Alias XX
auf den Hinterkopf.
In Griechenland hatte Lifton sich angewöhnt, einfach weiterzuschlafen, wenn er in den Graben kroch. Er bettete den Kopf auf den ausgestreckten Arm, schloss die Augen und schnarchte vor sich hin. Tom hatte daher die stehende Order ausgegeben, Lifton aufzuwecken.
»Bin doch wach«, sagte Lifton.
Sie zogen die Köpfe ein, als der Jäger näher kam. Das Rattern der Maschinengewehre übertönte das Dröhnen des Triebwerks. Drei Bomber hinter der Messerschmitt gaben ihre pfeifende, mit einem dumpfen Knall detonierende Ladung ab und verschwanden wieder.
»Guten Morgen, Hitler«, sagte Tardieu und salutierte mit einer obszönen Geste.
Sie warteten auf die Entwarnung und kletterten aus den Gräben, gingen zur Latrine und dem Versorgungszelt, mit einem Ohr immer bei den Deutschen. Die Angst der vorherigen Nacht hatte sich verflüchtigt; es war Morgen, und sie waren jung.
Eine Stunde später, sie verdrückten Marschrationen und Eier und spülten alles mit Ziegenmilch und Raki hinunter, brach plötzlich Flakfeuer los.
Auf halbem Weg zu den Gräben wurde ihnen klar, dass es jetzt wirklich losging. Der Himmel war übersät mit deutschen Flugzeugen: Sturzkampfbombern, Jägern im Tiefflug, Bombern. Dann kamen die lautlosen silbernen Lastensegler, die auf ihren langen, schmalen Tragflächen Richtung Chaniá glitten und in geisterhafter Stille zwischen den Büschen an der Höhe 107 landeten. Eine einzige Hurricane hätte sich durch sie hindurchfressen können wie ein Wolf durch eine Schafherde, aber es gab keine Hurricane. Es gab überhaupt keine alliierten Flugzeuge mehr – der Himmel gehörte den Deutschen.
»Los!«, hörte Tom sich brüllen. »An die Waffen! O’Rourke, Corelli!«
Köche, Schreibstubenhengste – jeder, der nicht im Feldlazarett lag oder zu den Sanitätern gehörte, griff sich eine Waffe, als sie über sich das Dröhnen der deutschen Transporter mit den Fallschirmjägern an Bord hörten. Die schwarzgelben Ungetüme warfen grüne, rote und schwarze Samenkapseln zur Erde. Das Fliegerkorps. Gelbe Fallschirme, blaue Fallschirme, sie alle verdunkelten den Himmel. Sie starben zu Hunderten, noch ehe sie den Boden erreichten.
Es war wie beim Tontaubenschießen, wie beim Versteckenspielen. Deckung suchen in einem Graben, hinter einem Kaktus, dann anlegen, zielen, feuern. Fallschirmseide bauschte sich von Salven getroffen und fing Feuer. Fallschirmjäger zuckten und sackten in sich zusammen. Strampelnde Beine, die verzweifelt versuchten, auf die Erde zu gelangen; Leiber, die sich in den Gurten wanden und dann leblos verharrten. Die Artilleristen an den Bofors-Flaks am Rand des Flugplatzes, die wochenlang hatten stillhalten müssen, antworteten nun mit endlos blindem Feuer, eingehüllt von Rauch und den durch die Bomben aufgewirbelten Staub. Ein ganzes verdammtes Bataillon kam hier vom Himmel. Im Westen, außerhalb der Reichweite der Geschütze, grub sich ein weiteres Bataillon in das ausgetrocknete Flussbett. Das sollte nicht Toms Problem sein, noch nicht. Sie mussten sie in der Luft abschlachten – und falls die Schweinepriester ihren Fuß auf seine Insel setzten, würden sie sich jeden einzeln vorknöpfen.
Er roch den Schweiß und die Angst, das verbrannte Kordit. Seine Augen brannten, seine Hände schmerzten, während er unermüdlich feuerte. Er hörte die heiseren Stimmen seiner Männer, er hörte seine eigene Stimme, das Wummern der Bren-Maschinengewehre, der Mörser, den helleren Ton der automatischen Pistolen. Sie töteten und töteten, aber es spielte keine Rolle. Immer mehr Deutsche kamen. Am Himmel wimmelte es nur so vor ihnen. Sie landeten, sie sammelten sich.
Das Feuer der Bofors war inzwischen wirkungslos, die Ziele lagen außerhalb ihrer Reichweite, vom Westen antworteten
20-mm-Panzerabwehrkanonen und ein leichtes Feldgeschütz der Deutschen. MP- und Gewehrfeuer mähten die Deutschen nieder, die sich zur Höhe 107 aufmachten. Sie gerieten in blutiges Kreuzfeuer. Leiber taumelten den Abhang hinunter, Verwundete verkrochen sich hinter Sträuchern und in Senken.
Hinter einer Anhöhe war das Bellen einer Drei-Zoll-Flak zu hören. Ein 40-mm-Geschütz schleuderte Brand- und Leuchtspurgeschosse in den Himmel, der Lauf glühte mattrot. Und dann erzielte es einen Glückstreffer: Eine Junkers-Transportmaschine explodierte in einem leuchtend orangefarbenen Feuerball. Jubel ertönte, der von den Schreien kaum zu unterscheiden war.
Die Fallschirmjäger waren wie Maschinen. Sie landeten,
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