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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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der Zunge, oder einfach durch Druck, den Verschluß wieder und preßte die Flüssigkeit mit Hilfe seiner Wangenmuskeln heraus. So etwa wirkte es; zu sehen war jedoch kaum etwas, da der Karchedonier sich bemühte, keine über gewöhnliches Mienenspiel hinausgehenden Muskelbewegungen zu machen.
    Drakon fuhr fort. »Die Gedanken von Kyros waren, wie gesagt, sehr verwickelt. Niemand weiß, ob er Hellas gesehen hat als Licht – logos , kaum vermindert durch absterbenden Götterglauben – und Asien als tiefe, bauchige Nacht aller Fruchtbarkeit. Es ist auch unbedeutend. Was zählt, ist lediglich dies: Er sah ewige Feindschaft, unermeßliches Leid, unaufhörliches Morden voraus, und er wollte eine Dämmerung, eine Vermählung, eine gegenseitige Durchdringung herbeiführen.«
    »Das ist der Ursprung des Plans.« Hamilkar füllte die trübe Blase erneut. »Mach schneller, Makedone; wir müssen aufbrechen.«
    Drakon seufzte. »Na gut. So schnell es geht. Kyros hat die Hellenen erforscht, und die Geschichte. Wie wir wissen, hat er Hellenen zu sich geholt, angesiedelt, als Söldner bezahlt. Er wollte nicht die Macht um der Macht willen; er wollte, vor fast siebzig Jahren, den Thron des Großkönigs, um den Plan verwirklichen zu können. Aber wie wir wissen, fiel er bei Kunaxa; Artaxerxes, den wir Mnemon nennen, siegte, und die Hellenen, ahnungslose Werkzeuge, traten mit Xenophon den langen Marsch zum Euxeinischen Meer an. Es gab aber noch einen Kyros – Kurush. Dank der Geschwisterheiraten bei den Achaimeniden war er gleichzeitig Großneffe, Vetter zweiten Grades und jugendlicher Onkel des Großkönigs Artaxerxes. Er geriet in Gefangenschaft, Kyros schleppte ihn mit herum, irgendwie ist eine vorsichtige Freundschaft zwischen den beiden Männern gleichen Namens entstanden.«
    »Wie alt war er da – Kurush?«
    »Als Kyros fiel, war Kurush achtzehn. Jetzt ist er sechsundneunzig, und er wird bald sterben.«
    Hamilkar hatte die Blase wieder im Mund geleert; nun stand er auf. »Aufbruch. Beeil dich, Drakon. Wir haben dein Instrument und deine Sachen aus dem Gasthaus geholt, Musiker. Bis gleich.«
    Die Karchedonier brachen das Lager ab, tränkten die Pferde und machten sich bereit; Drakon sprach hastig weiter.
    Kurush war es nach und nach gelungen, den Plan, den er für großartig hielt, wenn er auch sonst den Ehrgeiz des Kyros mißbilligte, in Einzelheiten zu erarbeiten und dem Großkönig nahezubringen. Artaxerxes Mnemon gab die Billigung und das Geld; er machte Kurush zum Haupt der geheimen Dienste des Reichs. Und Kurush begann mit dem langwierigen Spiel, das Jahre und Länder und Zehntausende Mitspieler erforderte. Er sah voraus, daß die tiefe gegenseitige Durchdringung in Asien erfolgen mußte, und daß sie der Vaterschaft eines Kriegs bedurfte. Der erste Dareios war bei Marathon gescheitert, Xerxes vor Salamis, sein Stratege Mardonios ein Jahr später bei Plataiai. In der Bedrohung einigten sich die ewig uneinigen Hellenen, und Hellas war auf diese Weise vermutlich nicht zu nehmen, schon allein wegen der Nachschubprobleme und des Meeres. Es gab aber hellenische Städte in Asien, und immer wieder machte der eine oder andere Stadtstaat den Versuch, sich in Asien auszudehnen. Kurush beschloß, eine hellenische Macht langsam aufzubauen, bis sie Vorrang haben würde. Sparta und Athen ließen einander nie in Ruhe, Theben war ein teurer Fehlschlag, aber es gab andere, und überall waren Kurushs Männer oder Frauen. Man wollte alle stützen, die in Frage kamen, um irgendwann den einen Staat zu finden.
    Gleichzeitig überzog Kurush das ganze Reich des Großkönigs mit einem Netz. Widerstandsgruppen und Verschwörer wurden nur noch scheinbar bekämpft, tatsächlich unterwandert, unter dem Auge des Erwählers beherrscht und aufeinander abgestimmt. Alle Orakel aller verfügbaren Götter erhielten Gold, bis Kurush mit ihren Zungen sprechen konnte.
    »Siwah«, sagte Dymas ungläubig. »Ammon, der im Norden ein neues Gefäß sucht ... Olympias, ausgebildet, dieses Gefäß zu gebären, von Dodona nach Samothrake geschickt! Ist das alles Kurushs Tun gewesen?«
    »Dies alles, und vieles mehr, wovon wir nichts wissen, weil es gescheitert ist oder zurückgezogen wurde. Aristandros, in Indien gestorben, kam aus Telmessos, in Asien. Dort kamen immer schon gute Seher her; einige waren besonders gut, und Kurush mischte sich unauffällig in die Ausbildung ein. Seit langem, schon vor Kurush, sind alle Mysterien von Asien beeinflußt; überall gab und

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