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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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Nacht an. Fürchte, meine süßen Träume von Michael und seinen Gespielinnen werden unsere Hotelrechnung in astronomische Höhen schnellen lassen. Na ja, was lässt man sich ein paar Stunden Schlaf nicht alles kosten.
    Zehn Minuten später schiebt uns der Fahrstuhl in Richtung Lobby. Nina ist ganz aus dem Häuschen. Das Gutscheinheft scheint ein wahrer Quell der Glückseeligkeit zu sein.
    »Hier, mit dem Coupon gibt's Cola für fünf Cent! Und da gibt es ein Strassarmband zu jeder Pizza. Die Pizza kostet übrigens nur einen Dollar !«
    Ich schlage zum Frühstück ein Croissant in irgendeinem Stehcafe vor, aber Nina will unbedingt den Klunker. Also bahnen wir uns den Weg durch den Dschungel aus Spielautomaten, bis wir an einer Theke landen, wo unser Pizzagutschein eingelöst wird. Eine schlecht gelaunte Afroamerikanerin, die  mir irgendwie bekannt vorkommt, weist uns einen Tisch direkt neben einer Slotmachine zu. Eiswasser gibt's umsonst, Kaffee am Selbstbedienungstresen für 25 Cent. Free refill, Nachschenken, so oft man will!
    »Ich liebe Amerika !« , setzt Nina ein eindeutiges Zeichen, erhaben über jede politisch unkorrekte und verwerfliche Entscheidung der US-Regierung. Das Singsang des Spielautomaten, der sich permanent in unser Gespräche einmischt, macht mir Kopfschmerzen.
    »Der hält erst seine Klappe, wenn du ihm einen Dollar schenkst«, errät Nina meine Gedanken.
    »Genau das wollen sie ja«, erkenne ich die List.
    Wir bekommen hier ein Lockangebot, aber während wir auf unser Essen warten, sollen wir spielen. Doch wir sind schlauer. Denn: »Wenn man der Spielsucht nicht verfällt, kann man in Vegas echt billig leben !« , gebe ich als Motto aus.
    Die Pizza kommt nach fünfundvierzig Minuten, ist aber erstaunlich frisch. Offenbar nicht aufgewärmt. Man hat uns tatsächlich eine Dreiviertelstunde dem Psychoterror ausgesetzt, um zu sehen, ob wir schwach werden, bevor man den Teiglappen in den Steinofen geschubst hat. Ninas Laune tut das keinen Abbruch. In einem Umschlag neben dem Teller befindet sich ein kleines Strassarmband im Wert einer halben Packung Kaugummi. Nina strahlt, als hätte sie soeben die Kronjuwelen geschenkt bekommen. Euphorisch durchblättert sie das Couponheftchen nach einem weiteren Pizzagutschein. Erst als ich ihr auch meinen Plastikschmuck schenke, gesteht Nina, dass sie eigentlich gar keinen Hunger mehr hat. Durst auch nicht, denn die achte Gratistasse Kaffee geht kaum noch rein.
    »Ich geh dann mal eben in den Ladies' Room«, zwinkert sie mir zu.
    »Dit dit dit dit !« , kommentiert der Automat Ninas Abgang. Die Bedienung ist mittlerweile besser gelaunt. Vielleicht hat Michael sie in der Zwischenzeit in der Küche besucht. Sie räumt unsere Teller ab. Dabei deutet sie auf den Automaten, mit dem Hinweis, er habe schon lange keine Serie mehr ausgespuckt. Es sei an der Zeit. Dann lässt sie ihr voluminöses Becken schwingen und stolziert zurück zum Tresen.
    »Dit dit, dit dit !« , animiert mich der Bandit.
    Er schaut mich eindringlich an.
    »Was willst du zu Hause erzählen ?« , fragt er mich, »du warst in Las Vegas und hast nicht ein einziges Mal gespielt?! Du machst dich doch lächerlich !«
    Okay. Er hat ja Recht. Einen Dollar kann man ja mal investieren. Gierig saugt der Automat den Lappen ein. Seine bunt beklebten Walzen beginnen sich zu drehen. Die Bildchen von Kirschen, Äpfeln und dem grinsenden Joker verwischen zu farbigen Linien. Für ein paar Sekunden. Dann ist alles vorbei. Klack, klack, klack. Zwei Kirschen und ein Joker. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Aber zum Glück kennt sich der Einarmige Bandit mit Glücksspiel aus. Auf seinem Display erklärt er mir, dass ich soeben fünf Dollar gewonnen habe. Wow. Einmal in Las Vegas gespielt und schon gewonnen! Heute scheint mein Glückstag zu sein. Ich sehe mich verstohlen um, ob sich schon irgendwelche Neider eingefunden haben. Doch niemand scheint etwas bemerkt zu haben. Nur die Bedienung lächelt mir aufmunternd zu. Das ist ein Anfang, aber noch nicht der Jackpot, will mir ihr Grinsen sagen. Da hat sie Recht. Ich könnte einfach weitermachen. Ich habe einen Dollar verspielt, fünf gewonnen, dass heißt, ich habe quasi vier Dollar frei zum Zocken.
    »Dit dit dit !« , es geht weiter. Mein einarmiger Freund mischt und zeigt mir drei unterschiedliche Symbole. Kann passieren. Einen Dollar verloren, aber ich hab ja noch drei. Zwei Kirschen und ein Apfel sind ebenso kein Gewinn wie zwei Äpfel und so ein Kringel mit

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