Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
Regierungsantritt des Artaxerxes gestorben oder verschwunden war.
»Wir wissen aber immer noch nicht, was dieser Plan gewesen sein mag. Nur, daß er vermutlich gescheitert ist.«
»Also Bagoas der Heile ist der Sohn dieses Kurush?« sagte Dymas nachdenklich. »Warum sollte er denn den Makedonen Geld für die Fortsetzung des Feldzugs zukommen lassen?«
Hamilkar breitete die Arme aus. »Wir wissen es nicht. Niemand weiß es – abgesehen von Bagoas und seinen Leuten. Persiens Geheimdienst heckt einen Plan aus, dessen Symbol zum Widerstand gegen Persien genutzt wird. Bagoas liefert Alexander Geld, damit der Makedone Krieg gegen Persien führen kann. Alles sehr wirr. Wir gehen der Sache nach, aber bisher?« Er hob die Schultern. »Die einzige undeutliche Ahnung, die ich habe, ohne ihr zu trauen, hat Ähnlichkeiten mit gewissen, sagen wir, Überlegungen, die wir vor Jahren angestellt haben. Du weißt, oder wenn nicht, wird es dich vermutlich nicht überraschen zu erfahren, daß wir – Adherbal, nach ihm ich – über Demaratos Geld in die Kriegsschätze der Makedonen haben fließen lassen.«
Dymas pfiff. »Wußte ich nicht ... Aber du hast recht, es überrascht mich nicht, jetzt, da du es sagst. Makedonien war etwas Neues, etwas, das die uralten Feindschaften und Machtverhältnisse aufbrechen konnte, nicht wahr? Philipp stärken, um Athen und Sparta – und Syrakus – zu schwächen; später Alexander stärken, um Persien zu schwächen? Und jetzt habt ihr die Katze gemästet, bis sie zum Löwen geworden ist, den ihr nicht mehr beherrschen könnt.«
»So etwa. Es könnte sein, daß die Perser Ähnliches wollten. Was Athen und Sparta schwächt, kann Persien nur nützen. Vielleicht wollten sie mit dem Geld Alexander tiefer nach Asien hineinlocken – oder ihm die Fortsetzung des Feldzugs überhaupt möglich machen. Je stärker er in Asien ist, desto schwächer müssen Athen und Sparta werden. Und irgendwann, wenn Athen und Sparta ausgeschaltet sind, weil Makedonien sie sehr klein gemacht hat – irgendwann dann, im Herzen Asiens, wollten sie die makedonischen Eindringlinge zerquetschen.«
»Und dann?«
»Das Gebäude der makedonischen Eroberungen bricht zusammen. Die hellenischen Städte werden Schwerter und Speere, wenn sie überhaupt noch genügend Männer zum Kämpfen haben, gegen Pella richten, Rache für die Unterdrückung nehmen, und Persien kann die Trümmer in Asien leicht, schnell und gründlich aufräumen, ohne hellenischen Widerstand.«
Dymas blies die Wangen auf. »Puuh. Waghalsige Theorie, Karchedonier. Wozu dann Memnons Gegenstoß und die Goldmengen für Athen und Sparta, in diesen Jahren? Aber selbst wenn ... Dann hätten sie, genau wie ihr, alles furchtbar unterschätzt, nicht wahr?«
»Memnon und die anderen Unternehmungen könnten bereits der Gegenstoß gewesen sein – könnten, sage ich. Aber allerspätestens Gaugamela hätte das Ende bringen müssen, wahrscheinlich schon Issos. Wenn es so wäre, hätten alle das von Philipp und Parmenion aufgebaute, von Alexander und Parmenion geführte Heer unterschätzt.«
»Und du glaubst das alles – wirklich?«
Hamilkar seufzte; mit dem rechten Zeigefinger tippte er sich an die Stirn. »Wenn ich lange und gründlich darüber nachdenke, Musiker, ist das die einzige vernünftige ... na ja, verständliche Erklärung. Alle anderen setzen zu viele schräge Dinge voraus – Götter, zum Beispiel. Ohnehin sind mir zu viele Priester beteiligt – Siwah, Samothrake, Dodona, was du willst. Aber lassen wir das; es ist fesselnd, führt jedoch zu nichts. Kommen wir zurück zu deiner Reise.«
In Dyrrhachion, unter den Nasen der makedonischen Besatzer, sammelten sich unzufriedene, entmachtete Stammesfürsten des Nordens, oder deren Mittler. Dymas wies den Karchedonier darauf hin, daß er zwar Kenntnisse beschaffen und Botschaften überbringen wolle, keinesfalls aber bereit sei, sich an irgendwelchen Verschwörungen zu beteiligen; Hamilkar hob die Schultern und leugnete derartige Absichten. Es gehe lediglich darum, festzustellen, wer die Fürsten seien und welche Pläne sie ausbrüteten; er habe auch nichts dagegen, daß Dymas die Ergebnisse seiner Reise in Pella an Antipatros weitergebe. Mit dem solle er vorsichtig ausloten, ob eine Übereinkunft zwischen Pella und Karchedon möglich sei. Schließlich Athen, wie üblich Brutstätte aller Ränke und Gerüchte von Hellas; was denkt Demosthenes, was macht Hypereides, wohin geht Athen, wenn Alexander nicht aus Asien
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