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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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für gewöhnlich rumlungert, dann bin das sicher nicht ich, Marcus!«
    Alex atmete die beißende Luft ein. Jetzt war es ausgesprochen. Marcus bleckte die Zähne und zischte: »Verpiss dich, Mario, aber ganz schnell – und darüber, wo du warst, als ich dich zur Vernehmung mit Alex in Krafts Büro geschickt habe, reden wir morgen.«
    »Soll mir recht sein, Chef«, antwortete Mario und stapfte davon.
    Marcus wandte sich zu Alex und betrachtete sie. Das tobende Feuer spiegelte sich in seinen Augen wider. »Was wollte Marlon bei deiner Wohnung?«, fragte er leise.
    »Er hat …, er wollte mir einen USB -Stick in den Briefkasten werfen mit Dateien, die er angeblich von Engberts gestohlen hat. Es ging um einige Dinge, die er herausgefunden haben will. Menschenversuche mit Psychopharmaka in Südamerika, an denen Engberts beteiligt gewesen sein soll. Jürgen Roth soll eine der Versuchspersonen gewesen sein. Bei dem eingesetzten Medikament handelte es sich um das C- 12 , das Kraft ebenfalls genommen hat. Und viele andere auch, zum Beispiel Ludger Siemer, und …«
    »Habe ich es dir nicht gesagt?«, unterbrach Marcus Alex. »Habe ich dir nicht gesagt, du sollst dich von ihm fernhalten?«
    »Marcus, es geht hier noch um ganz andere Dinge, von denen wir bislang keine Ahnung hatten, es …«
    »Unsinn!«
    »Es ist aber so. Es gibt noch einen anderen Zusammenhang, und Marlon …« Sie zuckte zusammen, als Marcus mit der Faust gegen die Motorhaube des Rettungswagens schlug. Er griff sie bei den Schultern, riss sie herum und zwang sie, auf das Feuer zu sehen.
    »Siehst du das, Alex? Weißt du, wer da drin gerade verkohlt?«
    Dann wirbelte er sie wieder zurück. Seine Hand hielt ihren Oberarm wie ein Schraubstock umschlossen, als er sie hinter sich her zur Rückseite des Rettungswagens zog, wo er gegen die Tür hämmerte und sie dann einfach öffnete.
    »Können wir mit ihm sprechen?«, rief Marcus. Es klang mehr nach einer Anordnung als nach einer Frage. Der Notarzt und ein Rettungssanitäter nickten. Sie nahmen dem jungen Mann, der auf der Trage saß, die Sauerstoffmaske ab. Er sah Marcus und Alex abwechselnd aus riesigen, rehbraunen Augen an.
    »Darf ich vorstellen, Alex? Die Nachtwache!«, zischte Marcus. »Der junge Mann studiert und verdient sich nebenbei damit Geld. Heute Abend bekam er überraschenden Besuch von einem Polizisten, der mit Jürgen Roth sprechen wollte. Wie war noch gleich sein Name, junger Mann?«
    Der Student starrte sie an. Alex sah, wie sein Adamsapfel auf und nieder hüpfte.
    »Aber das habe ich Ihnen doch schon …«
    »Den Namen!« Die Adern an Marcus Schläfen traten hervor.
    »Okaaaaaay«, sagte der Student und hustete. »Er hieß Marlon Kraft.«
    Ein unsichtbarer Baselball-Schläger schien Alex aus vollem Schwung in die Kniekehlen zu treffen. Die Dateien von Engberts – Kraft war in das Stift geschlichen. Er hatte hier die Dateien von dem Computer kopiert und mit Roth gesprochen, ja. Aber vielleicht hatte er ihn bei dieser Gelegenheit auch umgebracht und dann das Feuer gelegt.
    Feuer: das vierte, noch fehlende Element.
    Wer sonst kam dafür in Frage? Wer hätte die Zeit und die Möglichkeit dazu gehabt? Und war es wahrscheinlich, dass Marlon danach in aller Seelenruhe durch die Stadt kutschierte und sie vom Telefon aus mit seinen Erkenntnissen über Glücksberg konfrontierte? Marlon war nicht auf der Suche nach Rache gewesen, als er in das Luisenstift eingedrungen war. Er hatte die Wahrheit wissen wollen und Alex daran teilhaben lassen, weil er Hilfe suchte.
    »Und jetzt«, herrschte Marcus sie an, »jetzt sag mir, was du siehst!«
    Er zeigte auf das brennende Luisenstift. Kaum einen Moment später brach mit ohrenbetäubendem Lärm der Dachstuhl in sich zusammen. Funken und brennende Partikel schossen wie bei einer Lava-Eruption aus dem Gebäude. Die Feuerwehrleute suchten Deckung.
    »Marcus, bitte, was soll das …«, sagte Alex und versuchte, sich aus seinem Griff zu winden.
    »Was siehst du?« Seine Stimme überschlug sich. Die Augen wollten aus den Höhlen treten. Die Sehnen am Hals zeichneten sich wie Stricke unter der verschwitzten Haut ab. Das war nicht der Marcus, den sie kannte. Da war etwas in ihm, das sie mit kaltem Schrecken erfüllte.
    »Roth«, erklärte er, »ist nicht mit rausgekommen. Marlon hat ihn da drinnen gegrillt. Vielleicht hat er ihm vorher die Eingeweide herausgerissen und an die Wand genagelt. Keine Ahnung, wir werden es nie erfahren, denn wenn alles ausgeglüht

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