Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
verraten.»
    «Also das ist sein Beruf», sagte ich leise.
    «Sie haben bestimmt schon von ihm gehört, nicht wahr?»
    «Ich bin zwar ein alter Kauz, wie Caroline behauptet», sagte ich, «aber ich habe schon von ihm gehört!»
    «Seltsam!», bemerkte Caroline.
    Ich weiß nicht, worauf sie das bezog – vielleicht auf ihr eigenes Versagen, als es galt, die Wahrheit über ihn herauszufinden.
    «Sie wollen ihn besuchen?», fragte ich langsam. «Weshalb eigentlich?»
    «Natürlich um ihn zu bewegen, den Mörder zu finden», sagte Caroline scharf, «sei nicht so begriffsstutzig, James.»
    «Haben Sie kein Vertrauen zu Inspektor Davis?», fuhr ich fort.
    «Natürlich nicht», sagte Caroline. «Ich auch nicht.»
    Jedermann hätte glauben können, Carolines Onkel sei ermordet worden.
    «Und woraus schließen Sie, dass er sich des Falles annehmen wird?», fragte ich. «Vergessen Sie nicht, dass er seine Tätigkeit aufgegeben hat.»
    «Das ist es ja», sagte Flora schlicht. «Ich muss ihn dazu überreden.»
    «Sind Sie überzeugt, dass Sie richtig handeln?», fragte ich sie ernst.
    «Gewiss ist es richtig», sagte Caroline. «Ich gehe selbst mit ihr, wenn sie will.»
    «Wenn Sie nichts dagegen haben, Miss Sheppard, möchte ich lieber, dass der Doktor mich begleitet», sagte Flora.
    Sie kennt den Wert deutlicher Ausdrucksweise im richtigen Augenblick – Ausflüchte wären an Caroline nur verschwendet gewesen.
    «Wissen Sie», erklärte sie offen, «da Doktor Sheppard Arzt ist und den Leichnam entdeckt hat, wird er Monsieur Poirot alle Einzelheiten schildern können.»
    «Ja», gab Caroline widerstrebend zu, «das sehe ich ein.»
    «Flora», sagte ich ernst, «lassen Sie sich von mir raten. Ich empfehle Ihnen, den Detektiv nicht in die Angelegenheit hineinzuziehen.»
    Flora sprang auf. Ihre Wangen röteten sich.
    «Ich weiß, weshalb Sie das sagen», rief sie. «Aber gerade aus diesem Grunde drängt es mich hinzugehen. Sie haben Angst, ich aber nicht. Ich kenne Ralph besser als Sie.»
    «Ralph», murrte Caroline, «was hat Ralph damit zu tun?»
    Keiner von uns beachtete sie.
    «Ralph mag schwach sein», fuhr Flora fort, «er mag seinerzeit tolle Streiche verübt haben – vielleicht sogar schlimme Dinge –, aber niemals würde er einen Mord begehen.»
    «Nein, nein», rief ich aus, «ich dachte auch gar nicht an ihn.»
    «Weshalb sind Sie dann gestern Abend zu den ‹Three Boars› gegangen», fragte Flora, «auf Ihrem Heimweg, nachdem Onkels Leichnam gefunden worden war?»
    Im Augenblick fehlten mir die Worte. Ich hatte gehofft, dass niemand von diesem Besuch erfahren würde.
    «Woher wissen Sie das?»
    «Ich habe Ralph heute Morgen aufgesucht», erwiderte Flora, «als ich durch die Dienerschaft erfuhr, dass er dort abgestiegen ist …»
    «Hatten Sie keine Ahnung, dass er in King’s Abbot ist?»
    «Nein. Ich war verblüfft. Ich konnte es nicht begreifen. Ich ging hin und fragte nach ihm. Man gab mir die Auskunft, die Sie vermutlich heute Nacht auch erhielten: dass er gestern Abend gegen neun Uhr ausgegangen – und – nicht zurückgekehrt sei.»
    Ihr Blick begegnete herausfordernd dem meinen, und wie als Antwort auf meine stumme Frage brach sie los: «Was ist denn schließlich dabei? Er kann weiß Gott wohin gegangen sei. Vielleicht ist er nach London zurückgefahren …»
    «Unter Zurücklassung seines Gepäcks?», fragte ich freundlich.
    Flora stampfte mit dem Fuß.
    «Ist mir gleich. Dafür wird sich eine Erklärung finden lassen.»
    «Und darum wollen Sie Hercule Poirot aufsuchen? Wäre es nicht besser, die Dinge auf sich beruhen zu lassen? Die Polizei verdächtigt Ralph nicht im geringsten. Sie verfolgt doch eine ganz andere Spur.»
    «Das ist es eben», rief das Mädchen, «sie verdächtigen ihn. Heute früh kam ein Mann aus Cranchester, Inspektor Raglan, ein abscheulicher, hohlwangiger, kleiner Mann. Ich fand heraus, dass er schon vor mir bei den ‹Three Boars› gewesen war. Er scheint in Ralph den Täter zu vermuten.»
    «Wenn es sich so verhält, müssen sie seit gestern Abend ihre Meinung geändert haben», sagte ich langsam. «Davis hatte Parker in Verdacht.»
    «Parker? – Lächerlich!», entgegnete meine Schwester brummig.
    Flora trat dicht an mich heran und berührte meinen Arm.
    «Oh, Doktor Sheppard, gehen wir zu Monsieur Poirot. Er wird die Wahrheit herausfinden.»
    «Meine liebe Flora», sagte ich freundlich und legte meine Hand auf ihren Arm, «wissen Sie ganz bestimmt, dass die Wahrheit für uns

Weitere Kostenlose Bücher