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Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition)

Titel: Alexander in Asien: Alexander 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gisbert Haefs
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keine Krieger. Und sie haben ein paar tausend hellenische Söldner – unter Memnons Befehl die besten Fußkämpfer in Asien. Aber weil sie ihm und denen mißtrauen, stellen sie sie morgen nicht am Ufer auf, sondern lassen sie in den Hügeln warten.«
    Ptolemaios zog den Umhang enger; ihn fröstelte. »Gibt es vielleicht noch andere Gründe dafür?«
    Demaratos warf ihm einen schrägen Blick zu. »Gar nicht dumm, Junge. Ja, die gibt es. Sie rechnen damit, daß gepanzerte, dicht gedrängte, über dem hohen Ufer noch höher aufragende Reiter mehr Furcht einflößen als Hopliten. Und – sie wollen Alexander. Die Satrapen werden ganz vorn sitzen; sie wissen, daß Alexander, so, wie er veranlagt ist, selbst als erster auf sie losgeht.«
    »Und wenn er fällt«, sagte Kleitos langsam, »ist der Krieg vorbei. Parmenion wird das Heer – den Rest – nach Makedonien zurückbringen, aber Asien ist dann sicher.« Er blickte Ptolemaios eindringlich an. »Du und ich und noch ein paar, wir werden unmittelbar neben ihm sein. Vor ihm. Hinter ihm. Du weißt, es wäre das Ende – für die meisten. Er ist unersetzlich. Außerdem ...« Er schwieg.
    Demaratos legte eine Hand auf Kleitos’ Schulter. »Alle lieben ihn, ich weiß. Aber du hast recht. Sie werden uns ans Ufer lassen, ins Getümmel ziehen, und wenn er fällt, stoßen die Söldner rechts und links vor und rollen die Flanken auf. Es darf nicht geschehen. Deshalb – gebt acht auf ihn. Ich werde das auch tun.«
    Kleitos zuckte zusammen; Ptolemaios war sprachlos vor Verblüffung. Der Korinther, Handelsherr, Gastfreund Philipps und Alexanders, Kopf der Kundschafter Makedoniens, war 66 Jahre alt; wahrscheinlich hatte er nie den höchsten Einsatz gescheut, es hatte ihn aber auch noch keiner je im Kampf gesehen.
    »Du?« sagte Kleitos. Er klang fast zornig. »Die Götter staunen ob deines Muts, Freund, aber – wer soll das Netz der Kundschafter auswerfen, einholen und neu knüpfen, wenn du fällst?«
    Demaratos hob die Schultern. »Einer von euch – ihr beide kennt das Große Spiel. Wie Antigonos, der mit dem einen Auge mehr sieht, als gut für ihn ist.« Er lachte leise. »Nearchos weiß, was ich weiß. Niemand ist unersetzlich – außer ihm.«
    Ptolemaios unterdrückte ein Gähnen. »Wo sind unsere Söldner?« sagte er schließlich, als das Schweigen unbehaglich wurde.
    Demaratos blickte nach Norden. »Flußab. Die Aufklärer haben gemeldet, daß es dort eine Furt gibt. Und die Satrapen halten es nicht für nötig, sie zu bewachen.«

    In der Nähe von Alexanders Zelt, an einem der Postenfeuer, erkannte Ptolemaios zwei Offiziere aus dem Stab von Parmenion. Einer lag auf dem Rücken, schnarchend; der Feuerschein erhellte sein Gesicht. Der andere hatte die Arme auf die hochgezogenen Knie gelegt und starrte in die Flammen. Einer der Posten sagte, Parmenion sei bei Alexander, schon lange; Ptolemaios zögerte einen Moment, hob dann die Schultern und ging in sein Zelt.
    Am Morgen brachte ihm der Sklave verdünnten Wein, heiß, mit Kräutern und Honig, dazu einen Brotfladen und ein Stück kalten Braten. Ptolemaios aß, hockte sich zur Entleerung auf den breitrandigen Bottich, den der Sklave später reinigen würde, und sah dem Knaben zu, der die Waffen und Rüstungsteile bereitlegte.
    Im allgemeinen Durcheinander zwischen den Zelten gelang es ihm bald darauf, einen der Königsknaben zu befragen. Es war der 13jährige Peukestas, Sohn des Heilers Drakon.
    »Sie haben nur da gesessen und sich angestarrt, ohne ein Wort, bis zum Morgengrauen. Dann ist Parmenion zu seinen Leuten gegangen, und Alexander hat ein paar Momente geschlafen.«
    »Schweigen und Starren? Uhhh.« Ptolemaios zupfte an seinem Helmband. Er erinnerte sich an einen kleinen Zorn Alexanders, an ein Starren, das ihm die Eingeweide des Geistes herausgerissen und seine Gedanken verwüstet hatte, und empfand etwas wie Ehrfurcht, ehrfürchtiges Staunen. Wer außer Parmenion hätte dem König trotzen können, stundenlang?
    Auf halbem Weg zum Fluß holte er die anderen ein, die edelsten und besten, die Blüte der fürstlichen Gefährten. Er sah nur freudige Gesichter, hörte Scherze und Gelächter. Alexander ritt einen Falben, hatte offenbar beschlossen, Bukephalos zu schonen. Er trug seinen dunkelroten Umhang und schickte eben drei Melder mit letzten Anweisungen los.
    Dann begann der Rausch. Undeutlich nahm Ptolemaios wahr, daß das jenseitige Ufer einen prächtigen Anblick bot: Tausende von Reitern, viele mit geschmückten,

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