Alice@Hollywood
loswerden wollen, gebietet Ron uns per Handzeichen, im Hintergrund zu bleiben. Ruth und er tuscheln. Wahrscheinlich macht er ihr gerade den "Vorschlag, zu den drei eigenen noch weitere zehn Kinder zu adoptieren, was Ruth offenbar zu viel ist.
»O nein ... das ist doch nicht dein Ernst !« , entfährt es ihr.
Sie löst sich aus seinen Armen. Ron redet kurz auf sie ein. Dann kommt Ruth zu uns herüber.
»Kennt jemand den Film >Ein unmoralisches Angebot< ?« , will Ruth von uns wissen.
»O nein !« , entfährt es Nina, »Ron hat eine Geliebte, und die wird mit dem Messer auf dich losgehen und deinen Lieblingshasen in den Kochtopf stecken!«
»Das ist >Eine verhängnisvolle Affäre du Kinoexpertin !« , zische ich Nina zu. Dann frage ich nach: »Du willst doch nicht ernsthaft behaupten, irgend so ein Robert-Redford-Typ hat deinem Ron eine Million Dollar für eine Nacht mit dir geboten .«
Ruth schaut verletzt.
»Nicht, dass du das Geld nicht wert bist !« , füge ich besänftigend hinzu.
Ruth verneint. Es sei viel schlimmer. Jemand habe Ron Geld geboten für eine Nacht mit ihm. Kurz überlege ich, wie hoch bei Mr. Bierbauch das Angebot wohl sein kann. Ich tippe irgendwas zwischen zwei Dollar fünfzig und 'ner Packung Zigaretten.
»50000 Dollar. Das Startkapital für unsere Harley-Werkstatt !« , klärt Ruth auf, noch ehe ich meine Überlegungen laut werden lasse.
Jetzt will er von Ruth das Okay für diesen Deal haben.
»Du denkst doch nicht ernsthaft drüber nach zuzustimmen ?« , quiekt Nina, die vor Aufregung fast ihre Stimme verloren hat.
Doch Ruth denkt ernsthaft drüber nach. Mir fällt Steve ein. Wenn ich zu der Überzeugung käme, er sei die Liebe meines Lebens, dann könnte mich kein Geld der Welt dazu bewegen, ihn einer anderen zu überlassen. Nicht mal für eine Nacht. Selbst wenn wir danach steinreich wären, mit Haus in Beverly Hills, einem Pool und mehreren gut gebauten Gärtnern, unserer Ehe würde immer ein Makel anhaften. Nein, ich könnte es nie zulassen, dass mein Zukünftiger sich für Geld mit einer fremden Frau vergnügt.
»Okay. Er soll mit dem Typ schlafen !«
Ruth hat entschieden. Nina und ich trauen unseren Ohren nicht. Hat Ruth eben »Typ« gesagt?
»So, what's up ?« , ruft ein blonder Mister Universum im Netz-T-Shirt aus dem Taxi. Ron winkt ihm zu.
»It's okay. Do it !« , Ruth geht zu Ron und gibt ihm einen Kuss.
Ich will dazwischengehen, doch Nina hält mich zurück.
»Entweder«, analysiert sie, »entweder hat Ruth hier wirklich die Liebe ihres Lebens gefunden, die auch so etwas nicht zerstören kann, oder der Kerl taucht nie wieder auf. Dann hat sie was gelernt .«
Ich bin entsetzt über die Nüchternheit, mit der Nina die Situation betrachtet, gebe ihr aber in allen Punkten Recht. Ron verschwindet im Taxi. Ohne dem abfahrenden Wagen hinterherzusehen, wendet Ruth sich auf dem Absatz um. Erhobenen Hauptes schreitet sie an uns vorbei, in der festen Überzeugung, eben eine erwachsene Entscheidung getroffen zu haben. Hühner wie wir können da nicht mitreden. Ruth geht zu Käpt'n Hook, der das Schauspiel von der Reling aus beobachtet hat, und sagt die Hochzeit ab. Das spart mir wenigstens das Geld für die pfeifenden Seeleute.
Ein paar Stunden später im Hotel versuchen Sandy, Chantal, Lisa und Michael, die niedergeschlagene Ruth auf andere Gedanken zu bringen. Doch ihr Interesse an Sexspielen unter der Dusche scheint gebremst. Ich schalte die Glotze wieder aus. Inzwischen ist das passiert, was ich befürchtet habe: Ruth hat ihre Entscheidung bereut. Sie liegt auf meinem Bett, macht sich Vorwürfe und ertränkt mein Kopfkissen in ihren Tränen. Ich beschließe, das Kissen auch kommende Nacht wieder Nina zu überlassen. Ruth buddelt sich aus der Bettenburg heraus. Sie schaut verloren in die Runde. Dann atmet sie ein paar Mal tief durch und macht eine Ankündigung: »Ich habe lange überlegt und beschlossen, nicht tatenlos im Hotelzimmer zu sitzen und abzuwarten, was passiert. Ich gehe jetzt raus und werde ... mir die Show von Yanni ansehen. Kommt jemand mit ?«
»Yanni, die griechische Gesangs-Schwuchtel? Du hast sie ja wohl nicht mehr alle !« , ruft Nina.
»Aber du, ja? Robbie Williams mit so viel Talent zum Singen wie ein Leberwurstbrötchen zum Häkeln!«
Ahh, ich bekomme ein gutes Gefühl. Anscheinend ist die Trauer überstanden und Ruth fast wieder die Alte.
Gerade als ich den Vorschlag machen will, statt in ein Konzert vielleicht besser zum Roulette zu gehen, wo
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