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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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auch mit mir trinkt. Wenn es nicht anders geht, wirst du einen Hymnos auf den König dichten und mich zum Fest laden. Dich kennt er; vielleicht mißtraut er dir, wegen deiner langen Abwesenheit und deiner Arbeit für Demaratos. Aber er wird den Hymnos hören wollen – sein Lob. Und es gibt in seiner Umgebung noch genug Leute, die du von früher kennst. Leute, die dir absichtlich oder unabsichtlich helfen können, Fluchtwege vorzubereiten.«
    »Wohin geht Drakon, und was hast du in Tadmor gemacht?«
    »Du weißt, wir hatten Bagoas den Huldreichen. Er wußte nicht viel, letzten Endes, aber er hat ein paar dunkle Andeutungen über Orakel gemacht. Hat lange gedauert, bis wir auf Tadmor und Baal gekommen sind. Es war ja auch kein Grund für Eile; Alexander zog in Indien umher, und bis vor eineinhalb Jahren wußte niemand, ob er je zurückkehren würde. Drakon? Der wird versuchen, in Ägypten ein paar Dinge vorzubereiten. Für den Fall, daß wir in Babylon scheitern.«
    »Noch einmal – was ist mit Tadmor?«
    »Tadmor ist einfach ... gut. Kurush ist nach Tadmor gegangen, weil dort der Tempel ist, zu dem aus der ganzen Oikumene Pilger kommen. Alle Nachrichten, Gerüchte und Verschwörungen laufen dort zusammen; kein Ort wäre besser, wenn man sein Leben dem Lauschen weihen will. Und gleichzeitig liegt Tadmor abseits – anders als Tyros, oder Tarsos, oder Damaskos. Wer würde Tadmor erobern wollen? Und wozu? Zerstört man den Brunnen, wenn man noch einmal durch die Wüste will?«
    Nach langem Knirschen gab Hamilkar zu, daß ihn andere Dinge dorthin gelockt hatten. Die Wüstenstrecke, die notfalls einen besseren Fluchtweg darstellte als die belebten Wege am Euphrat; die Nachricht, daß Kurush sich dort aufhielt – nachdem Karchedon einmal den Blick auf Tadmor gerichtet hatte, war dies nicht mehr schwer zu ermitteln; die Annahme, daß Bagoas, wenn er denn noch lebte, früher oder später versuchen würde, dorthin zu gelangen. Und der Tempel selbst. Baal, Herr der Phöniker. Damit auch Herr der Karchedonier – wenn auch vermindert durch Ferne und Zeit.
    »Ich glaube nicht an Orakel«, knurrte Hamilkar. »Aber es ist gut zu wissen, daß Alexander dort schon als toter Gott gilt. Da ich zu seiner Vergöttlichung beitragen will ...«
    Sie ließen sich Zeit. Als sie den Euphrat erreichten, in der Nähe des assyrischen Dorfs Dura südlich des alten Karkemish, waren sie noch weit von Babylon. Immer wieder stießen sie auf Wanderzüge – Phöniker zum Beispiel, die berichteten, sie sollten eine Stadt an der Tigrismündung bewohnen, Charax oder auch Alexandreia genannt, wo sie den Indienhandel und den Schiffbau zu fördern hätten. Niemand hatte sie gefragt oder gar gebeten, aber die Befehle des Königs zu mißachten sei ebenso zuverlässiger Tod wie der Biß einer Viper. Immer wieder tauchten auch, meist abends, bärtige Männer auf, die Westphönikisch redeten. Sie schienen alle in ähnlich kleinen Gruppen unterwegs zu sein, unauffällig, konnten sich unter die übrigen Wanderer mischen, aber Dymas schätzte nach und nach, daß Karchedon mindestens 1000 Männer nach Babylonien geschickt haben mußte.
    Und das ganze Land wimmelte von Pferden, für das gewaltige Heer. Die Zahlen waren phantastisch, aber sie wurden von Einheimischen und Reisenden so überzeugend wiederholt, daß Dymas sie für wahr hielt – für allzu wahr. 1000 Trieren; diese Zahl kannte er. Inzwischen waren es noch mehr geworden; der Makedonier hatte ganze Wälder am Tigris fällen lassen, um die Flotte zu verstärken. Nun ging man von 700 Kampfschiffen oder mehr in beiden Meeren aus – 700 vor der phönikischen Küste, mindestens weitere 700 dort, wo Euphrat und Tigris mündeten. 50 000 Perser, hieß es, seien bereits ins Heer eingegliedert worden – nicht in besonderen Abteilungen, sondern in gemischten Verbänden, als Teile der neuen Taxeis. Makedonen seien natürlich immer noch dabei, dazu hellenische Söldner, Babylonier, arabische Kamelreiter, kretische und kappadokische Bogenschützen ... Insgesamt weit über 100 000 Kämpfer – reine Kämpfer, Troß und sonstige Einheiten wie Belagerer oder Aufklärer nicht gerechnet. Der König habe allen Priestern zum Trotz Babylon wieder betreten, um zu zeigen, daß die bösen Orakel ihn nicht kümmerten; von Babylon aus werde er mit Heer und Flotte die Küsten Arabiens entlangziehen, Kane und Saba und Maar nehmen, die Weihrauchländer ins Reich eingliedern. An der Mündung des Nils – der alte Kanal des Pharao

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