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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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erleben sollen, als er direkt vom Flughafen in diesen Höllenschlund chauffiert wurde.«
    Alex nickte.
    »Okay«, sagte Marcus und klopfte dreimal mit der flachen Hand an die Tür, als tätschele er den Nacken eines Pferdes. »Wir sehen uns morgen, Alex. Schlaf dich aus. Und mach dir keine Sorgen: Ich schicke sofort eine Streife zu deiner Wohnung und bitte die Kollegen, sich etwas umzusehen sowie die Gegend zu überprüfen.«

[home]
    50 .
    S chneider blinzelte in die Morgensonne und steckte sich eine Pall Mall an. Er stieß den Rauch aus, der sich am tiefblauen Himmel mit dem Qualm über den Trümmern des Luisenstifts vermischte. Teile der Fassade waren eingestürzt. Holzbalken ragten wie die Rippen eines verbrannten Körpers in die Luft, die immer noch vom Feuer und letzten Glutnestern aufgeheizt war. Die Feuerwehr war zur Brandwache vor Ort. Das wahre Ausmaß des Schadens, den die Flammen angerichtet hatten, würde sich erst in einigen Tagen ermessen lassen. Sicherlich ging es in die Millionen. Die Brandmelder hatten zuverlässig gearbeitet, das Personal von der Nachtschicht hatte fast alle Patienten evakuieren können. Vier Menschen allerdings wurden vermisst – allesamt aus dem Flügel, in dem auch Roth untergebracht war. Zeugen hatten berichtet, dass der Trakt bereits in Flammen stand, als sie mit der Räumung begonnen hatten. Dort musste das Feuer begonnen haben, und damit lag die Vermutung auf der Hand, dass jemand es in erster Linie auf Roth abgesehen und alles Weitere in Kauf genommen hatte.
    »Sieht aus wie nach ’nem Bombenanschlag«, murmelte Schneider und zog an seiner Zigarette. Reineking nahm eine Ray-Ban-Sonnenbrille aus der Brusttasche seines blauen Kurzarmhemds und sah stumm den Brandsachverständigen hinterher, die mit ihren Koffern angerückt und auf dem Weg zum Drehleiterwagen der Feuerwehr waren, von dem sie sich in dreißig Meter Höhe heben lassen und mit der Brandbeschau beginnen würden.
    »Marcus macht mir Sorgen«, murmelte Reineking, »der dreht langsam am Rad.«
    »Ist ja auch kein Wunder.« Schneider schirmte mit der Hand die Augen ab, während er beobachtete, wie die Sachverständigen den Metallkorb des Leiterwagens betraten und ruckelnd in die Höhe gehoben wurden.
    »Wir hätten diesen Kraft längst einkassieren müssen, und Marcus weiß das genau. Wenn du mich fragst, steht der auf ganz dünnem Eis. Gut, Kraft ist sein Freund, aber was hilft’s? Wenn irgendwie nach draußen gerät, dass Marcus Ermittlungen verzögert hat, um seinen Freund zu schützen, möchte ich nicht in seiner Haut stecken.«
    »Dafür stürzt er sich jetzt wie ein Irrer auf ihn«, sagte Schneider, nahm noch einen Zug und schüttelte sich bei dem Gedanken daran, in dem Korb der Drehleiter zu stehen, der sich jetzt aus schwindelerregender Höhe über der Brandruine absenkte. »Er will die Stadt filzen lassen, hat eine Hundertschaft und Hubschrauber mit Wärmebildkameras geordert.«
    »Aktionismus«, murmelte Reineking. »Na ja, vielleicht hilft es ja was. Ich habe heute Morgen bei der
Neuen Westfalenpost
jedenfalls schon einen netten Tanz gehabt, als ich in der Redaktion mit dem Durchsuchungsbefehl aufgelaufen bin, um Krafts Büro auf den Kopf stellen zu lassen.«
    »Kann ich mir vorstellen.«
    »Die haben sich aufgeführt, als wollte man die Pressefreiheit in ihren Grundzügen ausheben, und mir was von Faschismus erzählen wollen.« Reineking schüttelte den Kopf. »Ich habe dem Redaktionsleiter gesagt: Ein Wort noch, und ich zeige ihn wegen Beamtenbeleidigung an. Aber weißt du, worüber ich die ganze Zeit nachdenke?« Er sah Schneider aufmerksam an. »Hast du jemals gehört, dass ein Serientäter in so kurzer Abfolge zuschlägt? Das widerspricht doch jeder kriminologischen Erfahrung. Die ganzen aufwendig inszenierten Morde und dieser Brand hier in so kurzer Zeit, dass wir noch nicht mal dazu kommen, die Spuren ordentlich auszuwerten: Wir brauchen bestimmt drei Monate, bis alle Analysen, Resultate und Berichte vorliegen. Wir werden hier überrumpelt und operieren an zig verschiedenen Baustellen gleichzeitig, was unsere Kapazitäten sprengt. Noch bevor man überhaupt Befragungen einleiten kann, wie der Mörder Juliane Franck in den Keller vom
Buffalo
getragen hat und ob dieser Kraft am Mordabend mit der Lukoschik gevögelt hat, hängt schon die nächste Leiche im Badezimmer. Warum macht der das?«
    Schneider kratzte sich im Nacken und schnippte die Zigarette in hohem Bogen weg. »Schon mal über das

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