Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
sagte, sehr langsam: »Makedonen, ja, und persische Reiter in Susa – und vielleicht andere Asiaten?«
Alexander entblößte die Zähne. »Makedonen, Ägypter, Babylonier, Perser, sogar Hellenen, wenn sie wollen, und Phöniker und Meder und Kappadokier. Aber nicht als Truppen eines fernen Bundes oder Leihgaben eines fremden Fürsten, nein. Als Krieger des Reichs.«
Im Schweigen, im gebannten und fassungslosen Schweigen setzte sich plötzlich Thais auf. »Als Athenerin in diesem edlen Kreis«, sagte sie laut, »finde ich, es ist ein Grund zum Feiern – die Geburt eines riesigen Reichs. Und für diese Feier brauchen wir mehr Licht.«
Ptolemaios richtete sich ebenfalls auf; er starrte sie an. »Was meinst du?«
Thais deutete auf die riesige Statue des Xerxes, auf die mächtigen Hallen und Tempel und Mauern des Palasts. »Ihr meint, ihr hättet eure Rache gehabt? Sie haben meine Stadt niedergebrannt, Athen!«
Drakon hatte an einem Haufen von Taschen und Beuteln gelehnt und seinen Becher mit einer dunkeläugigen Perserin geteilt. Er schaute auf, suchte das Gesicht von Kleitos dem Schwarzen, dem an diesem Abend Schweigsamen, blinzelte und räusperte sich.
»Rache für Athen?« sagte er. »Ja, beim Auge des Falken und den Eulenaugen der Pallas! Rache, warum nicht?«
Alexander zuckte zusammen, sagte aber nichts.
Kleitos schrie plötzlich, völlig überraschend, ganz im Gegensatz zu seiner sonstigen Besonnenheit: »Rache? Ja, Rache!«
Alexander hob die Arme. »Langsam, langsam, schreit nicht so. Was meint ihr?«
Drakon schnaubte. »Der Krieg zur Beendigung allen Unrechts, ja? Sie haben unsere Tempel geplündert – plündern wir ihre! Xerxes hat unser Land niedergebrannt, wir ...«
»... brennen dieses Land hier nicht nieder, denn es ist nun unseres.« Alexanders Stimme war scharf, aber Kallisthenes hörte – und glaubte es nicht – irgendwo ein Zaudern darin. Fast eine Frage.
Von den näheren Feuern waren zahllose Kämpfer aufgesprungen; sie drängten sich hinter dem König und den Offizieren. Kallisthenes hörte Ptolemaios murmeln:
»Ich wollte, Demaratos wäre hier!«
Es war ihm rätselhaft, wieso der Lagide unbedingt nun den Korinther suchte, der in Susa weilte, oder in Ekbatana, oder wo auch immer. Drakon hatte plötzlich einen Halm in der Hand, schob ihn in den Mund, kaute darauf, sprach um das zerkaute Ende herum.
»Die Tempel, und die Paläste, und das Geld. Wunderbar. Soll ich euch was sagen?« Er wandte sich eher an die Männer im Halbdunkel, hinter Alexander, als an den König oder die Offiziere. »Erinnert ihr euch an die armen Kerle, die die Perser sich zurechtgeschnitten haben, damit sie arbeiten, aber nicht entfliehen und nichts verraten konnten?«
»Was ist mit ihnen?« Parmenion war aufgestanden; eine verhüllte Drohung lag in Stimme und Miene des Strategen. »Laß die verstümmelten Tapferen aus dem Spiel, Heiler.«
Drakon lächelte, ohne den Halm aus dem Mund zu nehmen. »Nichts gegen sie, Parmenion mein Herr. Im Gegenteil. Die Heiler und Ärzte haben alles getan, um aus einigen, die lebende Tote waren, halbtote Lebende zu machen.«
»Was ist mit ihnen?« schrie Perdikkas, wütend und mehr als halb betrunken.
Drakon schaute sich um. »Ah. Wartet einen Moment.« Er drängte sich durch die Menge, ging zu einem der nächsten Feuer, wo noch Männer saßen, während die meisten anderen sich um den König gesammelt hatten. Er bückte sich zu einem Sitzenden, schien etwas zu murmeln oder zu sagen, half ihm in die Höhe und reichte ihm die Krücke. Drakon und Xanthippos kamen zurück zu Alexanders Feuer.
»Ihr wißt, wie sie die Männer zugerichtet haben«, sagte Drakon laut. Kleitos schüttelte den Kopf und schlug die Hände vors Gesicht. Die Regungen einiger Makedonen wurden für Kallisthenes immer rätselhafter.
»Ihr wißt es, nicht wahr? Gründliche Arbeit war das. Ich sehe keinen Grund für uns, nicht ähnlich gründlich zu sein. Habt ihr je gesehen, wie er pißt?«
Xanthippos sah viel besser aus als am ersten Tag. Er war gewaschen, rasiert, neu gekleidet worden, hatte seit vielen Tagen gut gegessen. Drakon stützte ihn, während der Verstümmelte, dessen eine Augenhöhle unwirklich zu glühen schien, unter dem Chiton herumtastete, mit seiner einen Hand, dann den Schurz löste, fallen ließ und ein heiseres Kichern ausstieß.
Die anderen ächzten.
»Gute Arbeit, was?« sagte Drakon. Er streifte den Chiton hoch, damit man besser sah.
Der Unterleib war von Schnittnarben und
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