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Alibi

Alibi

Titel: Alibi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Zukunft. Und meine Schwester behält in solchen Dingen immer recht.»
    «Meinen Sie wirklich …», begann Blunt und hielt inne.
    Er gehört zu jenen verschlossenen Menschen, denen es schwerfällt, ihre Gedanken in Worte zu fassen.
    Poirot weiß nichts von solcher Unfähigkeit.
    «Wenn Sie mir nicht glauben, fragen Sie sie selbst, Monsieur. Aber vielleicht liegt Ihnen nichts mehr daran – nach jener Geldaffäre.»
    Blunt gab einen Laut von sich, der wie ärgerliches Lachen klang.
    «Sie denken, das könnte mich beeinflussen? Roger war in Geldsachen immer ein wunderlicher Kauz. Sie geriet in eine Klemme und wagte nicht, es ihm zu sagen. Armes Kind! Armes, einsames Kind!»
    Poirot blickte nachdenklich nach dem Seitenausgang.
    «Ich glaube, Miss Flora ist in den Garten gegangen.»
    «Ich bin in jeder Beziehung ein Narr gewesen», sagte Blunt plötzlich. «Sie sind ein ganzer Kerl, Poirot. Ich danke Ihnen.»
    Er ergriff Poirots Hand und drückte sie so heftig, dass der sich vor Schmerzen wand.
    «Nicht ein Narr in jeder Beziehung», murmelte Poirot, während er seine schmerzende Hand liebevoll streichelte. «Nur in einer Beziehung – in der Liebe!»

20
     
    I nspe ktor Raglan war sehr verstimmt.  
    «Das ändert alles, wirklich alles. Ich weiß nicht, ob Ihnen das klar ist, Monsieur Poirot?»
    «Ich denke schon», antwortete Poirot. «Ich vermutete es schon seit einiger Zeit.»
    «Und jetzt die Alibis», fuhr Raglan fort. «Alle wertlos! Vollkommen wertlos! Müssen von neuem beginnen, müssen herausfinden, was jeder ab halb zehn Uhr tat. Halb zehn – an diesen Zeitpunkt müssen wir uns halten. Sie hatten bezüglich jenes Kent vollkommen recht – wir werden ihn vorläufig nicht frei lassen. Einen Augenblick mal – um 9.40 Uhr war er im ‹Dog & Whistler›. In einer Viertelstunde konnte er hingekommen sein, wenn er eilig lief. Es ist also nicht unmöglich, dass er es war, den Mr. Raymond mit Ackroyd sprechen und um Geld bitten hörte. Eines ist allerdings klar: Die telefonische Nachricht kann nicht von ihm gekommen sein. Der Bahnhof liegt eine Meile entfernt in der entgegengesetzten Richtung, und bis ungefähr zehn Minuten nach zehn war Kent in jener Schenke. Zum Kuckuck mit dem Telefonanruf! Immer kommen wir auf ihn zurück. Was kann es nur für eine Bewandtnis damit haben?»
    «Sie haben recht», stimmte Poirot zu. «Eine merkwürdige Sache.»
    Wir langten in diesem Augenblick vor meinem Hause an, und ich eilte zu meinen Patienten, die schon eine hübsche Weile warteten. Poirot und der Inspektor liefen weiter.
    Nachdem der letzte Patient gegangen war, schlenderte ich in jenes kleine Zimmer hinten im Haus, das ich meine Werkstatt nenne – ich bin sehr stolz auf meine selbst gebauten Apparate. Caroline hasst den Raum, denn Annie darf sich mit Staubwedel und Besen dort nicht austoben.
    Ich war eben dabei, das Innere eines Weckers in Stand zu setzen, als die Tür geöffnet wurde und Caroline den Kopf hereinsteckte.
    «Oh, da bist du, James», knurrte sie. «Monsieur Poirot möchte dich sprechen.»
    «Gut», sagte ich etwas nervös, da ihr plötzliches Erscheinen mich so erschreckt hatte, dass mir ein feines Rädchen des Triebwerkes aus der Hand fiel. «Er kann hierherkommen.»
    Caroline rümpfte die Nase und zog sich zurück. Dann führte sie Poirot herein und schlug die Tür krachend hinter sich zu.
    «Ja, mein Freund», sagte der kleine Mann und kam händereibend näher, «wie Sie sehen, werden Sie mich nicht so leicht los.»
    «Alles erledigt?»
    «Vorläufig ja. Und Sie, sind Sie mit Ihren Patienten fertig?»
    «Ja.»
    Poirot nahm Platz, sah mir zu und neigte den eiförmigen Kopf zur Seite, wie jemand, der einen köstlichen Scherz genießt.
    «Sie irren», meinte er schließlich. «Sie werden noch einen Patienten vornehmen müssen.»
    «Doch nicht etwa Sie?» rief ich erstaunt.
    «Ach nein, nicht mich. Ich – ich erfreue mich ausgezeichneter Gesundheit. Nein, ich will Ihnen die Wahrheit gestehen, es ist ein kleines Komplott von mir. Ich möchte jemanden sprechen, verstehen Sie; gleichzeitig finde ich es aber nicht nötig, dass das ganze Dorf sich darüber den Kopf zerbricht, was unweigerlich geschehen würde, wenn man die Dame in mein Haus treten sähe – denn es ist eine Dame. Aber bei Ihnen war sie schon als Patientin. Ich sandte ihr ein paar Zeilen und bat sie um eine Zusammenkunft in Ihrem Haus. Sie sind mir doch nicht böse?»
    «Im Gegenteil», erwiderte ich. «Das heißt, vorausgesetzt, dass ich der

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