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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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aus Ralph Paton, hat sich nie etwas aus ihm gemacht. Das kannst du mir glauben!»
    Und ich glaubte es.

17
     
    A m nächsten Morgen fiel mir ein, dass ich vielleicht ein wenig unbesonnen gewesen war. Allerdings hatte Poirot nicht verlangt, dass ich die Entdeckung des Ringes für mich behalten sollte; andererseits aber hatte er über den Ring nie mehr gesprochen, und soviel ich wusste, war ich der einzige Mensch, der eingeweiht war. Ich fühlte mich schuldig. Wie ein Lauffeuer verbreitete sich die Kunde durch King’s Abbot. Ich erwartete jeden Augenblick berechtigte Vorwürfe von Poirot.  
    Das gemeinsame Begräbnis von Mrs. Ferrars und Roger Ackroyd war für elf Uhr festgesetzt worden. Es war eine traurige und eindrucksvolle Feier. Alle Bewohner von Fernly waren anwesend. Nachher nahm Poirot mich am Arm und lud mich ein, ihn zu begleiten.
    «Sehen Sie», sagte er, «wir müssen handeln. Ich möchte mit Ihrer Hilfe einen Zeugen verhören. Wir wollen ihn befragen, wollen ihn derart in die Enge treiben, dass die Wahrheit herauskommen muss.»
    «Welchen Zeugen meinen Sie?», fragte ich erstaunt.
    «Parker», erwiderte Poirot. «Ich bat ihn heute Vormittag, um zwölf Uhr zu mir zu kommen. Er dürfte in diesem Augenblick bereits zuhause warten.»
    «Glauben Sie, dass er Mrs. Ferrars erpresst hat?»
    «Mein Freund, ich will Ihnen nur soviel sagen – ich hoffe, dass er es war.»
    Als wir eintraten, erhob sich der Butler ehrerbietig. «Guten Morgen, Parker», begrüßte ihn Poirot. «Einen Augenblick, bitte.»
    Er legte Mantel und Handschuhe ab.
    «Erlauben Sie», sagte Parker und sprang hinzu, um ihm behilflich zu sein. Er legte die Kleidungsstücke ordentlich auf einen Sessel neben der Tür. Poirot beobachtete ihn beifällig.
    «Danke, lieber Parker», sagte er. «Wollen Sie nicht Platz nehmen? Was ich zu sagen habe, wird vielleicht länger dauern.»
    Parker setzte sich.
    «Weshalb, glauben Sie, habe ich Sie hierherbitten lassen?»
    Parker hüstelte.
    «Ich dachte, dass Sie mich privatim einiges fragen wollten, was meinen verstorbenen Herrn betrifft.»
    «Sehr richtig», bestätigte Poirot. «Haben Sie Erfahrung in Erpressungen?»
    Parker sprang auf.
    «Regen Sie sich nicht auf», fuhr Poirot gelassen fort. «Spielen Sie hier nicht die Posse eines ehrlichen, verleumdeten Mannes. Sie wissen doch alles, was es über Erpressung zu wissen gibt, oder nicht?»
    «Aber ich verstehe nicht …»
    «Warum, mein bester Parker, waren Sie an jenem Abend so darauf erpicht, Mr. Ackroyds Gespräch zu belauschen, nachdem Sie das Wort Erpressung aufgefangen hatten?»
    «Ich war ja gar nicht …»
    «Wer war Ihr letzter Herr?», fuhr Poirot ihn plötzlich an.
    «Mein letzter Herr?»
    «Ja, der Herr, bei dem Sie vor Mr. Ackroyd in Diensten standen.»
    «Ein Major Ellerby …»
    Poirot nahm mm das Wort aus dem Mund.
    «Sehr richtig, Major Ellerby. Der Major nahm gewohnheitsmäßig Betäubungsmittel, nicht? Sie reisten mit ihm. Auf den Bermudas gab es einen Zwischenfall – ein Mann wurde getötet. Major Ellerby war teilweise dafür verantwortlich. Es wurde vertuscht. Aber Sie wussten es. Wie teuer hat Major Ellerby Ihr Stillschweigen erkauft?»
    Parker starrte ihn mit offenem Mund an. Er war völlig zusammengebrochen, seine Wangen zitterten.
    «Wie Sie sehen, habe ich Erkundigungen eingezogen», sagte Poirot freundlich. «Es ist so, wie ich sage. Sie bekamen als Schweigegeld eine hübsche Summe, und Major Ellerby zahlte weiter, bis er starb. Nun möchte ich von Ihrem letzten Versuch hören.»
    Parker starrte ihn noch immer an.
    «Leugnen ist zwecklos. Hercule Poirot weiß alles. Es stimmt, was ich über Major Ellerby erzählte, nicht wahr?»
    Parker nickte. Sein Gesicht war aschfahl geworden.
    «Ich habe aber nichts mit Mr. Ackroyds Tod zu tun!», rief er. «Gott ist mein Zeuge, ich habe es nicht getan – ich habe ihn nicht ermordet!» Er schrie beinahe.
    «Mein Freund, ich will Ihnen gern glauben», erwiderte Poirot. «Sie haben nicht die Nerven, nicht den Mut dazu. Aber ich muss die Wahrheit erfahren.»
    «Ich will Ihnen die Wahrheit sagen, Sir, alles, was Sie wissen wollen. Es ist wahr, dass ich an jenem Abend zu lauschen versuchte. Ein oder zwei Worte, die ich auffing, erregten meine Neugier. Und dass Mr. Ackroyd ungestört bleiben wollte und sich in so auffallender Weise mit dem Doktor einschloss. Gott weiß, dass alles wahr ist, was ich vor der Polizei ausgesagt habe. Ich hörte das Wort Erpressung, Sir, und …»
    «Sie dachten, da

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