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Alice@Hollywood

Alice@Hollywood

Titel: Alice@Hollywood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Bunzel , Andreas Gaw
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sie aufmerksam wurden und sie abwerben wollten. Ein Jahresgehalt in Millionenhöhe war zum Greifen nahe.
    »Ich wäre blöd gewesen, wenn ich da nicht zugesagt hätte !«
    Monica rutschte auf den Thron der Entwicklungsabteilung von »Magic in your eyes Inc .« , einer Fantasyspielefirma mit Milliardenumsätzen. Zunächst ging alles gut. Sie glänzte in Meetings durch ihre positive Ausstrahlung, und da sie die Abteilungsleiterin war, konnte sie andere mit der Kreativarbeit beauftragen. Es folgten die Luxusvilla in Beverly Hills und High-Society-Partys bis zum Abwinken. Monica war auf der  Überholspur, und die Rolle als erfolgreiche Businessfrau war die Traumrolle ihres Lebens. Monica lachte sich einen gut aussehenden Zeitungsverleger an, der ebenfalls auf sie hereinfiel. Das Traumpaar in Hochglanz.
    »Und dann kam der Tag, an dem ich zum ersten Mal wirklich beweisen sollte, was ich drauf habe .«
    Monica legt eine Pause ein. Sie packt die Reste des Kaugummis in die Folie zurück.
    »Ich hatte überall von meiner großartigen Idee für ein Abenteuerspiel angegeben, ohne auch nur den geringsten Ansatz dafür zu haben .«
    Doch ihr Chef wollte irgendwann Resultate sehen. Monica war in einer kniffligen Lage, denn es sollte der absolute Oberhammer auf dem Spielesektor her. Ihre Kollegen konnten leider mit nichts auftrumpfen, was sich gelohnt hätte, als eigene Idee auszugeben. Da besann sie sich auf Hank aus ihrer alten Firma, verabredete sich mit ihm und heuchelte, dass es ihr Leid täte und sie gerne wieder in seinen Konzern zurückkehren würde. Hank war zunächst skeptisch, doch er ging ihr auf den Leim, als sie ihr Becken unter ihm heftig schwingen ließ und »I love you« stöhnte.
    Der Rest war einfach. Hank arbeitete damals an einem Märchenspiel mit dem Titel >Adventureland<. Das ultimative Rollenspiel für Fantasyfreunde.
    Monica kopierte die Daten und stellte das Spiel in einer bombastischen Präsentation in ihrer Firma vor. Leider hatte ihr Chef auch Hank zu dieser Präsentation eingeladen, den er ebenfalls gerne für sich gewinnen wollte. Der Schwindel flog auf, und Rausreden oder sexuelle Avancen nützten nichts. Monica wurde gefeuert. Ihr Ruf in der Branche war ein für alle Mal dahin. Logischerweise wurde sie auch noch von ihrem Verlegerfreund verlassen, der von Monicas Affäre mit Hank erfahren hatte. Dann folgte eine Anzeige wegen Diebstahl geistigen Eigentums und eine hohe Geldstrafe.
    »Um's kurz zu machen: Ich habe alles verloren und bin in einem Loch in San Pedro aufgewacht. Und da wohne ich heute  noch.« Monica lacht mich an und fügt hinzu: »Aber ich habe es mir echt schön eingerichtet !«
    Sie merkt, dass ich einigermaßen geschockt bin von ihrem Geständnis und darauf warte, wie sie sich für ihr Verhalten wohl rechtfertigen wird.
    »Natürlich habe ich allen anderen die Schuld an meiner Misere gegeben«, setzt sie an, »denn meiner Meinung nach hatten mich erst die äußeren Umstände zu solch einem Verhalten getrieben .«
    Monica war wütend auf ihren Chef, auf Hank und auf ihren sonnengebräunten Verleger. In ihren Augen war sie die Einzige, die sich im Grunde nichts vorzuwerfen hatte. Die Branche, in der mit harten Bandagen gekämpft wird, war genauso schuld wie ihre Eltern, die sie nie in ihren Träumen unterstützt hatten. Monica wurde bitter und unversöhnlich. Sie hasste das Dreckloch, in dem sie jetzt wohnte, sie hasste die elendlange Busfahrt zu ihrem neuen Job als Auspackerin in einer Boutique, und sie hasste die Boutique und alle ihre Kundinnen, die es einfach nicht verdient hatten, dass es ihnen gut ging. Ein Leben in Luxus und Wohlstand hatte einzig und allein sie selbst verdient.
    »Und ich begann mich zu belügen, bis ich mir am Ende sogar glaubte !«
    Letztlich hatte sich in Monicas Kopf der Gedanke festgesetzt, dass die Idee für das Adventurespiel ursprünglich tatsächlich von ihr war und sie Opfer einer riesigen Verschwörung geworden sei, die das Ziel hatte, ihre Karriere zu zerstören. Ihr Leben war bestimmt von Hass und negativen Gefühlen. Oft lag sie nachts wach, beschäftigt mit dem Gedanken, wie sie es allen Menschen, die sie ungerecht behandelt hatten, heimzahlen könnte.
    »Ich hatte sogar schon überlegt, mir eine Waffe zu kaufen und selbst für Gerechtigkeit zu sorgen. Doch dann, vor drei Tagen, änderte sich mein Leben schlagartig !«
    Monica schaut einen Augenblick glücklich und zufrieden auf die Rosenbeete, die den Rand des Beverly Garden Parks  säumen.

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