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Alfons die Weihnachtsgans

Alfons die Weihnachtsgans

Titel: Alfons die Weihnachtsgans Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kari Koester-Loesche
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außer Trost zu spenden konnte auch sie nichts tun.
    Richtige Angst hatte Anke um ihre Tochter nicht. In einer halben Stunde würde Anna schon im Kreißsaal liegen und sachkundig versorgt werden. Viel mehr war zu überlegen, ob man in Nommens Alter schon einen Herzinfarkt bekommen konnte. Sollte man ihn in Narkose legen, damit es nicht passierte? Er lief vor Aufregung herum wie ein kopfloses Huhn. Aber ob Schwester Käte Mittel für durchdrehende Väter hatte? In seiner Gegenwart mochte sie sich nicht erkundigen. Es war sowieso etwas albern.
    Flüchtig fiel Anke wieder der Gänserich ein. Wahrscheinlich würde Fedder so schlau sein und irgendjemanden auf der Ketelswarf benachrichtigen, dass er abgeholt werden könnte, wenn er sie am Telefon nicht erreichte. Alfons war nun wirklich kein Problem.
    »Nommen!«, sagte sie nachdrücklich und wartete, bis er seine Aufmerksamkeit endlich auf sie richtete. »Du willst bestimmt in die Klinik mitfliegen, so wie die Dinge stehen. Gibt es etwas, das ich für euch erledigen soll? Außer Blumen gießen und dem Üblichen? Den Weihnachtsbaum abholen, falls die Fähre doch noch anlegen kann?«
    »Keine Ahnung«, sagte ihr Schwiegersohn, warf sich auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen.
    Anke gab auf. Mit werdenden Vätern war wenig anzufangen. Gut, dass Nommen beim Marschenbauamt angestellt war, dessen Arbeit im Augenblick ruhte. Und da er kein Vieh hatte, würde er nicht versuchen, Bullkälber zu melken oder ähnlichen Unsinn veranstalten. Männer!
    Nach einiger Zeit schüttelte Tore sich und versuchte, seinen Oberkörper mit den Händen warm zu schlagen. Ein wenig half es.
    »Opa«, rief er dann. »Wie geht es dir? Bist du in Ordnung?«
    »Na, ja, so einigermaßen«, antwortete Fedder. »Noch bin ich nicht erfroren.«
    Tore rappelte sich hoch. Der Wind hatte zugenommen, er merkte es, als er sich aufgerichtet hatte. Dann stolperte er zu Fedder und betrachtete ihn forschend.
    Sein Großvater lächelte schwach. »Lass gut sein, Tore. Ich habe es so bequem wie möglich. Mehr geht nicht. Aber du könntest etwas anderes tun. Ich habe zwei Ideen.«
    »Ja?« Alles war besser als dieses nutzlose Warten.
    »Ich habe doch eine Thermoskanne mit heißem Tee dabei. Sei so gut und teile ihn an uns alle aus, falls sie nicht kaputt ist.«
    »Ja, mache ich. Und die zweite Idee.«
    »Hm«, sagte Fedder. »Ich weiß nicht, ob ich es dir zumuten darf, es könnte gefährlich sein.«
    »Dafür bin ich der richtige Mann«, hackte Tore bibbernd heraus. »Schieß los, Opa.«
    »Mach ein Feuer auf den Schienen.«
    »Mit dem Öl und all dem Kram in der Werkzeugkiste? Lappen lagen da, habe ich gesehen. Und von Alfons’ Verschlag ist noch Holz übrig«, berichtete Tore eifrig. Das war ein Vorschlag nach seinem Herzen! Im Sommer machten sie an einsamen Stränden immer ein Lagerfeuer.
    »Genau so. Vielleicht hat sich Herr Meier inzwischen genug erholt, um dir zu helfen ...«
    »Meier wird nie genug erholt sein, um irgendwo anzupacken«, bemerkte Tore abschätzig. »Er ist nicht der Typ dafür.«
    »Tore! Aber jetzt erst einmal den Tee.«
    »Gut, Opa.« Tore fror so sehr, dass er die paar Schritte zur Lore nur mühsam schaffte. Die Teekanne fand er dafür sofort. Als er den Becher gefüllt hatte, rutschte ihm die Kanne aus der Hand und der Becher wegen des Schreckens gleich hinterher. Fassungslos sah er zu, wie der Tee auslief und der grisselige Schnee schmolz.
    »Der Tee ist fort, Opa«, schluchzte er.
    »Kein Wunder. Die Hände können bei der Kälte ja kaum etwas festhalten. Meine auch nicht«, tröstete Fedder ihn, aber es war ein magerer Trost. »Dann frag jetzt Herrn Meier, ob er dir bei dem Feuer helfen kann.«
    »Mal sehen, ob er Lust hat. Herr Meier, wie geht es Ihnen?«, rief Tore laut.
    Eine Antwort kam nicht. Tore hörte nur, wie der Wind jetzt noch lauter um die Ecken der Lore pfiff.
    »Er wird doch nicht wieder bewusstlos sein?«, fragte Fedder besorgt. »Bitte geh rüber und sieh nach ihm.«
    Tore murrte. Jeder Schritt für diesen Kerl war zu viel. Widerwillig stapfte er auf die andere Seite.
    Die Plane war da. Eine Ecke flatterte leise knatternd in die Höhe und legte sich wieder. Tore rollte sie zusammen und schleppte sie zusammen mit der nassen Wolldecke, in der Meier eingewickelt gewesen war, zu seinem Opa.
    »Und? Geht es ihm einigermaßen?«
    »Gut geht es ihm«, antwortete Tore lakonisch. »Er ist fort. Abgehauen.«
    »Abgehauen?«
    »Abgehauen.« Tore breitete die Plane aus

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