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Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache

Titel: Alexandra von Stietencron Bd. 1 - Purpurdrache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Koch
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aufbereiten, sich die Tatortfotos noch einmal genau ansehen und die Akte oder die alten Zeitungsausschnitte im Zusammenhang mit der Geiselnahme im Kindergarten durchschauen. Viel Arbeit, aber sie würde es schaffen können.
    Ergebnisse,
dachte sie.
Du wirst Ergebnisse bekommen, Chef, bis dir schwindelig wird.

[home]
    31 .
    A lex baute sich vor der Pinnwand auf, die mit Tatortfotos aus dem
Buffalo
und vom Kornfeldkreis gespickt war. Sie schaltete den Beamer ein, den sie an ihr Laptop angeschlossen hatte, und warf ein Bild auf die Leinwand. Marcus lehnte sich in dem abgedunkelten Besprechungsraum in seinem Stuhl zurück. Reineking und die anderen Beamten des mittlerweile auf zehn Personen angewachsenen Kernteams kniffen die Augen zusammen, um die Grafik besser erkennen zu können.
    »Das«, sagte Alex mit fester Stimme, »ist der chinesische Tierkreis mit seinen Symbolen. Sie entsprechen im Prinzip den in der westlichen Welt üblichen Sternzeichen. Ihnen sind Elemente zugeordnet. Wir haben zunächst die Ratte, den Büffel, den Tiger und den Hasen – schließlich den Drachen. Bei der Leiche von Sandra Lukoschik wurde eine Ratte gefunden. Juliane Franck ist in einem Club namens
Buffalo,
Büffel, ermordet worden. Sandra Lukoschik wurde am Boden getötet und festgebunden. Das Element Erde. Juliane Franck wurde im Belüftungsraum erstickt und über dem Boden schwebend aufgefunden. Das Element Luft. In der chinesischen Mythologie symbolisieren vier Drachen die vier Himmelsrichtungen. Es sind die Drachen des Ostens, des Westens, des Nordens und des Südens. Juliane Francks Füße waren nach Süden ausgerichtet – der Büffel. Die von Sandra Lukoschik nach Norden – die Ratte.«
    Alex zeigte zwei Tatortbilder, in die ein Kompass einbelichtet war, der die jeweilige Himmelsrichtung anzeigte.
    »Das können Zufälle sein, aber ich glaube nicht daran. Ich glaube vielmehr, dass wir hier den Modus Operandi finden, und zwar einen sehr komplexen. Der Täter geht nach einer besonderen Methode vor. Seine Schablone ist der Tierkreis, in dem der Drache eine bedeutende Rolle spielt. Es fehlen noch zwei Elemente – Wasser und Feuer – sowie zwei Himmelsrichtungen – Westen und Osten – und zwei Symbole: Der Tiger und der Hase. Dann kommt der Drache.«
    Reineking und Marcus sahen sich fragend an.
    »Ich glaube, dass unser Täter eine Metamorphose anstrebt. Und ich glaube, dass er die beiden Frauen rituell geopfert hat, und zwar dem Drachen, den er für eine Gottheit hält. Am Ende seiner Kette will er selbst zum Drachen werden, einem mächtigen Geschöpf, über alles andere erhaben, verschmolzen mit dem Guten und dem Bösen, das in ihm kämpft. Und bis dahin, meine Herren, dürften wir noch mit zwei weiteren Morden rechnen. Es stellen sich also die Fragen: Warum will er das? Was hat er mit der chinesischen Mythologie zu tun? Und vor allem: Wie können wir weitere Morde verhindern?«
    Alex blickte in die Runde und öffnete dann mit einem Knopfdruck die Jalousien. Die Polizisten blinzelten, als das grelle Sonnenlicht wieder in den Raum fiel.
    »Vor drei Jahren machte der psychisch kranke Jürgen Roth mit einer Geiselnahme in einem Kindergarten auf sich aufmerksam. Er nannte sich Purpurdrache. Als die Jalousien geöffnet wurden, griff die Polizei zu. Viele von euch werden sich daran erinnern, waren womöglich selbst dabei. Der Mann, der die Jalousien geöffnet hat, war der
Neue-Westfalenpost
-Reporter Marlon Kraft, den Roth ins Vertrauen gezogen hatte. Kraft ist der frühere Freund des ersten Mordopfers Sandra Lukoschik.« Alex holte tief Luft. Sollte sie es wirklich zum jetzigen Zeitpunkt sagen? Kraft hatte versprochen, ihr die E-Mails zu geben, und er vertraute ihr. Andererseits war es einfach zu wichtig, dass er über Informationen verfügte, die direkt vom Täter stammen konnten, der Kontakt mit ihm aufgenommen hatte. Es ging nicht anders, und es würde Kraft in Marcus’ Augen entlasten, denn schließlich würde sich Kraft kaum selbst E-Mails senden, was jeder Computerspezialist sofort erkennen könnte. Damit fiel er als Tatverdächtiger faktisch aus.
    Entschlossen fuhr sie fort. »Marlon Kraft hatte damals etwas mit einem Purpurdrachen zu tun, und in den vergangenen Tagen hat er nach seinen Worten anonyme E-Mails erhalten, die mit
Der Purpurdrache
unterzeichnet waren und in denen der Verfasser sich eindeutig auf die Morde bezieht sowie weitere ankündigt und Kraft droht. Kraft hat sich bereit erklärt, mir die Mails zur

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