Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)
waren am Rand des Wirbels, im Wirbel, waren der Wirbel; die harten Stoßlanzen, die Schäfte aus Kirschholz besser als die leichten splitternden Wurflanzen der Gegner.
In der Mitte des Strudels war Alexander, weithin sichtbar dank der leuchtenden Rüstung und des blendenden Helms. Die persischen Reiter wichen vor ihm zurück – nicht aus Furcht, sondern um den Weg für ihre Fürsten zu öffnen, die den König der Makedonen selbst besiegen wollten. Alexanders Lanze brach, in einem dieser Zweikämpfe. Er schrie – wie durch ein Wunder war es im Getümmel klar zu hören – nach seinem Waffenträger Aretes, aber der focht nicht weit entfernt, einen abgebrochenen Schaft in der Hand. Ptolemaios rammte seinem Gegner die Waffe in die Achselhöhle und wollte sein Pferd vorantreiben; aber da drängte Demaratos sich neben den König und reichte ihm seine Lanze.
Mithradates, Schwiegersohn des Großkönigs, raste an der Spitze eines Keils von Reitern in den blutigen Wirbel; Alexander wandte sich ihm zu, stieß ihm die Lanze ins Gesicht und warf ihn vom Pferd. Hinter ihm tauchte Roisakes auf und ließ das Krummschwert auf den Helm des Königs niedersausen; es gelang ihm aber nur, einen der weißen Büsche und einen Teil des Helms abzutrennen. Taumelnd, benommen, sackte Alexander einen furchtbaren Moment vornüber; dann riß er das Pferd herum und trieb seine Lanze durch den Panzer in Roisakes’ Brust. Der Satrap Spithridates war bei Roisakes gewesen, hatte zwei Hetairen getötet und befand sich nun in Alexanders Rücken. Er hob die blutige krumme Klinge.
Kreischend brach das von einer Lanze getroffene Pferd unter Ptolemaios zusammen. Ringsum kreiste der wahnsinnige Tanz, über tote und sterbende, ausschlagende, schreiende Pferde. Er fühlte die Erde beben, aber es waren nur Nase und Zähne eines Gestürzten, die unter seinem Fuß brachen. Er sah Philotas, der sich auf seinem Pferd zurückbog und den Speer aus dem Auge eines Persers riß; er sah Seleukos mit Lanze und Schwert, Hephaistion mit einem aufgerafften Krummsäbel, den er beidhändig führte, Rücken an Rücken zwischen berittenen und stehenden Gegnern; einen Perser auf einem Bein, der über seinem toten Pferd stand und mit dem Schwert nach dem Blutstrahl aus dem Beinstumpf hieb, ehe er langsam, zäh, wie durch Sirupluft fiel; sah Nikanors Hypaspisten sich zwischen die persischen Reiter drängen, mit dem runden Schild Hiebe und Stiche von oben abwehren, das Schwert in die Beine der Reiter, in die Bäuche und Sehnen der Pferde hacken; sah Perdikkas mit Schwert und Lanze auf der Uferbank, brüllend, vor der Sarissenwand seiner Hopliten; sah einen gestürzten Hetairen Gedärme in den Bauch zurückstopfen und einen zweiten Kopf von seiner Schulter grinsen, der zu einem Enthaupteten gehörte; sah durch blutige Schlieren den Unterkiefer eines Persers über dessen Brust nach unten rutschen und eine schaumige, blasige Spur hinterlassen; sah das Schwert sich zurückziehen und unter dem Punkt, wo der Kiefer gewesen war, in den Hals des Gegners fahren, und er begriff, ohne zu begreifen, daß es sein Schwert war.
Sah die blutige krumme Klinge in der Faust von Spithridates über Alexanders Kopf, kaum noch geschützt vom zertrümmerten Helm, hörte sich schreien, sah die Klinge unendlich langsam sinken und plötzlich wirbeln und blitzen und auffliegen wie einen verstörten Vogel, als Kleitos der Schwarze den Arm des Satrapen mit einem gewaltigen Schwerthieb von der Schulter trennte und dann die Spitze seiner Waffe unter dem Brustschutz in den Bauch des Fürsten grub. Ließ den Schrei steigen, sandte einen zweiten hinterher, der den ersten im Himmel umtanzte, und Alexander lächelte Kleitos an, als gäbe es Zeit für Lächeln.
Dann hatte er keine Gegner mehr; er schmeckte Blut und roch Blut und Eingeweide und Kot und feuchtheißes Eisen, der Blick klärte sich, das Rauschen in den Ohren wurde schwächer, die maßlose Lust und Gier zu töten ließen nach. Er stand mit ausgestrecktem Arm, das Schwert erhoben, und sah die Phalanxabteilung des Perdikkas gemessen vorrücken, die Sarissen gesenkt. Von den Reiterblocks der Perser, die weiter flußab gestanden hatten, strömten Verstärkungen herbei, als die Mitte der Schlacht zusammenbrach. Das war der Moment, auf den Parmenion geduldig gewartet hatte. In die aufgelösten, zur Mitte drängenden Truppenteile ließ er seine drei Taxeis vorstoßen, zertrümmerte die Reste des rechten persischen Flügels mit seiner Reiterei, führte diese
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