Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
Vom Netzwerk:
ehrlich gesagt auch scheißegal. Aber es dürfte dich interessieren, dass du neben deiner Firmenadresse und der privaten bei AOL auch über ein GMX -Konto verfügst. Kundenummer 258   904   566 , dein Passwort ist Swordfish 24 . Wenn du es dir nicht selbst eingerichtet hast, haben die das vielleicht für dich gemacht und dir über ihre Pressestelle kostenlos eines angeboten. Deren Benachrichtigung darüber hast du aber nicht wahrgenommen, oder sie blieb in deinem Spamfilter hängen. Keine Ahnung. Jedenfalls hast du eines: [email protected]. Eine Verbindung zu der reaper@ habe ich allerdings nicht gefunden. Im Übrigen halte ich das für eine sehr melodramatische Adresse: Schnitter. Vielleicht ist es aber auch ’ne Spam von einem Mähdrescher-Hersteller …« Heiko lachte kurz.
    Marlon kniff die Augen zusammen. »Was hast du gesagt? Mähdrescher?«
    »Ja, die Amis nennen die sowohl
harvester
als auch
reaper.
«
    Marlon schwieg.
    Mähdrescher. Sandra. König. Schneiden.
    Ihm wurde schwindelig.
    »Heiko.« Er riss sich zusammen. »Ich danke dir. Nur noch eine letzte Bitte …«
    »Was denn noch? Weißt du, was das für eine Arbeit macht?«
    »Ich kann es mir denken, und du bist ein echter Crack. Nur deswegen frage ich dich nach so was – weil du es draufhast.«
    »Schleimer.«
    »Nur ein Letztes noch …«
    »Und was?«
    »Es geht um eine Dotcom-Adresse. Kannst du feststellen, wem sie gehört?«
    Nachdem Marlon aufgelegt hatte, zitterte er am ganzen Körper. Das Büro schien sich um ihn zu drehen.
    Die Mail kam von deinem Rechner.
    Hier, im Haus, in der Redaktion, war unter Umständen jemand an seinem Mac gewesen und hatte die Mails an ihn abgeschickt. Er konnte es nicht fassen. Und wenn jemand von außen zugegriffen hatte – warum würde er die Mails dann über seinen Rechner schicken? Nur um zu demonstrieren, dass er es konnte? Das ergab keinen Sinn. Eines war glasklar: Es war an der Zeit, sich um die Dinge zu kümmern, bevor sie vollends aus dem Ruder liefen. Fakt war, dass der Mörder es am Ende auf Marlon abgesehen hatte. So weit würde er es auf keinen Fall kommen lassen. Er musste vorbereitet sein. Und er musste herausfinden, was es mit dem verdammten Purpurdrachen auf sich hatte, und dazu musste er nochmals mit Roth sprechen – oder, besser noch, sich seine Akte besorgen. Im Hintergrund schienen sich große Räder zu drehen, und er musste herausfinden, wie das alles zusammenpasste und was es mit ihm zu tun hatte. Außerdem würde er ansonsten nichts in der Hand haben, wenn Marcus ihn aufs Korn nehmen würde.
    Und es gab einen weiteren Grund. Der Gedanke daran breitete sich in ihm aus wie zäher schwarzer Schleim, und mit jeder Synapse, die von der dunklen Substanz umschlossen wurde, wuchs sein Entsetzen. Denn sosehr sich Marlon auch anstrengte und sich zu erinnern versuchte – er konnte einfach nicht verlässlich ausschließen, dass er sich die E-Mails tatsächlich selbst geschickt hatte.

[home]
    26 .
    D er Medienandrang zur Pressekonferenz war enorm. Ein Serienmörder in der Provinz, zwei Tote innerhalb kürzester Zeit – das stieß auf bundesweites Interesse, wie die Schmeißfliegen fielen die Reporter über sie her. Die meisten Fragen wehrte Marcus routiniert mit »Ja« oder »Nein« sowie »Dazu kann ich gegenwärtig nichts sagen« ab wie in einem Tennismatch. Zwischen den vielen Journalisten saß Marlon Kraft und schrieb keine Zeile der Allgemeinplätze und Eckdaten zu den Mordfällen mit, die der Staatsanwalt als Neuigkeiten verkaufte. Er rutschte unruhig auf dem Stuhl hin und her und meldete sich nicht zu Wort.
    Kraft hatte Alex am Abend zuvor offenbart, dass er anonyme E-Mails erhalten hatte, die von dem »Purpurdrachen« unterzeichnet waren und sich auf die Morde an Sandra Lukoschik und Juliane Franck bezogen.
    »Sie müssen mir die E-Mails zeigen«, sagte Alex in dem Stimmengewirr nach der Konferenz zu ihm.
    »Das geht nicht. Noch nicht. Ich kann Ihnen den Grund nicht nennen, aber es würde unweigerlich dazu führen, das ich mich unter Feuer begebe, und unter Feuer kann ich nicht arbeiten.«
    »Sie werden überhaupt nichts auf eigene Faust unternehmen, Kraft, und ich werde eine Hausdurchsuchung veranlassen, wenn Sie nicht kooperieren. Es kommt oft vor, dass Serientäter sich mit den Medien oder der Polizei in Verbindung setzen, um auf sich aufmerksam zu machen, Spielchen spielen, oder weil sie sichergehen wollten, dass ihre Intentionen verstanden werden. Manche folgen auch dem

Weitere Kostenlose Bücher