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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Street könnte mir in den Sinn gekommen sein wegen Pongo McCormick. Er macht was über Änderungsschneider. Earl fand ihn etwas kleinkariert! Ha! Ha-ha! Kleinkariert! Ich meine … was? Tommy? Wo will er denn jetzt hin?«
     
    Abendammer klingelte auf ihrem Fahrrad eine Gruppe von Soldaten in einer Flugabwehrstellung an. Einer von ihnen pfiff ihr nach, sie winkte zurück und ruckelte auf dem Sattel hin und her. Die Abenddämmerung war noch nicht hereingebrochen, aber die Luftwaffe würde heute Nacht kommen – ein erwartungsvoller Schauder lief ihr über den Nacken: das donnernde Krachen der Sprengbomben, Rauch und Staub, die im grünen Dunst über der Stadt schimmerten, Suchscheinwerfer, die ihre verrückten Kreise drehten, Panik und Angst und Entschlossenheit.
    Das Heulen der Fliegeralarmsirenen würde anschwellen und im Lärm der Flugzeuge untergehen, die gegen den Himmel ankämpften. Sie gab nicht viel auf das langweilige Dröhnen der Motoren – es war nichts verglichen mit der abrupten, wummernden Freisetzung des Sprengstoffs, den kurzen, abgehackten Schreien eines jungen Mannes, dem Ächzen eines getroffenen Gebäudes kurz vor dem Einsturz. Sie fand eine verlassene Stelle – eine Reihe schmaler, dem Erdboden gleichgemachter Backsteingebäude, hinter denen sich eine Steinmauer erhob, die von den Detonationen verschont geblieben war. Sorgfältig wischte sie die Steine ab, setzte sich und betrachtete den Himmel. Es waren noch Stunden hin, bevor sie für ihre erste wirklich wichtige Tätigkeit in England an Ort und Stelle sein musste. Es würde die dritte sein, falls man Mr. Pentham dazurechnete, den sie erledigen musste, damit sie in seinem Haus wohnen durfte, und diesen lächerlichen kleinen Mann in seiner glänzenden Weste am Bombenkrater. Aber die zählten ja eigentlich nicht. Sie waren nicht instruiert und … Ach! Oder sogar die vierte, wenn man dazurechnete, dass sie Informationen über Tom Wall gesammelt hatte, worum Buchbinder sie laut der Botschaft des Mannes in der glänzenden Weste gebeten hatte.
    Heute Nacht war es anders. Heute Nacht war es ein Katz-und-Maus-Spiel … und keiner wusste, welche Rolle den Spielern zugewiesen wurde.
    Sie glitt von der Mauer und klopfte sich den Rock sauber. Sie war mit ihrem Plan für das heutige Treffen nicht ganz glücklich. Oh, er würde genügen – er war der Situation völlig angemessen. Aber wie langweilig war doch das völlig Angemessene.
    Schließlich ging die Sonne unter, und der Luftangriff begann. Für die Messerschmitt, die über ihr vorüberwummerte, ließ sie die Klingel ertönen. Sie umkreiste den Treffpunkt, näherte sich langsam, und dann krachte es hinter ihr. Von einer unsichtbaren Hand wurde sie zur Seite geschoben. Sie stieß gegen den Bürgersteig, fiel vom Rad und schlug der Länge nach auf die Straße.
    Erneut krachte es, und noch einmal! Sie rappelte sich auf und legte den Kopf in den Nacken. Unter ihr bebte die Erde. Reglos stand sie da, still und unangreifbar – sie war das Publikum, für das dieser Angriff choreographiert wurde. Erst die Sprengbomben, um die Häuser abzudecken, dann die Brandbomben, um die freiliegenden Gebäude in Flammen aufgehen zu lassen …
    Und plötzlich, wie auf Schmetterlingsschwingen herangetragen, kam ihr eine Idee, ein sehr viel gewagterer Plan. Die Flak-Geschosse strichen über den Himmel und explodierten. Lächelnd richtete sie ihr Fahrrad auf und fuhr auf die Ruinen zu. Rotgelb schlugen die Flammen hoch, heiße Rauchschwaden stiegen auf, hinter denen sich die Silhouetten der Dächer und Kamine abzeichneten. Glühend standen sie über den Feuerwehrmännern, den Sanitätern mit ihren Bahren und den Rettungskräften, die sich in den Schutt vorarbeiteten. Sie fuhr und fuhr, und alle Menschen waren so ernst, so verängstigt und aufgewühlt und tapfer … und oh! Grüne Seide bauschte sich über einer Gartenmauer. Die an Fallschirmen abgeworfenen Bomben waren modifizierte Seeminen und so austariert, dass der Zünder nach unten zeigte, damit sie mit maximaler Zerstörungskraft detonierten. Aber manchmal verfing sich ein Fallschirm in einem Baum oder blieb an einem Kamin hängen, und der Zünder schlug nicht am Boden auf. Das war nun überhaupt nicht das, was sie brauchte, aber die Neugier hatte sie gepackt. Das Haus hinter der Gartenmauer schien verlassen zu sein, die Bewohner befanden sich wahrscheinlich im Luftschutzbunker, im Keller oder waren aufs Land geflüchtet. Sie lenkte ihr Fahrrad in den Garten. Die

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