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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zweck Ihrer Übung?»
    Poirot ergriff ihre Hand und streichelte sie.
    «Fassen Sie es so auf. Ich interessiere mich immer sehr dafür, ob die Menschen die Wahrheit sagen.»
    «Und hat Parker die Wahrheit gesagt?»
    «Ich glaube es», sagte Poirot langsam.
    Einige Augenblicke später lenkten wir unsere Schritte dem Dorf zu.
    «Was meinten Sie mit der Frage nach den zwei Gläsern?», erkundigte ich mich.
    Poirot zuckte die Achseln.
    «Man muss etwas sagen», bemerkte er, «diese Frage erfüllte ebenso ihren Zweck wie jede andere.»
    Ich starrte ihn an.
    «Jedenfalls, mein Freund», sagte er ernster, «weiß ich nun etwas, was ich erfahren wollte. Und dabei wollen wir es bewenden lassen.»

16
     
    A m gleichen Abend hatten wir eine kleine Mah-Jongg-Party. Diese besondere Art, Gastfreundschaft zu üben, ist in King’s Abbot sehr beliebt. Die Gäste kommen nach dem Abendessen und werden mit schwarzem Kaffee bewirtet, später auch mit Tee, Brötchen und Gebäck. Unsere Gäste waren Miss Ganett und Colonel Carter, der in der Nähe der Kirche wohnt. Bei derartigen Gelegenheiten wird sehr viel geklatscht, und ich war der festen Überzeugung, dass diese Mah-Jongg-Party nur ein Vorwand für Caroline war, die aufregenden Ereignisse der letzten Tage in Ruhe zu behandeln.  
    «Unfreundliches Wetter», begann der Colonel, der am Kamin lehnte, während meine Schwester Miss Ganett half, sich ihrer vielen Hüllen zu entledigen. «Sehr geheimnisvolle Geschichte mit dem armen Ackroyd … finden Sie nicht auch, Sheppard? Ich habe von Erpressungen munkeln hören … Zweifellos steckt eine Frau dahinter. Verlassen Sie sich darauf, eine Frau hat hier die Hand im Spiel.»
    In diesem Augenblick kamen die beiden Damen herein und nahmen Platz.
    Miss Ganett sprach dem Kaffee zu, während Caroline das Mah-Jongg-Kästchen auf den Tisch stellte.
    «Wollen wir anfangen?», fragte sie.
    Wir setzten uns, und ganze fünf Minuten wurde schweigend gespielt.
    «Heute Vormittag habe ich Flora Ackroyd gesehen», sagte Miss Ganett.
    «So?»; fragte Caroline. «Wo denn?»
    «Mich sah sie nicht.» Miss Ganett sprach mit jenem ungeheuren Nachdruck, wie er nur in kleinen Orten gedeiht.
    «Ah …» Caroline war interessiert. «War Flora allein?»
    «Aber, liebste Caroline …!» Miss Ganett schüttelte den Kopf.
    Die Blicke der beiden Damen trafen sich und schienen einander ausgezeichnet zu verstehen.
    «Wirklich?», flüsterte Caroline. «Das stimmt also doch? Nun, mich überrascht es nicht im geringsten.»
    «Wir warten auf Sie, Miss Sheppard, Sie sind an der Reihe», brummte Colonel Carter. Er gefällt sich manchmal in der Rolle des Mannes, der nur auf das Spiel erpicht ist und nichts auf Klatsch gibt – allerdings lässt sich niemand dadurch täuschen.
    «Was ich noch sagen wollte», fuhr Miss Ganett fort, ohne den nicht unberechtigten Einwurf zu beachten, «Flora hatte Glück, wirklich viel Glück …»
    «Inwiefern?», fragte Carter. «Warum soll Miss Flora Glück gehabt haben?»
    «Ich verstehe vielleicht nicht viel von Verbrechen», fuhr sie mit der Miene eines Menschen fort, der alles weiß, was es nur zu wissen gibt, «aber das eine kann ich euch sagen: die erste Frage, die gewöhnlich gestellt wird, lautet: ‹Wer hat den Verstorbenen zuletzt am Leben gesehen?› … Und derjenige wird dann meistens argwöhnisch betrachtet. Flora war die letzte, die ihren Onkel sprach. Das hätte schlimm für sie aussehen können, sehr schlimm sogar; ich glaube, dass Ralph nur ihretwegen verschwunden ist – um den Verdacht von ihr abzulenken …»
    «Aber, aber», widersprach ich. «Sie wollen doch nicht andeuten, dass ein junges Mädchen wie Flora ihren Onkel …»
    «Na … ich weiß nicht. Kürzlich las ich in einem Buch über die Pariser Unterwelt, dass junge Mädchen mit engelhaften Gesichtern sehr oft Schwerverbrecherinnen sind …»
    «Unsinn», bemerkte Caroline sofort, «vielleicht ist dies in Frankreich der Fall, aber nicht bei uns. Ich habe übrigens meine eigene Meinung über Captain Ralph Paton, behalte sie aber vorläufig für mich.»
    Um so besser, dachte ich und machte dann den Vorschlag, mit dem Spiel aufzuhören; es war ja doch nur ein Vorwand, um die lieben Dorfbewohner mehr oder weniger liebenswürdig zu kritisieren. Mein Vorschlag wurde denn auch mit nur schwachen Einwendungen angenommen.
    «Wir zerbrechen uns hier den Kopf», sagte Miss Ganett, «und ich bin sicher, dass der Doktor, der ja immer mit Mr. Poirot zusammensitzt, genau Bescheid

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