Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
haben, ausgemünzt und in Umlauf gebracht wird?«
Parmenion beugte sich vor. »Willst du das wirklich? Aber ... das ist eine Katastrophe! Du wirst viel mehr Geld haben als Waren, oder Arbeit, und das bedeutet, daß alles entwertet wird ... Die Preise werden hochschießen wie, wie, wie ein freigelassener Falke!«
Alexander verzog keine Miene. »Und das bedeutet?«
Parmenion ächzte. »Spiel keine sokratischen Hebammenspiele mit einem alten Mann, Junge. Das bedeutet, daß überall die Preise steigen, das Geld seinen Wert verliert, die Menschen das Fünf- oder Sechsfache für alles zahlen müssen – fünf- oder sechsmal soviel wie bisher für Brot, für das Leben!«
Alexander lächelte. »Das werden sie nicht, Parmenion. Nicht in den Ländern, mit denen wir befaßt sind. Wir werden Getreide nach Hellas schicken, und nach Makedonien.«
Ptolemaios fuhr aus Thais’ Schoß auf, wie von einem Tier gebissen. »Hah!« sagte er; dann sank er wieder zurück.
Parmenion starrte den König an. »Ich begreife dich nicht.«
Plötzlich begann Hephaistion zu kichern; dann lachte er, brüllte vor Lachen. Die anderen schauten verstört oder verwundert zu ihm; nur Eumenes nicht: Er schnarchte, selig betrunken. Einzig Perdikkas schien etwas zu begreifen und begann ebenfalls leise zu lachen.
»Das ist wahrlich eine gewaltige Idee, Alexander«, sagte er.
Parmenion schüttelte immer noch, immer wieder den Kopf. Eumenes, vom Schweigen geweckt, stierte in die Runde, sagte »Was?« und schloß wieder die Augen.
Kallisthenes hob die gefalteten Hände, als ob er von einem Gott große Gnade zu erflehen hoffte. »Warum, Alexander? Warum zuerst den Wert des Geldes zerstören und dann Getreide verschenken?«
Alexander wandte sich ihm zu. »Sag mir, wer hat die Macht, in Athen, in Korinth, in Milet? Die wirkliche Macht! Nicht die Philosophen, edler Neffe des trefflichen Aristoteles. Nicht die Männer, die abstimmen oder sich dessen enthalten. Nein – die Reichen, die Stimmen kaufen können und dies tun. Die Reichen, die über Krieg und Hunger und Frieden entscheiden, wie es für ihren Reichtum am besten ist. Die Reichen, die dafür sorgen, daß die Städte in Hellas ewig miteinander Krieg führen, damit der Preis der Früchte ebenso steigt wie der der Waffen, die sie herstellen und liefern. Die Reichen, die niemals etwas hinnehmen werden, was all das ändern würde. Und ich, edler Kallisthenes, bin dabei, dies alles zu ändern. Die Oikumene zu ändern. Wir alle, Freunde, haben sie bereits verwandelt. Wir sind dabei, ein Reich aus vielen Ländern und Völkern zu bauen, in dem gearbeitet und gehandelt und gelebt und gestorben werden kann, wie alle Menschen sterben müssen, aber ohne Bruderkriege, unter einer Herrschaft. Ein Reich, das nur Bestand haben kann, wenn wir den Reichtum und die Macht der Reichen zerstören, ehe sie das Reich übernehmen können. Sie fürchten immer um ihren Reichtum und ihre Macht, und sie haben Grund zur Furcht; was sind sie denn, verglichen mit dem, was wir erbauen?«
Langes Schweigen; Eumenes rülpste und sagte: »Was?«
Gelächter. Als es sich gelegt hatte, fuhr Alexander fort. »Dies ist ein Krieg gewesen, der Unrecht beenden und Schmach tilgen sollte – bis jetzt. Als Xerxes die Hellenen mit Krieg überzog, hat er vieles zerstört, wie wir, wie alle Krieger. Aber er hat auch Dinge zerstört, die nicht zerstört werden dürfen: heilige Dinge, Haine, Tempel, Altäre. Er hat die Bildnisse der Tyrannenmörder aus Athen entfernt, und ich, den sie einen wahnsinnigen Tyrannen nennen, schicke ihnen die Standbilder zurück. Nun haben wir Rache genommen. Wie man es uns ... befahl.« Er grinste flüchtig. »Der Auftrag des Korinthischen Bundes ist erfüllt. Heute. Wir haben das heilige Persepolis geplündert, die Schmach ist getilgt.«
Parmenion schloß die Augen. »Ich fürchte mich vor dem, was du als nächstes sagen wirst«, murmelte er.
Alexander streifte ihn mit einem Seitenblick. »So? Kein Grund dafür, Parmenion mein Vater. Ekbatana ist besetzt worden, wie wir aus Susa hörten. In Ekbatana trennen sich die Wege. Wir werden alle Hellenen heimschicken, in Ehren und mit Geschenken; nur jene, die sich freiwillig melden, um weiter bei uns zu bleiben, sollen dies tun. Die gestellten Truppen der Städte des Bundes gehen heim, der hellenische Teil des Zugs ist beendet, alles weitere ist für uns. Für den König von Makedonien und Asien, und für sein ruhmreiches Heer, seine Freunde und Gefährten.«
Parmenion
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