Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
weiß …»
    «Keine Rede davon», widersprach ich.
    Ich war überzeugt, dass ich wirklich nichts wusste.
    «James ist so zurückhaltend», beklagte sich meine Schwester.
    «Und ist Poirot wirklich so ein großer Detektiv?» Dies kam von Colonel Carter.
    «Der größte, den die Welt jemals sah», behauptete Caroline nachdrücklich. «Er musste inkognito hierherkommen, um der Öffentlichkeit zu entgehen.»
    «Welch eine Ehre für unser kleines Dorf!», rief Miss Ganett. «Wissen Sie übrigens, was Elise, das Küchenmädchen in Fernly, meiner Clara erzählt hat? Eine ganze Menge Geld soll dort gestohlen worden sein, und die Zofe ist in die Sache verwickelt. Sie soll nächtelang weinen und geht Ende des Monats. Das Mädchen war mir immer schon verdächtig, verkehrte mit niemandem, ging immer allein aus. Ich habe sie mal zu unserem Mädchentreffen eingeladen, aber sie lehnte ab … Können Sie sich das denken? Dann fragte ich sie nach ihrer Heimat, ihrer Familie und so weiter, und ich muss gestehen, ihr Benehmen war äußerst ungezogen. Sehr ehrerbietig, aber direkt beleidigend zurückhaltend.»
    Miss Ganett schöpfte Atem, Caroline ließ diese Gelegenheit nicht ungenutzt vorübergehen.
    «Miss Russell hat an jenem Freitagvormittag James unter irgendeinem Vorwand konsultiert. Meiner Meinung nach wollte sie nur Ausschau halten, wo die Gifte aufbewahrt werden …»
    «Aber, aber …», sagte diesmal Miss Ganett.
    Caroline antwortete nur mit einem bedeutungsvollen Achselzucken.
    «Sie erwähnten vorhin Ralph Paton», fuhr Miss Ganett fort. «Haben Sie eine Ahnung, wo er stecken könnte?»
    «Ich glaube, ja.»
    Wir alle starrten sie ungläubig an.
    «Sehr interessant, Miss Caroline», bemerkte Carter.
    Miss Ganett ließ nicht locker.
    «Ihr … hm … eigener Gedanke?»
    «Nicht ganz. Aber Mr. Poirot blieb neulich vor der großen Karte in der Halle stehen, brummte etwas vor sich hin und erwähnte dann, dass Cranchester die einzige größere Stadt der Umgebung sei. Und da ging mir auf einmal ein Licht auf: Ralph ist in Cranchester!»
    «Kann ich mir nicht vorstellen», rief der Colonel. «Liegt zu sehr in der Nähe!»
    «Gerade deshalb», beharrte sie. «Man hat festgestellt, dass er nicht mit dem Zug abgereist ist. Er wird ganz einfach zu Fuß nach Cranchester gelaufen sein. Keiner wird auf den Gedanken kommen, dass er sich so nahe von hier aufhält.»
    «Merkwürdig», sagte Miss Ganett nachdenklich. «Mr. Poirot fuhr heute Nachmittag an mir vorbei. Er kam aus der Richtung von Cranchester.»
    «Sehen Sie …» Caroline triumphierte.
    «Sie tragen aber wirklich nicht viel zur Bereicherung unseres Wissens bei, Doktor», bemerkte der Colonel gemütlich. «Ein Herz und eine Seele mit dem großen Detektiv – und nicht die geringste Andeutung für uns, was eigentlich vorgeht …»
    «Colonel Carter hat recht», fiel meine Schwester ein.
    «Du sitzt da wie ein steinerner Gast und sagst nichts.»
    «Aber Caroline», verteidigte ich mich, «ich habe tatsächlich nichts zu berichten. Oder vielleicht doch …», fuhr ich leichtsinnig fort. «Was haltet ihr von einem gefundenen Trauring mit dem Buchstaben ‹R› und einem Datum?»
    Es war sehr unvorsichtig von mir, das zu sagen.
    Ich übergehe die nun folgende Szene. Ich musste genau beschreiben, wo der Schatz gehoben worden war, und wurde gezwungen, auch das eingravierte Datum anzugeben.
    «13. März?», fragte Caroline. «Genau vor sechs Monaten! Aha!»
    Aus dem Gewirr erregter Vorschläge und Vermutungen gingen drei Annahmen hervor.
    1. Colonel Carter: Ralph ist heimlich mit Flora verheiratet.
    2. Miss Ganett: Roger Ackroyd war heimlich mit Mrs. Ferrars verheiratet.
    3. Meine Schwester: Roger Ackroyd war heimlich mit Miss Russell verheiratet.
    Eine vierte Möglichkeit wurde später noch von Caroline angedeutet, bevor wir zu Bett gingen.
    «Mich würde es nicht wundern, wenn Flora und Geoffrey Raymond miteinander verheiratet wären …»
    «Dann müsste im Ring wohl ‹G› statt ‹R› stehen», wandte ich ein. «Wie denkst du aber über Hektor Blunt?»
    «Unsinn! Ich gebe zu, er bewundert sie und ist vielleicht sogar in sie verliebt. Aber verlass dich darauf: Ein Mädchen wird sich niemals in einen Mann verlieben, der dem Alter nach ihr Vater sein könnte, wenn ein hübscher, junger Sekretär in der Nähe ist. Vielleicht spielt sie etwas mit dem Feuer. Die jungen Mädchen von heute machen das alle so. Aber eins sage ich dir, James: Flora Ackroyd macht sich nicht das geringste

Weitere Kostenlose Bücher