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Alexander

Alexander

Titel: Alexander Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Mann
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sprungbereit geduckter Anmut im Zuge schlichen; ihnen folgten, gravitätisch aufgeputzt, fünfundzwanzig weiße Elefanten, auf denen Mohrenkinder saßen; alle Soldaten mußten lachen, weil die finsteren Kleinen so erschrocken aus verquollenen Gesichtern schauten und so große, hängende Ohren hatten. Man hatte auch gleich einen Maler mitgesandt, der das Porträt des Königs sehr künstlich auf eine Holztafel brachte.
    Eine Dame, die sich mit solchen Geschenken vorstellte, war mindestens so mächtig, wie die kühnste Legende von ihr vermutet hatte.
    Die Gesandten verabschiedeten sich nach einigen Tagen, nachdem sie Gegengeschenke in Empfang genommen hatten, die zwar geschmackvoll waren, aber den Vergleich mit denen, die die Fremden ihrerseits mitgebracht hatten, nicht im allerentferntesten aushalten konnten.
    Einige Tage später erschien mit großem Gefolge wieder ein Herr, der sich auf Frau Kandake berief, er behauptete ihr Sohn zu sein und Kandaulus zu heißen; in wichtiger Angelegenheit habe er mit dem König zu sprechen.
    Alexander war zu Maskeraden aufgelegt, er befand sich im Zustand einer etwas bedenklichen Lustigkeit, die an Albernheit grenzte. Er beschloß den Prinzen zu narren, davon versprach er sich Spaß.
    Er empfing ihn zwar, aber der Leibwächter Ptolemaios mußte den König spielen, Alexander ließ sich Hephaistion nennen; der wirkliche Hephaistion, den der Scherz beunruhigte, stand mit besorgter Miene im Hintergrund.
    Kandaulus sank vor Ptolemaios zur Erde und überreichte ihm ein Angebinde. Der falsche König, ganz ungeschickte Gravität, nahm das goldgeflochtene Körbchen, das mit Früchten und Edelsteinen zierlich gefüllt war, mit verlegener Grandezza entgegen; der Prinz, der den Mazedonenkönig sehr würdig und zurückhaltend fand, trug kniend sein Anliegen vor.
    Es handelte sich darum, daß seine junge Gemahlin, die der Beschreibung nach, die er gab, begehrenswert sein mußte, von einem Räuberhauptmann entführt worden war und jetzt in einer Felsenburg saß. Kandaulus, seiner Natur nach unkriegerisch, weichlich und menschenfreundlich, wußte sich keinen Rat. Ihm war zu Ohren gekommen, daß die Mazedonen sowohl tapfer als edel seien: so fragte er kniend an, ob man ihm helfen wolle.
    Ptolemaios räusperte sich unsicher und geziert, schließlich sagte er hochmütig, mit einer so privaten Affäre könne er, der vielfach in Anspruch genommene Monarch, sich natürlich nicht abgeben, dergleichen überlasse er seinem General, dem wackeren Hephaistion.
    Alexander trat vor, anmutig, aber bescheiden; er verneigte sich tief. Es ehre ihn, dem Prinzen helfen zu dürfen – wenn sein Herr es erlaube, fügte er respektvoll hinzu. Ptolemaios nickte verlegen und gnädig; ihm war es peinlich, daß Kandaulus schon wieder seine Füße mit Küssen bedeckte.
    Man brach, den Trotz des Räuberhauptmanns zu besiegen, mit einer kleinen Abteilung tüchtiger Soldaten auf. Alexander ließ sich von allen Hephaistion nennen, schließlich glaubte er selbst schon an seine Verwandlung, was ihm sonderbar schmeichelte und ihn auf sehr angenehme Art verwirrte.
    »So leicht also ist es, sich selbst zu verlieren«, dachte er träumerisch benommen. »Wie sorgenfrei ich mich fühle.« Dieser Freiheit ergab er sich wie einer süßen und verbotenen Lustbarkeit. Noch in Baktrien hätte ein solches Spiel ihm nichts als Ekel bereitet; Indien hatte ihn sehr verzaubert.
    Der Räuberhauptmann, der so grimmig getan hatte, war nicht schwer zu besiegen, da er mazedonische Reiterei sah, bekam er es mit der Angst, Kandakens Sohn hatte seine Allerliebste wieder. Tränen in den Augen, bedankte er sich bei dem General, der devot und zurückhaltend blieb.
    »Alexander hat treue Diener«, sagte der Prinz markig, wobei er dem Offizier die Hand schüttelte. In seiner großen Freude machte er ihm den Vorschlag, einige Tage auf dem Schlosse seiner Mutter zu verbringen. »Sie wird glücklich sein, wenn nicht den Herrn, so doch seinen besten Vasallen kennenzulernen.«
    Auf dem Weg zum mütterlichen Palaste fragte Kandaulus den General nach vielen Eigenheiten Alexanders aus. Der falsche Hephaistion antwortete frisch und exakt. »Ist Alexander sehr fromm?« fragte der Neugierige. »Glaubt er an alle Götter?«
    »An alle«, sagte Alexander mit Munterkeit.
    Er mußte, wie lange Alexander zu schlafen pflege, berichten, was er esse, wie er seine Freunde behandele. Auf alles antwortete er mit unbeteiligter Ausführlichkeit. »Was für ein reizendes Spiel«, dachte

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