Alibi in High Heels (German Edition)
»Gisella hatte den Verstand eines Kanarienvogels. Für Gisella gab es nur Gisella. Was mir ganz recht war. Sie hatte ihre großen Auftritte, und während alle Augen auf sie gerichtet waren, konnte ich im Hintergrund die Fäden ziehen.«
»Sie haben Donata erpresst.«
Sie nickte. »Der Teil war einfach. Donata ist unseren Forderungen gern nachgekommen. Vor allem, als Gisella selbst Aufträge reingeholt hat. Donata hat viel Geld mit Gisella verdient. Sie hatte keinen Grund, sich zu beklagen.«
»Und Gisella?«
Sie zuckte die Achseln. »Solange sie Pelze und hohe Schuhe tragen konnte, war Gisella glücklich.«
Ich hörte, wie Mom und Mrs R. sich wieder gegen die Tür warfen. Der Stuhl unter der Klinke wackelte leicht. Wenn ich Charlene nur lange genug im Gespräch festhalten konnte …
»Und Sie beide waren ein Paar?«, fragte ich und versuchte, nicht zur Badezimmertür zu sehen.
Sie musterte mich misstrauisch. »Wie kommen Sie denn darauf?«
»Ich habe die Kamera gesehen. Die Sexvideos, die sie aufgenommen hat.«
Das brachte Charlene einen Moment lang aus dem Konzept. »Sie hat uns aufgenommen, als wir…«
Ich nickte. »Das wussten Sie nicht?«
Sie schüttelte den Kopf. »Das ist also Ihr Beweisstück, hm? Eine heiße lesbische Affäre?« Sie schnaubte. »Das ist wohl kaum ein stichhaltiger Beweis, so wie es im Fernsehen behauptet wurde.«
»Aber«, sagte ich und beobachtete ihre Reaktion, »genug, um in Felix Zweifel aufkommen zu lassen.«
Sie biss die Zähne aufeinander, als sie begriff, dass ich recht hatte. »Nun, jetzt können Sie sie ja nicht mehr an die Presse weitergeben, nicht wahr?«
»Äh, sie ist in meinem Zimmer. Kommen Sie mit, dann holen wir sie«, sagte ich und dachte dabei an die Überwachungskameras im Flur.
»Um Ihnen Gelegenheit zur Flucht zu geben? Ich glaube nicht, Maddie. Nein, ich warte einfach, bis wir hier fertig sind, und hole sie dann selbst, vielen Dank.«
Mist.
»Da wir gerade davon sprechen … « Die Pistole auf mich gerichtet, machte sie einen Schritt vorwärts.
»Okay, ich habe geblufft«, rief ich.
Charlene blieb stehen. »Was?«
»Ich habe geblufft. Ich habe keine Videos.«
»Unsinn! Im Fernsehen hieß es, Sie wollten sie diesen Leuten nach der Show übergeben.«
»Weil ich ihnen das gesagt habe. Aber das war nur eine Lüge, um Charlie aus der Reserve zu locken.«
Sie starrte mich an. Ihr Gesicht wurde weiß. Schließlich zischte sie: »Scheiße.«
Nicht sehr damenhaft. Das hätte der gute alte Papa sicher nicht gutgeheißen.
Mit ausgestrecktem Arm zielte sie auf mich. »Sie meinen, Sie haben sie gar nicht? Sie haben die ganze Zeit gelogen?«
»Nein, es gab ein Video. Ich habe es nur … gelöscht. Aus Versehen.«
Auf einmal wich die Wut aus ihrem Gesicht, und sie warf den Kopf zurück und lachte.
»Sie haben es gelöscht?«
Ich nickte. »Ähm, ja.«
»Sie und Felix, Sie sind wirklich wie füreinander gemacht. Zwei Volltrottel.«
Mom schlug erneut gegen die Tür. Der Stuhl ruckte ein wenig nach vorn.
»Also, ähm, was nun?«, fragte ich. Nicht, dass ich es wirklich wissen wollte. Aber solange sie redete, schoss sie nicht.
Charlene machte einen Schritt nach vorn, sodass wir Nase an Nase standen. Ich konnte Odol in ihrem Atem riechen.
»Jetzt nehme ich einen Flieger zurück nach England. Von dem, was ich eingenommen habe, werde ich wie eine Königin leben, bis ich meinen lieben Neffen davon überzeugt habe, mich zu heiraten, und dann werde ich glücklich und zufrieden sein. Ende und Vorhang«, sagte sie.
Ich holte vorsichtig Luft. »Und was geschieht mit mir?«
Sie machte schmale Augen. »Ende und Vorhang.«
Ich schluckte. »Und mit Mom und Mrs Rosenblatt?«
Wieder erschien das böse Lächeln auf ihrem Gesicht. »Oh, ich werde ihnen nichts antun. Das werden Sie schön selbst übernehmen. Schließlich sind Sie die Couture-Killerin.«
Ich spürte, wie sich in meinem Magen ein Knoten bildete. »Wie meinen Sie das?«
Charlene trat zurück und zog den Reißverschluss eines der Koffer auf. Daraus zog sie ein Paar schwarzer Stiletto-Pumps. »Für jede einen«, sagte sie und schwenkte sie in Richtung Badezimmer.
»Das wird niemand glauben«, sagte ich und wusste gleich darauf, dass es nicht wahr war. Man hielt mich bereits für eine Mörderin, dies wäre nur die Bestätigung.
»Oh doch, das wird man. Vor allem, wenn man Ihren Abschiedsbrief liest.«
»Abschiedsbrief?«, fragte ich ängstlich.
Sie nickte. »Sie konnten nicht mehr mit Ihren
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