes kniff die Augen zu Schlitzen. »Sollten wir, eh, zur Vorsicht, das Ganze nicht noch besser bewachen?«
Alexander lächelte. »Wozu? Die Sklaven sind fast nackt; in ihren Schürzen können sie nicht viel wegschleppen. Und die Kämpfer rühren es nicht an.«
Eumenes starrte, sein Unterkiefer hing. »Bi ... bist du sicher?«
»Wenn ich ihnen mein Leben anvertraue, wie sollte ich ihnen dann mißtrauen bei ein bißchen Metall?«
Am nächsten Morgen, als er sein Zelt verließ, begegnete Kallisthenes wieder einmal dem langen Hopliten, ah, Dekadarchen aus der Taxis des Krateros. Nach einigem Grübeln besann er sich auf den Namen – Emes, kurz und scheußlich, wie der Mann lang und scheußlich war. Eine junge Perserin und zwei dunkle Sklaven verstauten seine Besitztümer auf einem Eselskarren. In den Bergen Makedoniens war er vermutlich barfuß gelaufen und hatte einen Knüppel besessen; nun war er reich. Wie lange?
Zeltstoff; Waffen; ein goldenes Zierschwert; Silbergefäße; Decken; Vorräte. Die Perserin stand auf dem Karren und streckte die Hand aus.
Emes stand neben dem Karren, versonnen; er hielt einen schweren Beutel, in dem es klirrte.
»Worauf warten?« sagte die Frau. »Geben her.«
Emes klirrte abermals mit dem Beutel. »Zwei Jahre Sold.« Er grinste. »Alles auf einmal. Ich glaub, das behalt ich bei mir, Frau.«
Sie schnitt eine Grimasse. »Warum nicht geben? Besser auf Wagen.«
Emes schüttelte den Kopf. »Ich hab für dich bezahlt, ich hab den Karren gekauft und fast alles, was
Weitere Kostenlose Bücher