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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Geldangelegenheiten. Das Mädchen wusste sich vielleicht einer verhältnismäßig kleinen Summe wegen nicht zu helfen. Stellen Sie sich selbst vor, was vielleicht geschah. Sie hat das Geld genommen und steigt die Treppe herab. Auf halbem Weg hörte sie aus der Halle Gläserklirren. Sie bezweifelt keinen Augenblick, was es ist – Parker kommt auf das Arbeitszimmer zu. Entdeckt man den Verlust des Geldes, so erinnert er sich sicher daran, dass sie jene Treppe heruntergekommen war. Es bleibt ihr gerade noch soviel Zeit, an die Tür des Arbeitszimmers zu eilen und die Hand auf die Klinke zu legen, um den Anschein zu erwecken, dass sie eben herausgekommen sei. Sie sagt das Erstbeste, was ihr einfällt – eine Wiederholung von Roger Ackroyds früherem Auftrag –, und geht dann auf ihr Zimmer.»
    «Ja, aber später muss sie doch eingesehen haben, wie unendlich wichtig es war, die Wahrheit zu sagen! Die ganze Sache dreht sich ja darum.»
    «Nachher», sagte Poirot trocken, «war es ein wenig schwierig für Miss Ackroyd. Es wurde ihr nur mitgeteilt, dass ein Diebstahl verübt worden sei. Selbstverständlich zieht sie daraus den Schluss, dass der Diebstahl des Geldes entdeckt ist. Sie hat jetzt nur den einen Gedanken, bei ihrer Aussage zu bleiben. Als sie erfährt, dass ihr Onkel tot ist, wird sie von panischem Schrecken erfasst. Junge Damen fallen heutzutage nicht ohne schwerwiegenden Anlass in Ohnmacht. Eh bien, das ist es eben. Sie muss entweder bei ihrer Erzählung bleiben oder alles gestehen. Und ein junges, hübsches Mädchen gibt nicht gern zu, eine Diebin zu sein – besonders in Gegenwart desjenigen, dessen Achtung sie sich unbedingt erhalten möchte.»
    Raglan schlug mit der Faust auf den Tisch.
    «Das glaube ich nicht», sagte er. «Das ist – zu unwahrscheinlich. Und Sie – Sie wussten das die ganze Zeit?»
    «Die Möglichkeit zog ich von allem Anfang an in Betracht», gab Poirot zu. «Ich war immer überzeugt, dass Miss Flora etwas vor uns verbarg. Um mich aber zu vergewissern, machte ich neulich jenes kleine Experiment, von dem ich Ihnen erzählte. Dr. Sheppard war dabei.»
    «Ein Prüfstein für Parker sollte es sein, sagten Sie damals», bemerkte ich bitter.
    «Mein Freund», entschuldigte sich Poirot. «Ich sagte auch, man müsse irgendetwas sagen.»
    Der Inspektor erhob sich.
    «Da bleibt nur eines zu tun übrig», erklärte er. «Wir müssen die junge Dame überrumpeln. Wollen Sie mich nach Fernly begleiten, Mr. Poirot?»
    Poirot war sofort einverstanden.
    «Gewiss. Doktor Sheppard wird uns in seinem Wagen hinbringen.»
    Ich war einverstanden.
     
    Als wir nach Miss Ackroyd fragten, wurden wir in das Billardzimmer geführt. Flora und Hektar Blunt saßen auf der langen Fensterbank.
    «Guten Morgen, Miss Ackroyd», begann der Inspektor. «Könnten wir einige Worte mit Ihnen allein sprechen?»
    Blunt erhob sich sofort und schritt zur Tür.
    «Was wünschen Sie?» fragte Flora gereizt. «Gehen Sie nicht, Major Blunt. Er darf doch bleiben, nicht wahr?», bat sie den Inspektor.
    «Das hängt von Ihnen ab», war die trockene Antwort. «In Ausübung meines Amtes muss ich einige Fragen an Sie richten, doch würde ich es lieber unter vier Augen tun, und ich darf wohl annehmen, dass auch Sie das vorziehen dürften.»
    Flora blickte ihn durchdringend an. Ich sah, wie sie erbleichte. Dann wandte sie sich an Blunt.
    «Ich möchte, dass Sie bleiben – bitte – ja. Ich meine es wirklich. Was immer der Inspektor mir zu sagen haben mag: Sie sollen es hören.»
    Raglan zuckte die Achseln.
    «Nun, wenn Sie es so haben wollen, lässt sich das nicht ändern. Also, Miss Ackroyd, Mr. Poirot machte eine sehr bestimmte Andeutung. Er behauptet, Sie seien an jenem Freitag nicht im Arbeitszimmer gewesen, Sie hätten Mr. Ackroyd nie gesehen, um ihm gute Nacht zu wünschen, sondern seien die Treppe von Ihres Onkels Schlafzimmer heruntergekommen, als Sie Parker in der Halle hörten.»
    Floras Blick suchte Poirot. Er nickte ihr zu.
    «Mademoiselle, als wir neulich um den runden Tisch saßen, beschwor ich Sie, aufrichtig zu mir zu sein. Was Papa Poirot nicht gesagt wird, findet er heraus. So war es doch, nicht wahr? Sehen Sie, ich will es Ihnen leicht machen. Sie haben das Geld genommen?»
    «Das Geld?», fragte Blunt scharf.
    Alle schwiegen.
    Dann richtete sich Flora auf.
    «Monsieur Poirot hat recht. Ich habe das Geld genommen. Ich habe gestohlen. Ich bin eine Diebin – ja, eine gewöhnliche Diebin. Jetzt wissen Sie es. Ich bin

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