Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
Vom Netzwerk:
Beschreibung bekannt gemacht worden. Allerdings nicht sehr genau, gebe ich zu. Dieser Bursche hat richtig die amerikanische Aussprache und leugnet nicht, an jenem Abend in der Nähe von King’s Abbot gewesen zu sein. Erklärt nur immer, was zum Teufel das uns angehe und dass er uns alle in der Hölle schmoren sehen wolle, ehe er irgendeine Frage beantworte.»
    «Würden Sie erlauben, dass auch ich ihn sehe?», fragte Poirot. Der Chefinspektor kniff ein Auge zu.
    «Wir sind entzückt, Sie hierzuhaben. Sie dürfen alles machen, was Sie wollen. Inspektor Japp von Scotland Yard fragte erst kürzlich nach Ihnen. Sagte, Sie seien inoffiziell an dem Fall beteiligt. Wo verbirgt sich Captain Paton, können Sie mir das nicht sagen?»
    «Ich bezweifle, dass das zum jetzigen Zeitpunkt klug wäre», parierte Poirot großartig, und ich biss mir auf die Lippen, um ein Lächeln zu verbergen.
    Der kleine Mann verstand sein Handwerk wirklich gut.
    Kurz darauf wurden wir zu dem Gefangenen geführt. Es war ein junger Mann, nicht älter als zwei-oder dreiundzwanzig, groß, schlank, mit leicht schlenkernden Armen und allen Zeichen großer Körperkraft, wenn auch schon etwas verbraucht. Sein Haar war dunkel, und er hatte blaue, verschmitzte Augen, die selten jemandem ehrlich ins Gesicht blickten.
    «Also, Kent», begann der Chefinspektor. «Stehen Sie auf. Da sind einige Herren, die Sie besuchen wollen. Kennen Sie einen von ihnen?»
    Kent sah uns mürrisch an, antwortete aber nicht. Ich sah, wie seine Blicke über uns hinweggingen und dann zu mir zurückkehrten.
    «Nun, Doktor, was sagen Sie?», fragte mich der Chefinspektor.
    «Die Größe stimmt», antwortete ich. «Und nach dem allgemeinen Eindruck könnte es der betreffende Mann sein. Mehr kann ich nicht sagen.»
    «Was zum Teufel hat dies alles zu bedeuten?», fragte Kent. «Was haben Sie gegen mich? Heraus damit! Was soll ich verbrochen haben?»
    Ich nickte mit dem Kopf.
    «Er ist es», sagte ich. «Ich erkenne die Stimme.»
    «Sie erkennen meine Stimme? Wo glauben Sie die denn schon gehört zu haben?»
    «Am letzten Freitagabend vor dem Gittertor von Fernly Park. Sie fragten mich nach dem Weg dahin.»
    «So, habe ich das getan?»
    «Geben Sie es zu?», fragte der Inspektor.
    «Ich gebe gar nichts zu. Nicht eher, bis ich weiß, wessen Sie mich verdächtigen.»
    «Haben Sie in den letzten Tagen keine Zeitung gelesen?» fragte Poirot. Er sprach zum ersten Mal.
    Die Augen des Mannes verengten sich.
    «Das ist es also? Ich las, dass ein alter Mann in Fernly ermordet wurde. Wollt ihr mir jetzt diese Tat in die Schuhe schieben?»
    «Sie waren an jenem Abend dort», sagte Poirot ruhig.
    «Woher wissen Sie das?»
    «Daher.» Poirot zog etwas aus der Tasche und hielt es ihm hin. Es war der Gänsekiel, den wir im Gartenhaus gefunden hatten. Bei diesem Anblick verwandelte sich der Ausdruck seines Gesichtes. Er streckte die Hand danach aus.
    «Schnee», sagte Poirot nachdenklich. «Nein, nein, mein Freund, er ist leer. Der Federkiel lag genau da, wo Sie ihn an jenem Abend im Gartenhaus fallen ließen.»
    Charles Kent blickte ihn unsicher an.
    «Sie scheinen höllisch viel zu wissen, Sie kleiner ausländischer Grünschnabel. Vielleicht bedenken Sie aber Folgendes: Die Zeitungen behaupten, der alte Herr sei zwischen drei viertel zehn und zehn Uhr ermordet worden.»
    «Ist mir bekannt», stimmte Poirot bei.
    «Ja, aber war es wirklich so? Das möchte ich wissen.»
    «Der Herr hier wird es Ihnen sagen», antwortete Poirot.
    Er wies auf Inspektor Raglan. Dieser zögerte, blickte wie fragend zu Chefinspektor Hayes und dann zu Poirot hinüber und sagte endlich: «Es ist richtig. Zwischen drei viertel zehn und zehn Uhr.»
    «Dann haben Sie kein Recht, mich hier zurückzuhalten», begehrte Kent auf. «Zwanzig Minuten nach neun lag Fernly Park schon weit hinter mir. Sie können im ‹Dog & Whistler› nachfragen. Das ist eine Schenke auf dem Wege nach Cranchester, ungefähr eine Meile von Fernly Park entfernt: Ich schlug dort ein wenig Radau, soweit ich mich erinnere, und es fehlte nicht viel an drei viertel zehn. Was sagen Sie dazu?»
    Inspektor Raglan schrieb etwas in sein Notizbuch.
    «Nun?», fragte Kent.
    «Erkundigungen werden eingeholt», antwortete der Inspektor. «Wenn Sie die Wahrheit sagen, werden Sie es nicht zu bereuen haben. Was hatten Sie überhaupt in Fernly Park zu suchen?»
    «Besuchte jemand.»
    «Wen?»
    «Das geht Sie nichts an.»
    «Halten Sie Ihre Zunge besser im Zaum, mein

Weitere Kostenlose Bücher