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Alias XX

Alias XX

Titel: Alias XX Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joel Ross
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Ältere ignorierte ihn. Schlecht gespielt! Wenn er mit Digby nicht in Zusammenhang gebracht werden wollte, hätte er so tun müssen, als wäre er überrascht. Dass er die Geste schlichtweg ignorierte, zeugte nur von fürchterlich schlechtem Handwerk.
    Nach dem Frühstück folgte Abendammer dem Mann im blauen Anzug, der wiederum Digby folgte – nicht zurück zum Broadcasting House, Digbys vorgeblicher Arbeitsstelle, sondern zu einem unscheinbaren Backsteingebäude. Sie sog an ihrem Daumenknöchel. Der im blauen Anzug war also Digbys britischer Aufpasser? Er war in der Tat zum Verräter geworden. Und sie, sie war wirklich ein Schmetterling – flatterhaft und frivol und nur eine Funkerin, aber sie hatte den Verräter entlarvt!
    Sie musste der Sache auf den Grund gehen. Sie musste bestätigen, dass die joviale Geste nicht einfach nur einem Arbeitskollegen galt und das unscheinbare Backsteingebäude nicht nur eine neue Arbeitsstelle war.
    Sie kehrte zu Mr. Penthams Haus zurück und zog sich um. Sie trug etwas Rouge auf und Kajal um die Augen. Sie zog Sandalen mit Keilabsatz an – lächerliche Schuhe, völlig unpassend für die Jahreszeit, aber süß wie eine kleine Raupe. Sie streifte sich Mr. Penthams viel zu große Armbanduhr ums Handgelenk – was ihr einen köstlich extravaganten Anstrich verlieh –, und ihre Verkleidung war komplett. Die Familie nebenan hatte einen ganz süßen Hund mit flauschigem Fell. Sie legte ihn an die Leine und kehrte zu Digbys Gebäude zurück. Sie marschierte geradewegs hinein und plauderte mit dem Hund, den sie Loochie nannte. Eigentlich ein schmuddeliges kleines Ding ungewisser Abstammung, aber voller Stolz. Es reckte die Schnauze in die Luft und scharwenzelte um ihre Beine.
    Die Lobby war schmucklos und hatte etwas Offizielles an sich. Etwas Regierungsmäßiges. Ihre Absätze hallten, und ebenso ihre schrille, hektische Stimme. Sie sagte Loochie, er möge doch aufpassen und ihr nicht zwischen die Beine laufen und bitte doch Mami gehorchen, sonst würde sie ja noch stolpern, und wo wäre dann der kleine Loochie? Ein Mann mit klobigen schwarzen Schuhen fragte sie, ob sie sich verlaufen habe. Am Aufzug warteten zwei Geschäftsleute, und an der Rezeption stand ein weiterer Mann mit klobigen schwarzen Schuhen. Beide Männer mit den schwarzen Schuhen waren bewaffnet. Es war in der Tat ein ganz sicheres Gebäude. Sie hatte Digbys Verrat bestätigt! Huschelig und völlig verwirrt erwiderte sie: »Ich? Mich? Verlaufen ?«
    Er sagte, ja. Könne er bitte ihre Ausweispapiere sehen? Sie warf ihr Haar zurück. »Oh, machen Sie sich doch nicht lächerlich! Ich komme seit Monaten hierher, einmal in der Woche! Wo ist Albert?«
    Sie ließ die Leine fallen und verpasste Loochie einen schnellen Stoß in seinen haarigen kleinen Bauch. Loochie jaulte und raste davon. Hilfesuchend kreischte sie und fiel fast aus ihrem Kleid, als sie dem Vieh hinterherstürzte. Sie machte einen Satz, Loochie jagte davon, und die Männer eilten zu ihrer Unterstützung. Es war fürchterlich komisch. Schließlich, nachdem sie sich den Gebäudegrundriss eingeprägt hatte, trieb einer der Männer den tobenden Hund hinter einer buschigen Topfpflanze in die Ecke.
    Sie schalt ihn ausgiebig. Den Hund natürlich, nicht den Mann! Diesem ließ sie ein leeres Lächeln zukommen und eine Salve überschwänglicher Dankesworte.
    Es gab einige grundlegende Arten, so etwas anzugehen. Die meisten Agenten bedienten sich der Heimlichkeit und allerlei verstohlener Machenschaften. Aber das war ermüdend, und niemand rechnete damit, dass ein Agent es darauf anlegte, die größtmögliche Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Niemand rechnete mit einer durchgedrehten jungen Lady, die ein Spektakel aufführte, und das auch noch, nachdem Loochie in die Lobby gekackt hatte.
    Der erste Mann ignorierte das olfaktorische Geschenk und meinte, sie müsse sich im Gebäude geirrt haben, worauf sie sagte: » Ja, natürlich «und zu einer wortreichen hysterischen Erklärung ansetzte, während sie hinausstöckelte. Sie winkte den Männern zu und begleitete Loochie auf einen langen, ziellosen Spaziergang, um sicherzugehen, dass ihr niemand folgte.
    Dann kehrte sie in Mr. Penthams Straße zurück. Sie gab dem Hund ein Küsschen auf die Schnauze und setzte ihn wieder in seinem Garten ab.
    Digby war also ein Verräter. Sie hatte ihn erwischt, sein Doppelspiel würde in sich zusammenfallen. Sie hoffte, er würde lange brauchen, bis er starb, wenn sie sich um ihn

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