Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Wenn Alexander je aus dem Osten zurückkehrt, werden wir uns treffen. Das heißt, du mußt überleben, um diese Verabredung einhalten zu können.«
Dymas lachte heiser. »Mach dich nicht lächerlich. Es würde dich keinen Lidschlag lang betrüben, wenn ich durch ein Messer oder ein Schwert daran gehindert würde, die Verabredung einzuhalten.«
Hamilkar nickte. »Das stimmt; du willst dich überhaupt nicht beruhigen lassen, wie?«
»Ich weiß nicht, was ich will. Ich will reisen, ja; die Unrast... Ich will wieder mit anderen Musikern zusammen spielen, um weiterzukommen; die Kithara allein habe ich ausgelotet. Und – ja, du hast recht, wer einmal bei eurem Spiel mitgemacht hat, kann nicht einfach aussteigen; ich will wissen, wie es weitergeht. Aber es ist teuer.«
»Wieviel?«
»Tausend Tage, etwa, werde ich für dich reden und lauschen, nicht wahr?«
Hamilkar zuckte mit den Schultern.
»Leben, essen, trinken, schlafen; Seereisen sind teuer.« Er grinste. »Man weiß ja nie – vielleicht verdiene ich nichts mit der Musik.«
»Denkbar. Was willst du haben – einen shiqlu am Tag?«
Dymas lachte laut. »Drei, Hamilkar, und ein bißchen für bessere Unterkunft und Verpflegung auf den Schiffen. Sagen wir dreitausendsechshundert – ein Talent.«
Hamilkar verzog das Gesicht. »Hmf. Viel Geld – für was?«
»Für meinen Rücken, hinter dem du deine wichtigeren Geschäfte abwickeln kannst. Und noch etwas.«
»Noch mehr Geld?«
»Ja. Aber« – er stand auf – »das können wir unterwegs und in der Schänke bereden.«
Hamilkar öffnete die schwere, bronzebeschlagene Tür zum Gang. »Na gut. Was denn noch?«
»Sagen wir, zehn Minen und ein paar einflußreiche Worte.«
»Noch mal sechshundert? Nicht zu reden vom Preis meiner Worte?« Hamilkar klackte mit der Zunge und legte die rechte Hand auf die Schulter des Musikers, der neben ihm den langen, kahlen, düsteren Gang hinabschritt. »Und alles nur zur Beruhigung deiner empfindsamen Seele?«
»Was meinst du?«
Hamilkar kicherte. »Ich nehme an, ich soll deine Ibererin freikaufen und ihr einen Laden oder eine Garküche oder sonst etwas einrichten, wie?«
»Das weißt du also auch?«
»Mein Freund, es ist mein Geschäft, alles zu wissen.«
»Kauf sie frei und schick sie nach Hause.«
Der Karchedonier wiegte den Kopf; sie erreichten die gebogene Treppe und stiegen hinab.
»Das wird sie nicht wollen. Wenn sie heimkehrt, kann sie jederzeit wieder zur Sklavin gemacht werden. Hier, in Karchedon, wird sie als Freie eingetragen und ist sicher.«
»Wie du meinst; und wie sie will.«
Sie aßen gedünsteten Fisch; in einer Kruste aus Honig, Feigenmus und schwerem Wein gebratenen Hund; mehrere säuerlich eingelegte Gemüsearten; Brot und Früchte; dazu tranken sie milden, würzigen Wein aus der Byssatis.
Irgendwann räusperte Hamilkar sich und setzte ein schräges Lächeln auf.
»Deine ... Gefühlsduselei, Hellene, ist ansteckend wie die meisten schlimmen Krankheiten. Sie bewegt mich zu guten Ratschlägen.«
»Ich lausche dir hemmungslos, edler Karchedonier.«
»Das solltest du auch.« Hamilkar lachte leise; er sah sich um, aber die übrigen späten Mittagsgäste saßen weit genug entfernt.
»Du solltest dein Geld nicht mitnehmen – jedenfalls nicht ganz. Nimm, soviel du zunächst brauchst, und laß dir für den großen Rest Schuldverschreibungen ausstellen; ich regle das. Verschreibungen, die nicht auf Münzen, sondern auf Waren lauten. Elefantenzähne, Leopardenfelle, Weihrauch, Silphion, was du willst.«
Dymas starrte ihn schweigend an.
»Du könntest dir, zum Beispiel in Athen, bei einem der großen Bankhäuser den dann gültigen Gegenwert für, sagen wir, einen halben Scheffel Weihrauch in Drachmen auszahlen lassen.«
Dymas legte den Hornlöffel beiseite, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme. »Wozu dieses, Herr der Pferde?«
»Eines der Dinge, die hinter deinem Rücken geschehen, wenn du in Hellas bist, ist der ... ah, die Auflösung aller mit Münzen arbeitenden Handelsgeschäfte zwischen Karchedon und eurem Teil der Oikumene.«
»Gibt es dafür einen Grund?« sagte Dymas, heiser und ungläubig. »Das ist doch für alle Beteiligten ein ... eine Katastrophe!«
»Die wirkliche Katastrophe steht uns noch bevor. Alexander hat im letzten Jahr in Kyrene und Ägypten Getreide horten lassen, sehr viel Getreide; es soll demnächst nach Hellas geschickt werden, als Geschenk des besorgten Königs.«
»Aber warum denn? Die Ernten waren gut, es
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